Originaltitel: Puss in Boots, USA 2011, Buch: Brian Lynch, David H. Steinberg, Tom Wheeler, Jon Zack, Schnitt: Eric Dapkewicz, Musik: Henry Jackman, Production Design: Guillaume Aretos, Art Direction: Christian Schellewald, mit den Originalstimmen von Antonio Banderas (Puss in Boots), Salma Hayek (Kitty Softpaws), Zach Galifianakis (Humpty Dumpty), Billy Bob Thornton (Jack), Amy Sedaris (Jill), Guillermo del Toro (Moustache Man / Comandante), Conrad Vernon (Raoul / Soldier), Tom McGrath (Bar Thief), Chris Miller (Boy Blue / Friar Miller / Prison Guard / Manual / Rafael), 90 Min., Kinostart: 8. Dezember 2011
Und noch ein Paradebeispiel. Ein Paradebeispiel dafür, dass Hollywoodfilme keine Handlung mehr benötigen. Man kennt das aus den unzähligen Sommerspektakeln: Eine Actionszene jagt die nächste, man hat als Zuschauer eh keine Zeit, nach Logik oder Motivation zu fragen, und nach dem Kino schert sich darum auch niemand. Solang der Film wenigstens unterhält, ist das ja okay, und Puss in Boots unterhält durchaus. Als Gegner aller überflüssigen 3D-Filme muss ich dem Film auch konstatieren, dass der Einsatz von dreidimensionellen Split-Screens eine clevere Idee ist, aus der man sicher etwas machen kann. Aber das betrifft jetzt vielleicht 40 Sekunden von anderthalb Stunden, auf lange Sicht kann mich das noch nicht begeistern.
Da der Ableger der Shrek-Filme (der sich hütet, irgendwelche anderen bereits bekannten Shrek-Figuren durchs Bild huschen zu lassen, weil das womöglich Royalties kosten würde) für ein Familienpublikum konzipiert wurde, lässt man dem Film ja auch einiges durchgehen. Kinderfilme laufen ja auch nach immer wieder wiedergekäuten Schemata, Freundschaft, an sich selbst glauben undsoweiter. Doch irgendwann setze es bei mir aus. Nach einer guten Stunde wild hintereinandergehängter Szenen, die zwar hübsch Märchen mit Spaghetti-Western kreuzen und - wie gesagt - unterhaltsam waren, aber wirklich nicht unnötig viel Zeit darauf verwendeten, so etwas wie eine Geschichte zu erzählen, kommt dann irgendwann der »Twist«, der eine der Figuren als das Mastermind hinter einer großen Intrige offenbaren. Und spätestens dann funktioniert nichts mehr im Film. Es gibt alles keinen Sinn, eine behauptete Freundschaft, die zur Feindschaft und dann wieder zu Freundschaft wird, ist nicht mal im Ansatz glaubhaft, und das Interessanteste am Film, das leise Knistern zwischen Antonio Banderas und Salma Hayak (bzw. den Katzen, die sie spielen), bleibt auf dem bekannten Kinderfilm-Niveau wie schon bei den Zorro-Filmen, auf die der Film vielfach verweist. Der große Showdown um »Goose-zilla« erinnerte (in positivem Sinne) an Hellboy: The Golden Army (Guillermo del Toro hat mitproduziert und spricht zwei Rollen), doch bei aller Genre-Mischerei verliert der Film irgendwann sein Gesicht. Mehr »The Puss, the Kitty and the Egg« (im Sinne von Leones The Good, the Bad and the Ugly) hätte dem Film sicher gut getan, die Liebesgeschichte bleibt extra völlig offen, weil Puss in Boots ja ein Sequel zu den Shrek-Filmen ist und der Kater seine (vermeintliche) große Liebe sicher irgendwann erwähnt hätte. Aus meiner Sicht ist Puss in Boots Unterhaltung ohne den geringsten Nährwert, und es bleibt auch kaum etwas hängen, an das man sich später erinnert. Und somit wäre es besser gewesen, den Film nicht zu drehen. Oder ihn, wie ursprünglich geplant, direct-to-DVD rauszubringen.