Der Marsianer
Rettet Mark Watney
(Ridley Scott)
USA 2015, Originaltitel: The Martian, Buch: Drew Goddard, Lit. Vorlage: Andy Weir, Kamera: Dariusz Wolski, Schnitt: Pietro Scalia, Musik: Harry Gregson-Williams, Kostüme: Janty Yates, Production Design: Arthur Max, Supervising Art Director: Marc Homes, mit Matt Damon (Mark Watney), Chiwetel Ejiofor (Vincent Kapoor), Jessica Chastain (Melissa Lewis), Jeff Daniels (Teddy Sanders), Michael Peña (Rick Martinez), Sean Bean (Mitch Henderson), Kate Mara (Beth Johanssen), Kristen Wiig (Annie Montrose), Sebastian Stan (Chris Beck), Aksel Hennie (Alex Vogel), Mackenzie Davis (Mindy Park), Donald Glover (Rich Purnell, Astrodynamics), Benedict Wong (Bruce Ng, Propusion), Nick Mohammed (Tim Grimes), Chen Shu (Zhu Tao), Eddy Ko (Guo Ming), Jonathan Aris (Brendan Hatch), Geoffrey Thomas (U.S. President), Nóra Lili Hörich (Vogel's Wife), 141 Min., Kinostart: 8. Oktober 2015
Bei der Marsmission des Astronauten Mark Watney (Matt Damon) läuft etwas schief, durch einen Sturm, einen übereilten Aufbruch und eine Antenne, die Marks »Bio-Monitor« zerstört (und ihn selbst auch leicht perforiert) verbleibt er allein auf dem Mars und seine Vorräte reichen nicht annähernd bis zur Ankunft der nächsten geplanten Mission in vier Jahren. Aber der Botaniker, der sich für sein unspektakuläres Fachgebiet kurz zuvor noch von seinen Kollegen verarschen lassen musste (»Mark has discovered dirt!«), gibt nicht einfach so auf, wie man dem Galgenhumor seiner Oneliner entnehmen kann: »I'm gonna have to science the shit out of this« bzw. »Mars will come to fear my botany powers«.
Bildmaterial © 2015 Twentieth Century Fox
Solange sich der Film ganz auf den wissenschaftlichen Selbsthilfe-Aspekt der Geschichte konzentriert, angereichert mit einer kräftigen Prise Humor, ist The Martian eine sehr positive Überraschung, die einem wirklichen Lust macht, die Romanvorlage von Andy Weir zu lesen. Auch wie das Drehbuch von Drew Goddard die Geschichte gleichzeitig auf mehreren Schauplätzen vorantreibt (u.a. auf dem Mars, in der Rakete der Crew, die Mark zurückließ und im NASA-Hauptquartier), das ist einigermaßen komplex, aber immer gut verständlich und sehr unterhaltsam. Ein wenig, als würde man Duncan Jones' Moon mit Douglas Trumbulls Silent Running kreuzen – Ich und meine Pflanzen allein gegen die unwirtliche Umgebung.
Bildmaterial © 2015 Twentieth Century Fox
Man lässt sich eine Menge Zeit für Running Gags (auf der Mars-Station scheint es außer Episoden der TV-Serie Happy Days (mit Ron Howard) und einer umfangreichen Sammlung von Hits aus der Disco-Ära wenig Unterhaltung zu geben), etabliert unzählige Nebenfiguren, die allesamt überzeugend besetzt wurden (wenn man sich auch ein wenig wundert, warum in dieser Zukunft nur noch Supermodels für die Presse tätig sind) und The Martian nimmt schnell die Position des besten Ridley-Scott-Films der letzten zwei Jahrzehnte ein.
Bildmaterial © 2015 Twentieth Century Fox
Doch dann entwickelt sich daraus doch eine von mehreren Heldentaten getragene Variante von Apollo 13 (von Ron Howard), die nach einigen Unstimmigkeiten zu einem Lobgesang auf die NASA, die Raumfahrt und quasi die gesamte Menschheit mutiert, dass man sagen muss, dass Gene Roddenberrys Vision des 23. bzw. 24. Jahrhunderts im Star-Trek-Universum vergleichsweise pessimistisch, kritisch und zerstritten wirkt. Alle sind so clever, hilfsbereit, selbstlos und nobel, dass das Ganze schon einen seltsamen Nachgeschmack bekommt. Jeff Daniels als NASA-Chef wirkt zu beginn ja fast noch wie ein Bösewicht »light«, der zur Wahrung zukünftiger Fördergelder durchaus mal unfreundliche (aber immer logisch und wirtschaftlich überzeugende) Entscheidungen trifft (»It's bigger than one person« – übrigens nicht die einzige Stelle des Films, die an Saving Private Ryan erinnert). Aber selbst das wird zugunsten des Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-Ends, bei dem jeder noch mal glücklich in die Kamera grinsen darf, irgendwann schlichtweg aus den Augen verloren.
Bildmaterial © 2015 Twentieth Century Fox
Was wie ein Glanzstück an »harter« (also wissenschaftsbasierter) Science Fiction beginnt, die auch einem Massenpublikum zugänglich gemacht wird, endet wie reichlich harmlose Mainstream-Unterhaltung, bei der die SciFi-Nerds und Science-Geeks allenfalls geduldet werden. Das erkennt man übrigens auch ziemlich deutlich an der anfänglich noch ironisch wirkenden Songauswahl, die gegen Ende so bieder und vorhersehbar wirkt wie bei Forrest Gump: David Bowie Starman, Gloria Gaynors I will survive und was von Abbas »Greatest Hits« (Waterloo ist bekannter als Arrival oder Eagle, also wird auf den konkreten Kontext auch mal verzichtet).