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7. Dezember 2011
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Die Reise des Personalmanagers (Eran Riklis)
Die Reise des Personalmanagers (Eran Riklis)
Bildmaterial: Alamode Filmverleih
Die Reise des Personalmanagers (Eran Riklis)
Die Reise des Personalmanagers (Eran Riklis)
Die Reise des Personalmanagers (Eran Riklis)


Die Reise des
Personalmanagers
(Eran Riklis)

Originaltitel: The Human Resources Manager, Israel / Deutschland / Frankreich / Rumänien 2010, Buch: Noah Stollman, Lit. Vorlage: Abraham B. Jehoshua, Kamera: Rainer Klausmann, Schnitt: Film Editing: Tova Asher, Musik: Cyril Morin, mit Mark Ivanir (Human Resources Manager), Gila Almagor (Widow), Reymond Amsalem (The Divorcee), Noah Silver (The Boy), Irina Petrescu (The Grandmother), Guri Alfi (Weasel), Julian Negulesco (The Vice Consul), Bogdan E. Stanoevitch (The Ex-Husband), Papil Panduru (The Driver), Sylwia Drori (The Nun), Danna Semo (The Secretary), Roni Koren (The Daughter), Ofir Weil (The Morgue Worker), Galina Uzener (Yulia), Rosina Kambus, Yigal Sade, 103 Min., Kinostart: 1. Dezember

Es beginnt wie ein Polit-Thriller: Ein Sprengstoff-Anschlag, die Identität eines Opfers ist unklar, es wird investigiert. Doch auch, wenn es die Zeitungen zu einem Skandal aufbauschen, ist das Resultat eigentlich unspektakulär: Eine bereits aus der größten Industriebäckerei Israels entlassene rumänische Arbeiterin stand zur falschen Zeit am falschen Ort. Doch um die Rufschädigung des Betriebs einzugrenzen (die Gehaltszahlungen liefen noch und der Geschäftsführung wird Gleichgültigkeit vorgeworfen), schickt man den Manager für »Human Resources« mit dem Sarg, ein paar Bündeln Geldscheinen (als Entschädigung gedacht, aber größtenteils für kleine Bestechungen verwendet) sowie einigen Brotkörben mit »Brot aus dem heiligen Land« auf die Reise, Angehörige der Toten zu finden.

Der Manager (Mark Ivanir), der wie alle Figuren dieses Films (außer der Toten Julia Petracke) namenlos bleibt, will zunächst noch rechtzeitig zu einer Verabredung mit seiner Tochter in wenigen Tagen die Sache »abgehakt« haben, doch aus dem skurrilen Road Movie wird schnell eine absurde Odyssee. Die Figuren, die ihn begleiten, wirken wie ein Panoptikum: ein nachgereister Sensationsreporter, die israelische Konsulin, deren rumänischer Lebensgefährte, der das Gefährt stellt, usw.

Auf eine gemeinsame Sprache können sich die wenigsten einigen, wie auch die Motivationen, Initiativen und Resultate ganz unterschiedlich sind.

Der Film erinnert an Emir Kustorica, auch wenn dessen verschmitzter Humor teilweise fehlt. Beispielsweise trifft man recht früh auf den geschiedenen Mann der Toten, der sich artig für das Geld bedankt, aber ansonsten aufgrund der Scheidung nicht weiterhelfen kann. Als Zuschauer fühlt man das Humor-Potential, der Film nutzt es aber nicht - oder meine Mentalität ist einfach zu unterschiedlich von der des Films (übrigens ein Problem, das ich auch schon beim letzten Film des Regisseurs, Lemon Tree, hatte). Wenn ein Publikum auf diese Art von Humor einsteigt, wird das Lachen sicher schnell ansteckend. Aber Totenstille, wie sie bei meiner Vorführung nahezu herrschte, ist auch möglich.

Der Film hätte auch kafkaesk werden können, sich für die Fallstricke der Bürokratie interessieren, etwa für einen Totenschein, dessen Ausfülldatum am besten variabel bleiben sollte, doch auch dies ist nur am Rande Thema des Films.

Wer hingegen miterleben will, wie der Manager ein Gewissen entwickelt, sich schließlich auch für Einzelschicksale interessiert (also die Standardgeschichte, die man schon dutzendweise auf der Leinwand gesehen hat), der mag sich am Film womöglich erwärmen, doch aus meiner Sicht bleibt dieser Film wie ein Flugzeug (natürlich mit aufgeschnürtem Sarg), das nie über zwei Meter Flughöhe steigt: Da hätte es ein Leiterwagen auch getan.