Originaltitel: Potiche, Frankreich 2010, Buch: François Ozon, Lit. Vorlage: Pierre Barillet, Jean-Pierre Grédy, Kamera: Yorick Le Saux, Schnitt: Laure Gardette, Musik: Philippe Rombi, Production Design: Katia Wyszkop, Kostüme: Pascaline Chavanne, mit Catherine Deneuve (Suzanne Pujol), Gérard Depardieu (Maurice Babin), Fabrice Luchini (Robert Pujol), Karin Viard (Nadège), Judith Godrèche (Joëlle), Jérémie Rénier (Laurent Pujol), Sergi López (Spanischer LKW-Fahrer), Évelyne Dandry (Geneviève Michonneau), Bruno Lochet (André), Elodie Frégé (Suzanne, jung), Gautier About (Babin, jung) Jean-Baptiste Shelmerdine (Robert, jung), Noam Charlier (Flavien), Martin De Myttenaere (Stanislas), Yannick Schmitz (Jean-François), 103 Min., Kinostart: 24. März 2011
In ihrer ersten großen Rolle in Jacques Demys Les parapluies de Cherbourg spielte die damals blutjunge Catherine Deneuve die Tochter einer Frau, die in einem kleinen Laden Regenschirme verkauft. In Potiche, ihrer nach Huit femmes zweiten Zusammenarbeit mit François Ozon, ist die Deneuve, mittlerweile eine der großen alten Damen des Weltkinos, zur Gattin eines Regenschirmfabrikanten aufgestiegen. Leider ist diese possierliche kleine Anekdote fast schon das Spannendste an diesem Film.
Ozon, der bei seinen letzten Filmen unübersehbar seine frühere Meisterschaft als Regisseur vermissen ließ und sich zwischen Variationen früherer Themen und leichter Fahrigkeit zu verlieren droht, erklärt im Pressematerial, dass Potiche im Gegensatz zum vollständig im Studio entstandenen Huit femmes »zu großen Teilen in natürlichen Dekors gedreht« wurde, weil es hier nicht darum geht, »Frauen gemeinsam in einen Käfig zu sperren, um zu sehen, was passiert«, sondern um eine Frau, die sich aus ihrem (Ehe-)Gefängnis befreit. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass Potiche trotz der vermeintlichen Bemühungen des Regisseurs zu fast jedem Zeitpunkt exakt wie ein Boulevard-Theaterstück aussieht (inkl. Mauerschau etc.), wirkt der Film auch ziemlich altbacken und behäbig. Ozon, der früher mit spielerischem Elan Erwartungen durchkreuzte und immer wieder verblüffte (man denke nur an seine Fassbinder-Adaption Gouttes d'eau sur pierres brûlantes), versucht hier mühselig, durch Veränderungen am Originalstoff, ihm zum einen seinen eigenen Stempel aufzudrücken und es zum anderen trotz veränderter Wirtschaftssituation relevant erscheinen zu lassen, doch abgesehen von einer rührseligen Nostalgie, die sich insbesondere in der gefühlt zwanzigsten Film-Paarung von Deneuve/Depardieu auf die Leinwand brennt, enttäuscht der Film sehr viel öfter, als dass er verzückt oder Spaß macht.
Früher hätte Ozon ausgiebig mit dem ambivalenten Innuendo der Rolle von Jérémie Rénier gespielt (man kann es noch erkennen, aber es wirkt so, als hätte man es absichtlich unterdrückt, um nicht vom beabsichtigten Deneuve-Melodram abzulenken), er hätte Grenzen überschritten, knallig überzeichnet und vielleicht sogar ein bisschen geschockt. Heutzutage kann man das nur noch im Ansatz wiedererkennen: im knallroten Trainingsanzug des vor der Befreiung befindlichen Mütterchens, das Ozon mit der ironisch gebrochenen Natur kontrastiert, wie eine nach einem Vierteljahrhundert wiedergekäute Passage aus David Lynchs Blue Velvet.