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25. Mai 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)
Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)
Bildmaterial © 2012 Sony Pictures Releasing GmbH
Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)
Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)
Men in Black 3 (Barry Sonnenfeld)


Men in Black 3
(Barry Sonnenfeld)

USA 2012, Buch: Etan Cohen, David Koepp, Jeff Nathanson, Michael Soccio, Comic-Vorlage: Lowell Cunningham, Kamera: Bill Pope, Schnitt: Wayne Wahrman, Don Zimmerman, Musik: Danny Elfman, Kostüme: Mary E. Vogt, Production Design: Bo Welch, Alien-Effects: Rick Baker, mit Will Smith (Agent J), Josh Brolin (Young Agent K), Tommy Lee Jones (Agent K), Jemaine Clement (Boris), Emma Thompson (Agent O), Michael Stuhlbarg (Griffin), Mike Colter (Colonel), Nicole Scherzinger (Boris' Girlfriend), Michael Chernus (Jeffrey Price), Alice Eve (Young Agent O), David Rasche (Agent X), Keone Young (Mr. Wu), Bill Hader (Agent W), Cayen Martin (Colonel's Son), Joel Brady (1969 Man in Elevator), Lenny Venito (Bowling Ball Head), Jared Johnston (Neil Armstrong), Ken Arnold (Buzz Aldrin), Jonathan Drew (Michael Collins), James Martin Kelly (1969 NYPD Cop #1), Will McLaughlin (1969 NYPD Cop #2), Valence Thomas (Coney Island Hippie), Chloe Sonnenfeld (Coney Island Flower Child), Rick Baker (Brain Alien), Barry Sonnenfeld (Husband Watching Launch), Susan Ringo (Wife Watching Launch), Justin Bieber, Tim Burton, Lady Gaga, 105 Min., Kinostart: 24. Mai 2012

Der Zeitraum zum vorhergehenden Film ist zwar nicht so groß wie bei Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, aber rein gefühlt ist Men in Black 3 ein ebenso überflüssiges, »aufgesetztes« Sequel. Ich kann nicht für die gesamte Menschheit sprechen, aber bestand wirklich ein Bedarf danach, ein Team, das schon im zweiten Film wiederbelebt werden musste, erneut (und mit einiger Anstrengung) loszuschicken? Wo Regisseur Barry Sonnenfeld (und dies durchaus noch stärker als Steven Spielberg) seinen Zenit (wenn es überhaupt einen gab) längst hinter sich gelassen hat.

Was zumindest im Vorfeld für MIB³ spricht, ist die Idee mit der Zeitreise und der damit verbundenen Verjüngung von Tommy Lee Jones. Josh Brolin ist nach wie vor ein unterschätzter Darsteller, und auch hier bekommt er wenig Gelegenheit, sein Talent zu demonstrieren, aber wie er hier die Figur des Agent K, wie sie von Tommy Lee Jones wortkarg und beinahe auf alle Mimik verzichtend etabliert wurde, aufnimmt und geringfügig ausbaut (er darf auch mal in einer Form lächeln, bei der die Mundwinkel sich nach oben bewegen), das ist durchaus sehenswert. Nur schade, dass der Film sich fast gänzlich auf Will Smith konzentriert, der meines Erachtens Zeit seines Lebens die Filmgeschichte in geringerem Maße bereichern konnte als etwa Jim Carrey, Eddie Murphy oder Adam Sandler, die zwar allesamt auch fast immer die selbe Figur spielen, aber immerhin hin und wieder auch mal in einem Film mitspielen, den man auch ein zweites oder drittes Mal sehen möchte (auch wenn der Normalfall ist, dass man bereits auf das erste Mal verzichten will).

