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19. Juni 2013
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Man of Steel (Zack Snyder)
Man of Steel (Zack Snyder)
Man of Steel (Zack Snyder)
Bildmaterial © 2013 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND LEGENDARY PICTURES FUNDING, LLC
Man of Steel (Zack Snyder)
Man of Steel (Zack Snyder)
Man of Steel (Zack Snyder)


Man of Steel
(Zack Snyder)

USA 2013, Buch: David S. Goyer, Comic-Vorlage: Jerry Siegel, Joe Shuster, Kamera: Amir Mokri, Schnitt: David Brenner, Musik: Hans Zimmer, mit Henry Cavill (Kal-El / Clark Kent), Russell Crowe (Jor-El), Amy Adams (Lois Lane), Michael Shannon (General Zod), Kevin Costner (Jonathan Kent), Diane Lane (Martha Kent), Antje Traue (Faora-Ul), Laurence Fishburn (Perry White), Harry Lennix (General Swanwick), Ayelet Zurer (Lara Lor-Van), Christina Wren (Major Carrie Farris), Michael Kelly (Steve Lombard), Richard Schiff (Dr. Emil Hamilton), Mackenzie Gray (Jax-Ur), Richard Cetrone (Tor-An), Rebecca Buller (Jenny), Jadin Gould (Lana Lang), Carla Gugino (Voice of Kelor), Dylan Sprayberry (Clark Kent, 13 Years), Cooper Timberline (Clark Kent, 9 Years), 142 Min., Kinostart: 20. Juni 2013

Der sechste Film von Zack Snyder ist seine dritte Comic-Verfilmung, und auch, wenn er laut Presseheft nur mal als Jugendlicher eine Begeisterung für das Medium Comic aufbrachte, kommt man nicht umhin, ihn mittlerweile als »Spezialisten« aufzufassen, denn selbst bei hochgelobten Vorzeige-»Comic-Regisseuren« wie Bryan Singer, Christopher Nolan, Sam Raimi, Guillermo del Toro oder Joss Whedon ist der Prozentsatz von Comicadaptionen innerhalb des Œuvres weit unter 50%.

Verschärfend hinzu kommt, dass Snyders erste zwei Comicverfilmungen gleich nach Sin City von Robert Rodriguez und Frank Miller und Edgar Wrights Scott Pilgrim vs. the World bevorzugt angeführt werden, wenn demonstriert werden soll, wie man Comics besonders »werkgetreu« umsetzen kann, quasi Bild für Bild auf die Leinwand umgesetzt. An dieser Stelle ist es unerlässlich, kurz zu erklären, welche zwei sehr unterschiedlichen Arten von Filmen es gibt, die beide »Comicverfilmungen« genannt werden, obwohl nur eine Kategorie diesen Namen mit Recht tragen kann.

Watchmen, 300, Rocketeer, V for Vendetta, Road to Perdition, Oldboy, When the Wind blows, A History of Violence, Kick-Ass, Scott Pilgrim vs. the World und der bisher verfilmte Anteil von Sin City sind allesamt in sich abgeschlossene Comic-Werke mit überschaubarer Seitenzahl. Sie erschienen zumeist als kurze Heftserien (300 war ursprünglich fünf Hefte lang, Watchmen zwölf) und die meisten dieser Beispiele kann man mit Fug und Recht als »Graphic Novel« bezeichnen, ein Begriff, der aufgrund seines marktpolitisch inflationären Aufkommens oft etwas ärgerlich daherkommt. Personen, die sich niemals als »Comic-Leser« auffassen würden, aber stolz auf ihre Sammlung von künstlerisch wertvollen »Graphic Novels« sind, sind ähnlich suspekt wie diese ach so ernsthaften Spaßbremsen, die sich »Trekker« nennen (und damit sind keine Rucksackwanderer gemeint, sondern eher selbsterklärte Doktoranden der klingonischen Linguistik). Doch ich schweife ab.

Ein überschaubares Comicwerk wie Alan Moores From Hell oder League of Extraordinary Gentlemen (Vol. 1) kann man »werkgetreu« in einen Film verwandeln, man muss es aber nicht. Man kann es auch in einen Blödsinnsfilm verwandeln, bei dem man die Vorlage noch halbwegs wiedererkennen kann. Oder – eine Praktik, die ruhig häufiger verwandt werden könnte – man kann das Buch auch einfach im Regal stehen lassen und stattdessen aus irgendeinem Videospiel oder dergleichen einen Spektakelfilm zaubern.

