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Die zwei Gesichter des Januar
(Hossein Amini)
Originaltitel: The Two Faces of January, UK / USA / Frankreich 2014, Buch: Hossein Amini, Lit. Vorlage: Patricia Highsmith, Kamera: Marcel Zyskind, Schnitt: Nicolas Chaudeurge, Jon Harris, Musik: Alberto Iglesias, mit Oscar Isaac (Rydal), Viggo Mortensen (Chester MacFarland), Kirsten Dunst (Colette MacFarland), Daisy Bevan (Lauren), 96 Min., Kinostart: 29. Mai 2014
Romane von Patricia Highsmith wurden schon von den wirklich Großen des Krimi- / Thriller-Genres verfilmt, etwa Hitchcock oder Chabrol. Bei dieser Highsmith-Verfilmung deutet die Beteiligung des Schauspielers Max Minghella darauf, dass sein vor ein paar Jahren verstorbener Vater Anthony Minghella, eine Produzenten-Legende mit einigen Regie-Credits (The English Patient, The Talented Mr. Ripley) wohl die Verfilmungsrechte »vererbt« haben wird, und zum Regisseur wurde der zuvor als Drehbuchautor von Romanadaptionen bekannte Hossein Amini (Drive, Killshot, Michael Winterbottoms Jude) erkoren.
Athen im Jahre 1962. Rydal (Oscar Isaac, kaum wiederzuerkennen, falls man ihn vor allem aus Inside Llewyn Davis kennt) ist ein junger Amerikaner mit Kenntnis der Landessprache, der sein gutes Aussehen und seinen Informationsvorsprung (vor allem was Preise und Umrechnungskurse angeht) nutzt, um Touristen auszunehmen, trifft auf das Ehepaar MacFarland, wovon Chester (Viggo Mortensen) ihn sehr an seinen verstorbenen Vater erinnert. Wie das Leben so spielt, ist Chester auch ein Trickbetrüger (er arbeitet mit Aktien), wovon seine junge Gattin Colette (Kirsten Dunst) nichts wissen soll. Von einem nicht ganz koscheren Privatdetektiv in die Enge getrieben (»I represent some very unhappy clients«), tötet Chester den Widersacher, und der ihm zufällig auf dem Hotelflur entgegenkommende Rydal hilft ihm aus der Klemme, wobei er aber abermals seine guten Verbindungen (die MacFarlands brauchen neue Ausweise, weil die Polizei ihnen auf der Spur ist) ausnutzt, um sich finanziell zu bereichern.
Auf einer kleinen Insel mit wenig Touristenaufkommen versteckt man sich, und nun entwickelt sich auch noch ein Eifersuchtsdrama zwischen den dreien, weil Colette unter dem plötzlich Vertrauensverlust leidet und Rydal sich wie eine akzeptable (und prickelndere) Alternative ausnimmt.
Das Ganze erinnert reichlich an Hitchcock und seine Urlaubsabenteuer, die auch schon in mediterranen Gefilden stattfanden (Über den Dächern von Nizza), ganze Locations, Einstellungsfolgen und musikalische Themen scheinen übernommen. Doch im Gegensatz zur Inszenierung wirkt die dunkle, drückende Atmosphäre eher wie bei Chabrol oder Polanski – nur nicht so stimmig. Die Verbindung der Geschichte mit den Ruinen von Knossus (Mount-Rushmore-Ersatz?) oder einem (Höhlen-)Wandgemälde, das den Minotaurus zeigt (animalische Mordgelüste) wirken etwas aufgesetzt, die sich zuspitzende Dramatik der Geschichte stammt vermutlich so aus dem Buch, überzeugt aber nicht einmal im Ansatz, und die hitchcock'sche Eleganz fehlt hier fast komplett. Es ist nur den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, dass die Vater-Sohn-Geschichte (weitaus interessanter als die Eifersuchts-Kiste) durch ambivalente Momente am Schluss beinahe noch die Kurve kriegt (»You should be thanking me. You were swindling college girls for their pocket money. Now you're a real criminal!«), aber insbesondere Kirsten Dunst, die mich einst als verführerisches Halbdummchen durchaus überzeugte, passt in ihre Rolle nicht wirklich hinein.
Dennoch ist es teilweise ziemlich aufschlussreich, wie Regieneuling Amini seine Autorenpraxis und sein Faible für klassisches Hollywoodkino mit einem leichten fauligen Beigeschmack umzusetzen versucht.