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August 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | |
Superman ReturnsNachdem im letzten Jahr Batman seine Rückkehr, gestützt von einem fähigen Regisseur, bekam, zieht nun Superman, inszeniert vom X-Men-Abtrünnigen Bryan Singer, nach. Doch wo Batman Begins ein von Frank Miller und David Mazzucchellis Year One inspirierter Neubeginn war, fängt Superman Returns zwar mit einem explodierenden Planeten und einem in der Nähe der Kent Farm herabstürzenden UFO an, erzählt aber nur die Geschichte der Superman-Filme der 1970er und 80er weiter.
Hier returnt Superman wirklich, nach einer fünfjährigen Suche nach seinem angeblich von Astronomen entdeckten Heimatplaneten Krypton ist er nun wieder zurück, mit der gleichen John Williams-Fanfare, einem sehr ähnlichen (aber Star Trek-mäßig aufgemotzten) Vorspann, und einem Darsteller, der offensichtlich weniger für sein Talent oder die Bekanntheit verpflichtet wurde, sondern dafür, daß er Christopher Reeve, dem zunächst körperbehinderten und dann verstorbenen vermeintlich "klassischen" Superman-Darsteller (dem der Film übrigens zusammen mit seiner Frau Dana gewidmet ist) besonders ähnlich sieht. Auch die anderen Darsteller knüpfen an den fast vergessenen Superman-Filmen meiner Jugend an, Kevin Spacey kalauert sich fies-gemein durch seine neuen (Fast-)Weltuntergangspläne wie einst Gene Hackman, an seiner Seite Parker Posey als die nicht besonders helle "Kitty" (bei der man sich schon fragt, warum Luthor sie nicht längst abserviert hat) und für Ma Kent hat man die seit Don't come knocking ganz wie Superman wieder "zurückgekehrte" Eva Marie Saint (einst eine Hitchcock-Blondine in North by Northwest / Der unsichtbare Dritte) verpflichtet. Die größte Veränderung in Supermans Leben ist der Pulitzer Prize seiner großen Liebe Lois Lane, den sie für einen Artikel namens "Why the World doesn't need Superman" bekam. Nach fünf Jahren Abwesenheit (ohne jeden Abschied) hat sie mittlerweile einen Gatten (Perry Whites Neffen Richard, gespielt von James "Cyclops" Marsden) und einen Stammhalter, bei dem allerdings das Alter von fünf Jahren den Zuschauer schon schnell argwöhnisch werden lässt - aber selbst der Kryptonit-Test von Lex (Blitzmerker-Kommentar des Bengels: "Sie haben eine Glatze") Luthor kann ihm nichts anhaben. Während die erste Action-Passage dieses angeblich 260 Millionen Dollar teuren (viel sieht man davon nicht) länger auf sich warten lässt, wird schon früh der Akzent auf die Love Story zwischen Clark & Lois gelegt. Doch ähnlich wie auch der Vorspann (vom Mikrokosmos in den Makrokosmos) und die Flugsequenzen wirkt auch die sterile Liebelei wie ein schlaffer Abklatsch von Spider-Man, wo man das alles besser sah. Eine nächtliche "Flugstunde", die Lois in Supermans Armen verbringt, ohne ihren Gatten davon in Kenntnis zu setzen, wirkt wie der jugendfreie Sexersatz eines blitzsauberen Helden, dessen Image (ähnlich wie bei US-Präsidenten) ein Makel wie einen Ehebruch nicht verkraften könnte. Lois kann es sich nicht verkneifen, anzumerken, daß sie auch schon mit ihrem Richard "dauernd" fliegt, worauf Superman selbstbewusst antwortet: "Aber nicht so …" Während des Fluges kommt dann eines der Beispiele, wie man eine Synchronisation durch fehlendes Sprachgefühl versauen kann: "Ich vergaß, wie warm du dich anfühlst …" - Wer, bitte schön, spricht denn so? Und wenn Lois dann etwas verspätet beim Abendessen auftaucht, sieht sie aus wie - und das kann man nicht anders zusammenfassen - frisch gevögelt … So unaufgeregt bis harmlos plätschert der ganze Film daher, was mich als Teenager noch verzaubern konnte, wirkt nun wie unzeitgemässe Hausmannskost, und ich persönlich hoffe inständig, daß Bryan Singer als nächstes mal einen Film macht, der nicht auf den gezeichneten Abenteuern irgendwelcher in bunten Unterhosen gewandeten "Super"-Helden basiert. |
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