Selbst bei weltbekannten Comicserien, die bereits seit Generationen Milliarden von Lesern ansammelten (also so was wie Batman, Superman, Spider-Man, X-Men, Green Lantern – außerhalb der Superhelden gibt es unter den Langzeiterfolgen meist nur für Kinder konzipierte Serien wie Spirou & Fantasio, Archie oder Donald Duck, die sich aus unterschiedlichen Gründen weniger anbiedern – Spielbergs Tim und Struppi wäre noch das naheliegendste Beispiel, aber ein einzelner Schöpfer wie Hergé ist halt nicht das selbe wie die Heerscharen von Zeichnern und Autoren, die sich alle schon mal an Batman versuchten), kann man abgeschlossene »Geschichten« finden, die sich dazu anbieten würden, auch als abendfüllender Film zu funktionieren: Batman: Year One von Miller und Mazzuchelli, A Superman for all Seasons oder Spider-Man: Blue, jeweils von Loeb und Sale. Stattdessen sucht man sich aber lieber aus der langen Geschichte dieser Helden bestimmte Momente (die obligatorische Origin-Story) oder Figuren aus, die man dann nach Gutdünken im Drehbuch umdrapiert. Weshalb man in diesen Fällen eigentlich nicht einen Comic verfilmt, sondern ein Franchise, das zufällig ursprünglich in Comicform existierte. In Einzelfällen gibt es das auch in der Literatur(-Verfilmung): Guy Ritchies Sherlock-Holmes-Filme etwa lehnen sich nicht an bestimmte Romane an, sondern räubern quer durch das Werk Versatzstücke und Figuren, um daraus dann Filme zu machen, die mit den Büchern von Sir Arthur Conan Doyle dann außer bestimmten Figurenkonstellationen, dem Genre und dem Spielort fast nichts mehr gemeinsam haben.

Superman und Batman sind jeweils seit einem Dreivierteljahrhundert als Comichelden präsent, anhand der Verfilmungen kann man dieses Prinzip eigentlich gut demonstrieren. Ich beginne mal mit den Batman-Filmen von Tim Burton: Für den ersten nahm man neben dem unerlässlichen Ensemble um Commisioner Gordon und Butler Alfred als Gegenspieler den Joker (eindeutig Batmans wichtigster, beliebtester und ikonenhaftester Gegenspieler), sowie als love interest die in den Comics eher vierte Geige spielende Vicky Vale. In Batman Returns versammelt Burton dann recht clever den Penguin und Catwoman (die interessanteste Frauenfigur, die überhaupt jemals in Batman-Comics auftrat). Die nächsten beiden Filme von Joel Schumacher wurden größtenteils aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen, dort geben sich farbenfrohe Figuren wie der Riddler, Two-Face, Mr. Freeze, Poison Ivy, Bane oder Robin die Klinke in die Hand, größtenteils ging es aber gänzlich darum, welcher Hollywood-Star dafür jeweils verpflichtet wurde. Das Franchise war erfolgreich zwangsgeschlachtet geworden. Christopher Nolan fing dann wieder von vorne an, wie schon der Titel Batman Begins suggeriert. Den Joker sparte er sich fürs Sequel auf, stattdessen baute er den wichtigsten Superschurken aus der Batmangeschichte in seinen Film ein, der bisher noch nicht »verfilmt« worden war: Ra's al Ghul, und diesen nicht in den wallenden Gewändern, mit denen ihn Neal Adams in den 1970ern zeichnete, sondern als mysteriösen, quasi semirealistischen Martial-Arts-Experten. Ähnlich wie beim Nebenschurken Scarecrow alias Dr. Jonathan Crane, der in allen drei Teilen der Nolan-Trilogie am Rande auftaucht, war dies eine sehr zielgerichtete Entscheidung, um sich vom bunten Spektakel Schumachers möglichst weit zu entfernen und eine ganz eigene Mythologie aufzubauen. In The Dark Knight erlag Nolan dann aber der Versuchung, mit dem Joker und Two-Face (Harvey Dent kam auch schon in Film 1 vor) zwei der comichaftesten Schurken zu verpflichten – aber in beiden Fällen ohne grelle violette Anzüge etc. In The Dark Knight Rises gibt Nolan der Trilogie einen Abschluss, der wieder an Teil 1 anschließt, während der blasse Oberschurke Bane (ungeachtet seiner Funktion für das Skript) gemeinsam mit dem »Überrachungsschurken«, für den Bane fast nur Handlanger ist, nicht wirklich einen Höhepunkt darstellen konnte.

