Batman v Superman:
Dawn of Justice
(Zack Snyder)
USA 2016, Buch: David S. Goyer, Chris Terrio: Batman created by Bob Kane & Bill Finger, Superman created by Jerry Siegel & Joe Shuster, Kamera: Larry Fong, Schnitt: David Brenner, Musik: Junkie XL, Hans Zimmer, Kostüme: Michael Wilkinson, Production Design: Patrick Tatopoulos, Supervising Art Director: Troy Sizemore, mit Ben Affleck (Bruce Wayne / Superman), Henry Cavill (Clark Kent / Superman), Amy Adams (Lois Lane), Jesse Eisenberg (Lex Luthor), Diane Lane (Martha Kent), Laurence Fishburne (Perry White), Jeremy Irons (Alfred Pennyworth), Holly Hunter (Senator Finch), Gal Gadot (Diana Prince / Wonder Woman), Scoot McNairy (Wallace Keefe), Callan Mulvey (Anatoli Knyazev), Tao Okamoto (Mercy Graves), Brandon Spink (Young Bruce Wayne), Lauren Cohan (Martha Wayne), Michael Shannon (Zod), Michael Cassidy (Jimmy Olsen), Cristina Wren (Mayor Carrie Faris), Nicole Forester (LeBlanc), Jeffrey Dean Morgan (Thomas Wayne), Carla Gugino (Ship Voice), Patrick Wilson (POTUS), Brooke Baldwin, Dana Bash, Anderson Cooper, Nancy Grace, Charlie Rose, Neil deGrasse Tyson (Themselves), Kevin Costner (Jonathan Kent), Joseph Cranford (Pete Ross), Emily Peterson (Lana Lang), Ray Fisher (Victor Stone / Cyborg), Ezra Miller (Barry Allen / The Flash), Jason Momoa (Arthur Curry / Aquaman), 151 Min., Kinostart: 24. März 2016
Was denkt sich denn Zack Snyder eigentlich? Beginnt die Vorführung mit einer kleinen »persönlichen« Videobotschaft, in der er uns freundlich darauf hinweist, doch bitte in unseren Kritiken nicht zu sehr zu spoilern. Da denk' ich mir doch »Tough Shit, Alter!« Das Risiko musst du wohl eingehen.
Bildmat.: Clay Enos © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc., Ratpac-Dune Ent., LLC & Ratpac Entertainment, LLC / Figuren: TM & © DC Comics
Den Beginn des Films erleben wir aus der Perspektive von Bruce Wayne (Ben Affleck). Zuerst gibt es für absolute Neulinge eine kurze Einführung zur Entstehung und Motivation von Batman. Diese Sequenz geht fließend über zum Showdown in Man of Steel, nur das der Zuschauer diesen diesmal aus der Perspektive von Bruce Wayne durchlebt, wodurch wir erfahren, dass sich Bruce Wayne in Metropolis befand. Zack Snyder schwelgt abermals in wuchtigen Bildern, die das ganze Ausmaß der Zerstörung von Metropolis dokumentieren, während sich Superman und General Zod auf dem Raumschiff ihren Endkampf liefern. Dabei bleibt der Zuschauer konsequent auf Bruce Wayne. Den wir begleiten, wie er durch die Straßen von Metropolis hetzt, zuerst im Auto, dann zu Fuß und wie alle Bewohner der Stadt unfähig einzugreifen. Er kann nur zuschauen, was sich über ihm im Himmel abspielt. Diese Hilflosigkeit gipfelt darin, dass er mitansehen muss, wie Menschen sterben oder schwer verletzt werden. Daraufhin folgt ein grimmiger Blick in den Himmel auf das Raumschiff und wir wissen, hier hat gerade etwas Finsteres begonnen. Somit werden die zwei zentralen Motive für das Handeln von Batman zu Beginn klar vermittelt.
Bildmaterial: Clay Enos © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc., Ratpac-Dune Ent., LLC & Ratpac Entertainment, LLC / Figuren: TM & © DC Comics
Es folgt ein Sprung und wir befinden uns 18 Monate nach den Geschehnissen in Metropolis. Obwohl Superman (Henry Cavill) unzählige Leben gerettet hat, haben sich doch vehemente Ängste bei der Bevölkerung und vor allem der Regierung gebildet, inwieweit seine Macht eine Bedrohung für alle darstellt. So wendet sich die US-Senatorin Finch (Holly Hunter) an Lex Luthor (Jesse Eisenberg). Luthor hat, angetrieben durch seinen eigenen Rachefeldzug gegen Superman, Pläne zur Vernichtung Supermans entwickelt. In diesen spielt »Kryptonit« eine gewichtige Rolle, jenes Mineral von Supermans Heimatplaneten, welches ihn als einziges verletzen kann. Ebenfalls interessiert an Luthors Plänen ist Batman/Bruce Wayne, der auch eine Möglichkeit sucht, Superman zu stoppen. Parallel dazu sehen wir Clark Kent/Superman der mittlerweile mit Lois Lane (Amy Adams) zusammenlebt und zunehmend beginnt zu zweifeln ob er das Richtige tut. Gänzlich frei von Zweifeln, was sein Handeln betrifft, ist Batman. Er indes wird geplagt von Alpträumen und dem Gefühl, dass nur eine Radikalisierung seiner Methoden das Verbrechen in Gotham City - und Superman - stoppen kann. So ergibt sich eine zweifach Bedrohung für Superman, derer er sich lange nicht bewusst ist. Natürlich gipfeln diese Konflikte in einem scheppernden Showdown, der einzig und allein die Bauunternehmen von Metropolis glücklich machen kann.
