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10. Februar 2011
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Tucker & Dale vs Evil (Eli Craig)
Tucker & Dale vs Evil (Eli Craig)
Bildmaterial: Senator, Central Film
Tucker & Dale vs Evil (Eli Craig)
Tucker & Dale vs Evil (Eli Craig)
Tucker & Dale vs Evil (Eli Craig)


Tucker & Dale vs Evil
(Eli Craig)

Kanada 2010, Buch: Morgan Jurgenson, Eli Craig, Kamera: David Geddes, Schnitt: Bridget Durnford, mit Tyler Labine (Dale), Alan Tudyk (Tucker), Katrina Bowden (Allison), Jesse Moss (Chad), Philip Granger (Sheriff), Brandon Jay McLaren (Jason), Christie Laing (Naomi), Chelan Simmons (Chloe), Travis Nelson (Chuck), Alex Arsenault (Todd), Adam Beauchesne (Mitch), Joseph Allan Sutherland (Mike), Karen Reigh (Cheryl), Tye Evans (Chad’s Dad), Bill Baksa (BJ Hillbilly), Mark W. Strong (Killer Hillbilly #1), Shaun Tisdale (Killer Hillbilly #2), Sasha Craig (News Reporter) 89 Min., Kinostart: 10. Februar 2011

»Is that your blood?«
»No, it’s college kid blood.«

Eigentlich fast ein Wunder, dass nicht schon vorher jemand auf die Idee gekommen ist. Es gibt ja schon genügend Filme, in denen es College Kids, die sich vor allem für leichte Drogen und das andere Geschlecht interessieren, in spärlich besiedelte Waldgebiete verschlägt, wo sich durch Inzucht degenerierte Hillbillys mit einer besonderen Diät ernähren oder andere Gefahren lauern. Die ursprüngliche Vietnam-Metapher oder andere politische Aussagen spielen längst keine Rolle, das Genre selbst ist zum bloßen Fun-Splatter degeneriert, ein paar nackte Brüste, Grusel und Splatter-Effekte, ein großer Teil des anvisierten Zielpublikums hat seit Jahrzehnten exakt die selben Interessen wie das innovativ dezimierte Teenage-Personal der Filme, das auch nicht mehr unbedingt die Identifikationsfiguren stellt. Nicht nur bei subjektiven Kameraeinstellungen laden Leatherface, Jason und Co. zum Schlachtmenü, bei Ego-Shootern kann man längst per Menü auch die Kettensäge als Waffe wählen.

Doch dieser Film dreht die Prämisse um, lässt die Kids besonders tumb erscheinen, und macht zwei Hillbillys zu (unfreiwilligen) Helden, die zwar nicht immer um ihr Leben fürchten müssen, aber zumindest um ihre Freiheit, wenn der obligatorische Sheriff zu Besuch kommt und all die Leichen der jungen Touristen findet.

Tucker und Dale wollen einfach nur Urlaub machen, ein paar gepflegte Bierchen zischen und vielleicht ein bißchen Angeln gehen (ja, es gibt auch ein paar Anspielungen auf Brokeback Mountain). Doch schon an einer Tankstelle, wo Dale (Tyler Labine, ein liebenswerter Knuddelbär) sich grämt, dass sich nie so ein blendend aussehendes, adrettes Mädchen für ihn interessieren wird, geht bereits alles schief, und die Missverständnisse zwischen ganz normalen naturverbundenen Durchschnittsmenschen und mit Horrorfilmen überfütterten Zivilisationsmimosen treiben die Handlung des Films voran. Der selbstbewusstere Tucker (Alan Tudyk, der aus unerfindlichen Gründen nicht längst ein Comedy-Superstar ist), die Führernatur des Duos, gibt seinem schüchternen Kumpel gute Tips zur Kontaktaufnahme: »Just smile and laugh - it shows confidence. What’s the worst that could happen?« Es muss an der Sense gelegen haben, die Dale dabei in der Hand hält, dass die jungen Leute fluchtartig das Weite suchen. Doch lange Zeit sind Dale und Tucker die missgedeuteten Konnotationen ihrer Werkzeuge nicht einmal bewusst.

»What’s the worst that could happen?« - Dieser Satz ist quasi das Motto des Films, und Regisseur und Co-Autor Eli Craig hat sich einiges einfallen lassen, um kleine Missgeschicke entweder tödlich enden zu lassen oder zumindest die Teens zunehmend panisch und aus ihrer vermeintlichen Defensive immer aggressiver werden zu lassen, nur weil Tucker mal laut schreiend mit einer laufenden Kettensäge um die Ecke gerannt kommt. Statt zu fragen »Do you need help?«, werden Pläne geschmiedet, wie man die beiden unschädlich machen kann - was zu weiterem Blutvergießen führt (»These freaks are evil and they deserve everything that’s coming for them.«).

Neben einer hübschen kleinen Lovestory bietet Tucker & Dale auch noch einen kleinen Twist, der die trotz des Humors vorhandene Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten kann, und den Film letztlich doch näher ans Genre bringt, als man es bei einer Parodie mit umgedrehten Vorzeichen erwartet hätte.