Kommen wir zu Superman. Richard Donner strampelte sich in der ersten großen Comicverfilmung der Blockbuster-Zeit reichlich an der komplexen Herkunftsgeschichte des Kryptoniers ab. Ein Planet musste zerstört werden, ein Findelkind musste gefunden werden, ein Junge musste zum Mann werden, eine Geheimidentität in einer großen Stadt musste etabliert werden. Dann die große Liebe Lois Lane und der bekannteste Widersacher Supermans (der erstaunlicherweise die selben Initialen hat): Lex Luthor. Nebenbei nahm sich Donner aber bereits die Zeit, für Teil 2, bei dem dann Richard Lester die Regie führte, den nächsten großen Schurken, General Zod (Terence Stamp), vorzubereiten, der im zweiten Teil gemeinsam mit Luthor gegen den »Stählernen« antritt.

An dieser Stelle soll kurz ausgeführt werden, dass Batman offensichtlich eine interessantere »Rogues' Gallery«, also ein Schurken-Ensemble anbieten kann als Superman, denn (um auf die Comic-Quellen zurückzugehen) Brainiac, Metallo, Bizarro oder Doomsday sind einfach schurkentechnisch nie so interessant wie Lex Luthor. Und Mr. Mxyzptlk, der Toyman, Darkseid oder Bizarro bieten sich aus unterschiedlichen Gründen auch nicht unbedingt als Filmschurken an. General Zod ist einer jener Gegenspieler Supermans, die von seinem Heimatplaneten stammen (zwischenzeitig gab es da mal bei DC ein Verbot für solche Figuren, weil die Continuity des »letzten Kryptonier« immer mehr verwässert wurde), aber in den Comics war er auf lange Sicht gesehen ungefähr so prägend wie bei Batman Killer Croc oder Manbat.

Doch weiter in den Superman-Filmen: In Superman III & IV gibt es ähnliche Probleme wie bei den entsprechenden Batman-Filmen, abgesehen von abermals Lex Luthor in der IV sind die Schurken nicht weiter erwähnenswert. Film 5 der modernen Zählweise bringt ähnlich wie bei Batman Begins einen Neubeginn – mit dem entscheidenden Unterschied, dass Bryan Singers Superman Returns sich ganz klar an den ersten vier Filmen orientiert. Der neue Hauptdarsteller wurde ausgesucht, weil er Christopher Reeve besonders gleicht, Kevin Spaceys Lex Luthor schlägt in die selbe Kerbe wie einst Gene Hackman, und die Probleme sind auch die selben, denn offensichtlich kann die Geschichte um Lois' neuen Gatten und den Sohn, der sich dann doch als Kuckuckskind kryptonischer Herkunft erweist, das Publikum nicht wirklich verzaubern – trotz protzigem Budget bleibt das Einspielergebnis weit hinter den Erwartungen.

Und dann kommt Zack Snyder, unterstützt durch Co-Autor und -Produzent Christopher Nolan. Wie schon beim »Dark Knight« besinnt man sich eines alternativen Namens (»Man of Steel«), und diesmal beginnt man wirklich neu. Durch eine Flashback-Konstruktion bringt man den neuen Superman-Darsteller schon recht früh in den Film ein, erzählt aber dennoch einen Großteil der Vorgeschichte erneut (zwar nicht ganz so langatmig wie beim ersten Superman-Film, aber schon auffällig ausgedehnt). Auffällig ist hierbei das neue Krypton, das auf moderne Zuschaueransprüche zugeschnitten ist, sich von der Comicvorlage entfernt und stattdessen mit visueller Opulenz auftrumpft. Allerdings wirkt diese etwas »recyclet«, mit einer martialischen Kultur und einigen CGI-Tieren, die erstaunlich an die kürzliche John Carter-Verfilmung erinnern. Dazu gibt es Raumschiffe, die sich am Kakerlaken-Design à la Starship Troopers orientieren und seltsame Mischungen aus Parkuhren und Eierstöcken, die bei Hansrudi Giger abgeschaut zu sein scheinen. Auch für das obligatorische »3D-Erlebnis« wird ferner die Darstellung der Phantomzone überarbeitet, und der gesamte Look des Films orientiert sich an Battlestar Galactica (der Neuversion) oder Firefly: die Effekte sollen nicht so gelackt wirken, also arbeitet man mit ruckliger Handkamera (beinahe durchgehend) und vielen Erdtönen, die Zack Snyder vermutlich generell liegen.

