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14. März 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Headhunters (Morten Tyldum)
Headhunters (Morten Tyldum)
Headhunters (Morten Tyldum)
Bildmaterial © NFP / Erik Aavatsmark
Headhunters (Morten Tyldum)
Headhunters (Morten Tyldum)
Headhunters (Morten Tyldum)


Headhunters
(Morten Tyldum)

Originaltitel: Hodejegerne, Norwegen / Deutschland 2011, Buch: Ulf Ryberg, Lars Gudmestad, Lit. Vorlage: Jo Nesbø, Kamera: John Andreas Andersen, Schnitt: Vidar Flataukan, mit Aksel Hennie (Roger Brown), Nikolaj Coster-Waldau (Clas Greve), Synnøve Macody Lund (Diana), Julie Ølgaard (Lotte), Kyrre Haugen Sydness (Jeremias Lander), Reidar Sørensen (Brede Sperre), Nils Jørgen Kaalstad (Stig), Joachim Rafaelsen (Brugd), Gunnar Skramstad Johnsen (Zwilling 1), Lars Skramstad Johnsen (Zwilling 2), 98 Min., Kinostart: 15. März 2012

Für Romanautoren ist es wahrscheinlich der einfachste und breitgetretenste Weg, über Vergleiche mit bereits erfolgreichen Kollegen auch ein wenig vom Scheinwerferlicht und dem Interesse der potentiellen Leser abzubekommen. In der Filmbranche läuft so etwas auch, auf Plakaten liest man dann beispielsweise »von den Produzenten von Stieg Larsson's Verblendung Verdammnis Vergebung« (wobei ich den blödsinnigen Apostroph beibehalten habe). Man könnte jetzt eine Umfrage starten, wie viele Personen in Deutschland die Produzenten der Filmreihe benennen können, bzw. wie viele sich im geringsten darum scheren, wer die Filme produzierte und was diese Produzenten danach auf die Beine stellten. Denn natürlich geht es einzig darum, dass auf dem Plakat »Stieg Larsson« steht. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand vom Bestsellerautoren Jo Nesbø schon ein Buch gelesen haben sollte, die Larsson-Bücher aber noch nicht kennt, schreibt man dessen Namen natürlich auch aufs Plakat, mit ein bisschen größeren Buchstaben (obwohl Stieg Larsson immer noch größere Buchstaben als der Regisseur oder die Hauptdarsteller hat - selbst wenn er natürlich nichts mit dem Film zu tun hat.)

Nun gehöre ich zu den Leuten, die sich reichlich wenig um Stieg Larsson scheren. Ich interessiere mich durchaus für Kriminalromane und für Skandinavien, aber fast gar nicht für skandinavische Kriminalromane. Doch nachdem ich Hodejegerne (so heißen die Headhunters, wenn man sich auch ohne Anglizismen verständigen kann), habe ich immerhin mal auf amazon geschaut, ob es keine Bücher von Jo Nesbø für unter zwei Euro abzugreifen gibt, denn der Film hat mich wirklich gut unterhalten. Viel besser als David Finchers The Girl with the Dragon Tattoo.

Die Hauptfigur, der von Aksel Hennie gespielte Roger Brown, ist ein eigentlich rundum glücklicher Mensch, der erstaunliche Ziele in seinem Leben erreicht hat. Nicht zuletzt ein gutbezahlter Job und eine wunderschöne Frau an seiner Seite. Doch zum einen jammert Roger im Offkommentar über seine Körpergröße (1,68 m), die ihm offenbar zu schaffen macht und ihn befürchten lässt, seine Diana jederzeit an einen »größeren« verlieren zu können. Und zum anderen ist er nebenbei auch noch ein gewiefter Gemäldedieb, wie uns der Film gleich zu Beginn vorführt. Mich erinnerte dieser Roger an einen jungen (gestauchten) Christopher Walken, mit einem kleinen Schuss Peter Lorre. Oder Bernhard Hoëcker. Was aber auch an einer späteren Frisur der Figur liegen könnte.

Ohne jetzt allzusehr in die Handlung des Films eindringen zu wollen, ergibt es sich, dass Roger in eine Konkurrenzsituation mit dem Armee-Spezialisten Clas gedrängt wird, einem gutaussehenden Mann von eher überdurchschnittlicher Statur, und wie in einigen Filmen der Coen-Brüder (z. B. No Country for Old Men oder Fargo) verhält es sich jetzt so, dass unser Protagonist sich in Situationen begibt, denen er nicht gewachsen ist, denn dieser Clas ist ein hinterlistiger und skrupelloser Mann, und Roger muss um sein Leben kämpfen. Beziehungsweise erst mal um sein Leben rennen, ehe es sich überhaupt entscheidet, ob er eine Chance bekommt, zu kämpfen.

Es gibt einige Momente in Hodejegerne, die jedem Film der Coen-Brüder zu Ehren gereichen würden. Etwa jener Traktor, der sich mit eigentümlicher Ladung im nebligen Zwielicht der Kamera nähert. Wenn ich das Plakat dieses Films gestaltet hätte, hätte ich draufgeschrieben: »so aberwitzig und unerbittlich wie ein Film der Coen-Brüder«. Nur kann man dummerweise mit einem angemessenen Vergleich mit den Coen-Brüdern nicht so viele Zuschauer locken wie mit einer Blödsinnserwähnung von Stieg Larsson. And that's the real problem …