Bildmat.: Clay Enos © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc., Ratpac-Dune Ent., LLC & Ratpac Entertainment, LLC / Figuren: TM & © DC Comics
Eine der zentralen Fragen, die mich im Vorfeld beschäftigt haben war: Gibt es eine Art Gleichgewicht zwischen den zwei Hauptfiguren?
Der Film schafft es, ein solches Gleichgewicht herzustellen, indem sich einerseits stark auf den Aufbau und Ausbruch der Gefühle Wut und Angst von Batman konzentriert wird, wie in der am Anfang beschriebenen Eröffnungssequenz. Wir sehen den Showdown aus Man of Steel aus der Wayne-Perspektive, wodurch er eine Art von emotionalen »Vorteil« bereits zu Beginn des Films gewinnt. Andererseits dominieren Metropolis als Handlungsort und Figuren aus dem Superman-Kosmos (Lois Lane, Perry White oder Martha Kent) die Szenerie, wodurch Bruce Wayne/Batman meistens wie ein »Gast« wirkt. Das funktioniert meistens recht gut, weil somit der dunkle schwermütige Charakter der Batman-Figur eingebracht wird als auch der Fokus auf Superman und seine einzigartigen Kräfte.
Bildmat.: © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc., Ratpac-Dune Ent., LLC & Ratpac Entertainment, LLC / Figuren: TM & © DC Comics
Die beiden Hauptfiguren sind - irgendwie typisch für Zack Snyder (300) - reichlich muskelbepackt, was vor allem bei Kampfszenen mit Batman auffällt, weil er mitunter eher unbeweglich und wenig dynamisch wirkt. Das unterstreicht auch die Reduzierung der Snyder-Interpretation des »Dark Knight«: Wut, Kampf, Trauma. Wo er in der Nolan-Trilogie noch etwas Smartes hatte bzw. man ihn zum Beispiel an seinem Equipment basteln sah, fällt hier auf, dass sein Butler Alfred (Jeremy Irons) regelmäßig an Dingen rumschraubt und Batman mit seinem finsteren Blick bzw. der Sichtung von Fotos, Fernsehberichten oder Videos, die zum Stoppen Supermans beitragen soll, beschäftigt ist.
Im Vorfeld war ja bereits bekannt geworden, dass der Film auch andere Superhelden aus dem »DC extended universe« einführen wird und somit Spin-Offs oder den sehr an die Marvel-Kollegen erinnernden Film über die »Justice League« ermöglichen soll. Zu diesem Zwecke taucht »Wonder Woman« (Gal Godat) in zivil bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung von Lex Luthor auf und von da an werden erste Fragmente ihrer Figur und Geschichte gegeben. Allerdings wird tunlichst vermieden, die drängendsten Fragen (woher oder wie?) zu beantworten. Ist man anfangs noch irritiert, warum sie überhaupt auf der Veranstaltung ist, erschließt sich die Logik, als Bruce Wayne dort gestohlene Dateien aus dem Computer von Lex Luthor betrachtet und Videos über »Metawesen« findet. An dieser Stelle gibt es auch erste kurze Einblicke von Aquaman, Flash und Cyborg - eben in Form von Videos. Damit wird einem nachdrücklich klar, dass Lex Luthor wohl Wonder Woman eingeladen haben muss. Warum Lex Luthor die Videos gesammelt hat, wird nicht weiter erklärt, aber es erscheint mir weitaus plausibler, die Figuren über Lex Luthors Interesse an ihren Fähigkeiten einzuführen als irgendwelche Szenen an den Haaren herbei zu ziehen, wo sie einfach da sind und sich sozusagen zu erkennen geben.
Bildmat.: Clay Enos © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc., Ratpac-Dune Ent., LLC & Ratpac Entertainment, LLC / Figuren: TM & © DC Comics
Der Film bleibt hinter den Erwartungen (sowohl, was den positiven Hype angeht, als auch auf die Befürchtungen bezogen, dass Ben Affleck den nächsten Superhelden auf lange Sicht »beschädigen« wird). Aber Fans von Comics und Comicfilmen, die sich nicht an einer Extraportion Pathos stören und ausreichend Sitzfleisch mitbringen, werden sich an gewissen Holprigkeiten auch nicht aufreiben.