Aber (und da beißt die Maus keinen Faden ab) Will Smith ist eben ein Superstar und eine erkleckliche Anzahl der Filme, in denen er mitspielt, hat erstaunlich viel eingespielt (auch wenn es nicht in meinen kleinen Schädel will, dass das tatsächlich an ihm liegt, dessen berühmteste Gesichtsausdrücke »gespielt blöd« und »selbstverliebt siegesbewusst« sind). Und dem Superstar (ungeachtet seines dreijährigen Verschwindens von Kinoleinwänden) müssen sich alle unterordnen. Nicht im Dienste des Film, sondern im Dienste bestimmter Produzentenerwartungen. Der Film an sich ist uninteressant, solange er nur das Einspielergebnis erzielen kann.

Die Zeitreise (nach »Back in Black« ist die neue Tagline »Back in Time«) hat immerhin noch eine gewisse Dramaturgie, auch wenn vieles, was an Potenzial gegeben ist, verschwendet oder nicht mal beachtet wird. Viel schlimmer ist aber die Geschichte um der Rettung der Welt, die ich wahrscheinlich nie so unspektakulär miterlebt habe. Es gibt ein paar Shots von angreifenden Raumschiffen, der Eiffelturm wird (wieder mal) kastriert, und alles andere muss sich der Zuschauer ausmalen, wo der Film doch ein erstaunliches Gewicht darauf legt, alles vorzuführen, was technisch möglich ist. Doch im Grunde genommen geht es nie wirklich um die Welt, sondern nur um Agent K. Die Welt ist nur ein MacGuffin.

Der Kampf um das Leben von Agent K hingegen ist ein Kampf, den man nie ernst nehmen kann. Denn es gibt nur einen Gegenspieler, den wie immer großartigen Jemaine Clement (auch, wenn man außer der Stimme kaum etwas von ihm wahrnehmen kann) als Boris, einen außerirdischen Kriminellen, der nach jahrzehntelanger Haft und mit nur einem Arm eine gigantische Übermacht an Wächtern mit gezielten Schüssen vernichten kann, der aber, in der Vergangenheit sozusagen verdoppelt, immer nur dann trifft, wenn das Drehbuch es so vorgesehen hat. Und das Drehbuch kümmert sich erstaunlich wenig darum, auch nur geringste Nachfragen aufzuklären.

MIB³ ist ein Effektespektakel (der 3D-Aufpreis ist verschenkt), bei dem man mitunter auch lachen, das aber kaum Emotionen erzeugen kann. Ich erkannte Stellen, die auf Emotionen hin inszeniert waren, aber es hat fast nie funktioniert, weil man die Gefahren und Probleme nie ernstnehmen konnte. Der Film selbst nimmt sich ja nicht einmal ernst. Alles, was irgendwie interessant werden könnte (Die Geschichte der O, der seltsame Hellseher namens Griffin), wird für einige Gags gemolken und dann achtlos zur Seite geworfen. Stattdessen kämpfen die beiden Agenten und die zwei Versionen des außerirdischen Kriminellen für gefühlt fast eine halbe Stunde auf dem Raketengerüst von Apollo 11, und trotz aller Kapriolen spürt man so gut wie keine Gefahr. Wenn dann tatsächlich durch den Raketenstart eine Gefahr bevorsteht, dann wird diese Gefahr für einige Momente aufrechterhalten, ehe man dann das Entkommen Js quasi elliptisch ausspart. Und einfach darauf hofft, dass der Zuschauer keine Zeit hat, darüber zu reflektieren, wie eine Parallelmontage normalerweise funktioniert. Sehr, sehr traurig. Und der Twist am Schluss wird (für Mitdenker) schon ganz zu Beginn des Films ausgehebelt, jetzt mal ganz abgesehen davon, dass man sich hier in Sachen Nuancen einer Zeitreise benimmt, als hätte es Back to the Future, den Terminator und diverse Star Trek-Folgen nie gegeben. Auf City on the Edge of Forever wird immerhin angespielt, aber diese TV-Folge aus Zeiten, bevor Will Smith überhaupt geboren war, ist diesem Mumpitz Lichtjahre voraus. Vielleicht nicht, was die Ausstattung und die Effekte angeht, aber in Sachen Intelligenz, Dramaturgie, Konsequenz, Emotion und Schauspiel des Hauptdarstellers. Und ich bin wirklich kein großer Shatner-Fan.