Interessant ist die Neubesetzung Jor-Els mit Russell Crowe. Ein ganz ähnlicher Macho-Typ wie einst Marlon Brando, aber ebenfalls aufgrund seiner darstellerischen Qualitäten von vielen verehrt. Seltsamerweise evoziert diese Casting-Entscheidung aber auch Crowes größten Erfolg Gladiator und mehrfach erwartet man, dass in Man of Steel jemand »This is Sparta« oder ähnliches schreit, sogar Supermans kryptonische Mutti Lara Lor-Van (Ayelet Zurer), ebenso wie seine irdische Pflegemutter Martha Kent (Diane Lane) entsprechen dem südländisch/mediterranen Frauentyp, den man schon bei Gladiator und 300 sah (ja, die hatten auch in den Comics schwarze Haare, aber man schaut halt durch die Zack-Snyder-Brille).

Der Bösewicht ist wie in Superman II erneut General Zod, diesmal von Michael Shannon gespielt, der aber an Terence Stamp nicht heranreichen kann. Interessant ist, wie sehr Man of Steel Elemente von Superman II übernimmt. Zwar kommt Zod hier gleich mit einem guten halben Dutzend kryptonischer Terroristen an, deren Staatsstreich misslungen war, doch auch, wenn Ursa durch die comicspezifischere Faora-Ul (Antje Traue) ersetzt wurde und der stumm-stumpfe Non gestrichen wurde: sein augenfälliger Ersatz ist ein riesenwüchsiger Kryptonier, der wenig Worte macht und wahrscheinlich Jor-Ax heißt (eine weitere Figur mit Comic-Vergangenheit, hier spürt man die Präsenz des Co-Autoren David S. Goyer, der nicht nur einst Comics für DC schrieb, sondern auch bei mittlerweile fast einem Dutzend Comicverfilmungen am Drehbuch mitarbeitete). Und im Grunde kämpft Superman abermals wieder gegen dieses Trio, die anderen Kryptonier sind nur bessere Statisten. Zwar muss diesmal kein Präsident vor Zod niederknien, aber die Verwüstung einer Kleinstadt verläuft recht ähnlich wie in Superman II (oder Thor), der Showkampf findet wieder in Metropolis statt, der entscheidende Vorteil der Schurken besteht nicht in ihrer Überzahl, sondern darin, dass sie Supermans »Mitleid« (meine Wortwahl) mit den Menschen als Schwäche ausnutzen. Selbst Kleinigkeiten wie Supermans Rache an einem LKW-Fahrer findet man in diesem Film wieder, wobei der größte Unterschied darin besteht, dass der »Man of Steel« offenbar weitaus weniger Wert darauf legt, nicht aufzufallen, als seine immer um ihre Geheimidentität besorgten Vorgänger.

Und eine der idiotischsten Szenen aus Superman II, der »Vergessens-Kuss«, eine schnell mal eben erdachte Superkraft, die für Lois Lane den Status Quo wiederherstellt, erfährt ebenfalls ihre Entsprechung in der neuen Version. Nur noch weniger erklärt und noch idiotischer: Nachdem durch den Film hindurch mehrfach Clark Kent, der irdische Name Supermans, erwähnt wird, tritt Clark ganz am Schluss seinen Reporterberuf an – mit der bekannten Brille als Verkleidung. Und insbesondere Lois Lane scheint ihn trotz Kenntnis des Tarnnamens nicht wiederzuerkennen. Evtl. war diese Szene aber auch einfach so schlecht inszeniert, dass ich nicht begriffen habe, was sie aussagen sollte.

