Originaltitel: Violeta se fue a los cielos, Chile / Argentinien / Brasilien 2011, Buch: Eliseo Altunaga, Kamera: Miguel Abal, Miguel Ioann Littin Menz, Schnitt: Andrea Chignoli, Musik: Violeta Parra, mit Francisca Gavilán (Violeta Parra), Thomas Durand (Gilbert Favre), Christian Quevedo (Nicanor Parra), Gabriela Aguilera (Hilda Parra), Roberto Farias (Luis Arce), Marcial Tagle (Alcalde Fernando Castillo), Juan Quezeda (Don Guillermo), Sergio Piña (Mario), Daniel Antivilo (Sr. Meyer), Pedro Salinas (Don Gabriel), 110 Min., Kinostart: 29. November 2012
Als ich diesen Film sah, hatte ich keinen Schimmer, dass Violeta Parra nicht nur eine existierende Person, sondern eine Künstlerin von Weltruhm war. Allerdings starb sie auch in dem Jahr, als ich geboren wurde (1967), und ungeachtet dessen, das heutzutage selbst Bono schon mal einen ihrer Songs covert, ist sie vor allem in Südamerika zu einer Legende geworden.
Dieses Biopic des in Südamerika ebenfalls bekannten Regisseurs Andrés Wood (La fiebre del loco) funktioniert aber gänzlich unabhängig vom Vorwissen des Betrachters über die Person. Auf gleich drei Zeitebenen setzt der Film an, es geht um die Kindheit, ihren Durchbruch als Sängerin und ein spätes Fernsehinterview - und das Besondere ist, dass der Film sich nicht wirklich um eine strikte Chronologie oder ein Auseinanderhalten der Handlungsstränge kümmert (wie etwa in Soderbergh-Filmen mit ihren blauen und gelben Kamerafiltern), es aber dennoch nie zur Verwirrung des Publikums kommt.
Außerdem hat Violeta Parra ein Leben geführt, das wirklich Filmstoff hergibt (leider fast schon die Ausnahme bei der grassierenden Biographien-Flut). Ob ihre ärmliche Kindheit in Zirkusverhältnissen, die Unterdrückung der künstlerischen Fähigkeiten schon bei ihren Eltern (die offenbar nicht nur schöpferisches, sondern auch rebellisches Genmaterial lieferten), die irrwitzige Idee, einfach mal dem Pariser Louvre einige Exponate der gänzlich Unbekannten anzubieten oder schließlich Ihre Bemühung, eine »Universität der Folklore« aufzubauen.
Nebenbei gibt es die mitreißenden Kompositionen der Künstlerinnen, die Männer an ihrer Seite, ihre (manchmal problematische) Beziehung zu ihren Kindern, und vor allem: die filmische Umsetzung all dieser biographischen Details. Ganz zu Beginn ist die Leinwand mal dunkel und man hört nur ein mysteriöses Knarren. Dieses Knartschen erklärt der Film erst am Ende, Violeta se fue a los cielos ist ein Film für aufmerksame Zuschauer, mit überschaubarem Budget wurde ein visuelles Feuerwerk voller magischem Realismus kreiert, das mal vom symbolischen Kampf zweier Vögel berichtet, mal Kapitalismuskritik ist und mal assoziatives Liebesgedicht - und all dies auch gleichzeitig.
Wer nie darüber nachgedacht hat, sich jetzt aber fragt, ob man im Leben auch mal einen chilenischen Film gesehen haben will: Violeta Parra ist eine gute Wahl!