Originaltitel: Seven Psychopaths, United Kingdom 2012, Buch: Martin McDonagh, Kamera: Ben Davis, Schnitt: Lisa Gunning, Musik: Carter Burwell, Casting: Sarah Finn, mit Colin Farrell (Marty), Sam Rockwell (Billy), Christopher Walken (Hans), Woody Harrelson (Charlie), Abby Cornish (Kaya), Gabourey Sidibe (Sharice), Harry Dean Stanton (Man in Hat), Tom Waits (Zachariah), Kevin Corrigan (Dennis), Michael Pitt (Larry), Michael Stuhlbarg (Tommy), Olga Kurylenko (Angela), Bonny the ShihTzu (Bonny), 110 Min., Kinostart: 6. Dezember 2012
Martin McDonogh ist nicht nur, wie ich zwischenzeitig erfahren habe, ein durchaus bekannter englisch-irischer Schriftsteller, nach In Bruges (Brügge sehen ... und sterben?) legt er nun eine zweite schwarze Komödie vor, in der abermals Colin Farrell die Hauptrolle spielt. Diesmal ist er kein Auftragskiller, sondern der strauchelnde Hollywood-Autor Marty, der mit seinem neuen Drehbuch einfach nicht vorankommt. Doch bevor wir dies als Zuschauer überhaupt erfahren, beginnt der Film bereits mit einer Art Abzählreim, der im weiteren Verlauf auf zumeist originelle Weise die sieben Psychopathen aus dem Titel vorstellt. Psychopath Nummer 1 tötet zwei Killer auf einer Brücke, die sich vor Ausführung ihres Jobs auf ziemlich stumpfsinnige Art über Details streiten. Die taratinoeske Grundstimmung des Films besteht also von Beginn an.
Moralische Unterstützung erfährt Marty durch seinen besten Freund Billy (Sam Rockwell), der dem Betrachter von Anfang an suspekt erscheint. Zumindest steht wohl fest, dass die Haupteinnahmequelle Billys, das Kidnappen der Schoßhunde von reichen Bewohnern Los Angeles, Martys Bemühungen beim Drehbuchschreiben zumindest gefährlicher als notwendig gestalten werden. Zwei weitere Personen im weitschweifigen Handlungsgerüst will ich noch vorstellen: Hans (Christopher Walken), einen älteren Helfer im Hundegeschäft, und Charlie (Woody Harrelson), ein jähzorniger Gangsterboss, dessen Shih Tzu Bonny gerade abhanden gekommen ist, weshalb Charlie ungehalten bis mörderisch reagiert.
Der Body Count dieser Komödie ist nicht unbedingt gering, und auch, wenn einige der Gags auf Gewaltverbrechen aufbauen, hat der Film an sich nicht nur eine heitere Note, Gewalt bringt hier oft auch Konsequenzen mit sich, und einige der Backstorys der Psychopathen und sonstigen Mitwirkenden sind so bitterböse und gallig-schwarz, dass man auch mal nach Luft schnappt ohne zuvor gelacht zu haben.
Die eher schleppenden Fortschritte der Drehbucharbeit finden natürlich ihre Parallelen in den Abenteuern Martys, und ein Film mit Sam Rockwell und Woody Harrelson wird wahrscheinlich immer auch humoristische Elemente haben, doch gerade das hervorragende Casting des Films, das Auftauchen so harter Kerle wie Christopher Walken, Tom Waits oder Harry Dean Stanton legt die Latte gleich zwei bis drei Markierungen höher und auch die etwas infantileren Gags des Films werden durch die größtenteils meisterhafte Struktur des Drehbuchs veredelt. Man könnte es auch anders zusammenfassen: Trotz zahlreicher US-Stars und des Tatorts L.A. ist dies halt ein britischer Film, und in Sachen schwarze Komödien spielen die Briten bekanntlich in einer ganz anderen Liga. Was den Film amerikanisch macht, ist McDonaghs offensichtliche Freude daran, amerikanische Themen in die Geschichte einzuweben, insbesondere natürlich blutige Aspekte der amerikanischen Vergangenheit wie den Vietnam-Krieg oder den »Summer of Sam«. Die Engländer haben so etwas wie Serial Killers (der Film verwendet den Begriff »Psychopath« in ausschließlich mörderischer Weise) vielleicht erfunden (Jack the Ripper hätte Ed Geins Urgroßvater sein können), aber die Amerikaner haben daraus eine Industrie und einen »Way of Life« gemacht.