Die größte Veränderung zu Superman II besteht darin, dass Zod diesmal nicht einfach nur die Erde (minus Australien) beherrschen will, sondern er Krypton neu erschaffen möchte. Dazu benutzt er die »World Engine«, die ein Terraforming der Erde bewirken soll. Für Zuschauer, denen der Begriff nicht geläufig ist, wird er auch im Film erklärt (eine Ausnahme, vieles muss man sich einfach irgendwie zusammenreimen): Die Schwerkraft und Größe der Erde werden so verändert, dass das Resultat den damaligen Lebensumständen Kryptons entspricht. Während des Prozesses wird auch die derzeitige Bevölkerung ausgelöscht, um Platz für die wieder zum Leben erweckten Kryptonier (die Erklärung dafür ist zu bescheuert, als dass ich sie hier nacherzählen werde) zu machen.

Das Terraforming beschreibt das Prinzip des Films auch sehr gut. Man bedient sich einer bekannten Comic-Mythologie mit langer Tradition, sorgt aber dafür, dass man diese kaum wiedererkennt. Stattdessen bedient man sich der Versatzstücke moderner Kino-Blockbuster. Das heißt, man braucht unbedingt riesige Raumschiffe über der Skyline einer bekannten Großstadt (der Bahnhof von »Metropolis« erinnerte mich sehr an einen gern in Filmen gezeigten), und die Stadt muss in einem Ausmaß zerstört werden, dass 9/11 wie eine Lapalie wirkt (hübsch dann auch die zentrale Szene, wo Superman zur Rettung von ca. fünf Statisten eine große Charakterwendung durchmacht, während er sich zuvor nur geringfügig um Kollateralschäden seiner Aktionen kümmerte).

Das Positivste an diesem Film sind die weiblichen Darsteller. Diane Lane ist das emotionale Zentrum des Films, Amy Adams stolpert als Lois Lane zwar ähnlich selbstmörderisch in die gefährlichsten Situationen wie einst Margot Kidder, kann aber in einigen Momenten über ihre Rolle als »damsel in distress« hinauswachsen. Newcomerin Antje Traue stiehlt ihrem »Vorgesetzten« Michael Shannon jederzeit die Show und selbst die mit Winzrollen mit wenigen Dialogzeilen abgespeisten Christina Wren und Rebecca Buller fallen positiv auf wie bei den Herren allenfalls Michael Kelly und Laurence Fishburne, der in der Tradition von Morgan Freeman (»Red« in Shawshank Redemption) und Samuel L. Jackson (Nick Fury) hier den Perry »White« geben darf. Selbst jemand wie Kevin Costner, bei dem man sich über jedes Wiedersehen freut, darf hier nur die »Uncle Ben«-Rolle aus den Spider-Man-Filmen nachspielen: moralischer Richtungsweiser für den Pflegesohn, der dann seine harten Worte bereut und sich eines besseren besinnt.

Wo noch der misslungenste Batman-Film Nolans (also The Dark Knight Rises) wenigstens eine neue Richtung angab, handelt es sich hier nur um das Recycling der immergleichen Versatzstücke, trotz epischer Breite schludrig erzählt. Die Gesetze des Blockbusterkinos (die allerdings auch die Superhelden-Comics der letzten 15 Jahre bedeutend mitverändert haben) sind wie bei den späteren Arbeiten Christopher Nolans auch hier stilprägender als die lange Comichistorie. Wichtiger als mögliche langjährige Fans sind marktpolitisch die Popcorn-Kiddies, denen es wichtiger ist, das selbe »nie zuvor gesehene Spektakel« wie in den nach dem selben Muster gestrickten Blockbustern der letzten oder vorletzten Saison zu erleben – natürlich in 3D!

Die größte »Erneuerung« dieses angeblich innovativen Streifens ist die veränderte Fliegerei Supermans, der sich nunmehr mit zauberhafter Schubkraft vom Erdboden »wegschießt« und dabei regelmäßig kleine Krater hinterlässt. Wer sich für solche Oberflächlichkeiten begeistern kann, wird dem Event-Kino wahrscheinlich offenen Mundes beiwohnen. Ich fand es eher einschläfernd und selbst den Beitrag Bryan Singers (Superman Returns) würde ich trotz reichlich verpulvertem Budget als beeindruckender einschätzen.