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Juni 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | |
X-Men: Der letzte Widerstand
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Fotos © 2006 Twentieth Century Fox |
Ratner verlässt sich ganz auf die Stärken der vorherigen Filme. Nicht nur ist das Ensemble wieder komplett vertreten, auch bekommen hier Figuren, die beispielsweise in X-Men 2 schon mal kurz durchs Bild huschten (Kitty Pryde, Colossus), erstmals auch ein paar Dialogzeilen mehr gegönnt, und so arbeitet man weiter an einem Work-in-Progress, denn ungeachtet des Titels The Last Stand glaubt wohl keiner daran, daß diese erfolgreiche Serie als fertige Trilogie nun abgeschlossen wird.
Erstaunlich ist am Film weiterhin, wie sehr hier am Status Quo gerüttelt wird. Wenn man die letzten zwei Szenen (eine davon nach dem Abspann) mal beiseite lässt, verlieren während des Films drei Figuren, die allesamt bereits im ersten Teil dabei waren, ihr Leben, drei weitere zumindest ihre Superkraft. Nicht nur durch die Last-Minute-Umkehrungen zwei dieser Veränderungen wird aber der Effekt ein wenig verschenkt, auch dadurch, daß man einen Tod nicht sieht (in Comicwelten ein Garant dafür, daß auch niemand gestorben ist), und ein weiterer Tod auch noch jemanden betrifft, der am Ende von Teil 2 bereits einmal tot war.
Dr. Jean Grey alias Phoenix macht ihrem Namen alle Ehre und aufersteht, diesmal jedoch als durchgeknallte rothaarige Hysterikerin mit unkontrollierbaren sexuellen Appetit, wodurch ihre vermeintlich gnadenvolle Exekution, wie Manfred Rippe im epd-Film sehr gut beobachtet, “im Sigmund-Freund-Jahr doch etwas rückständig” wirkt.
Umso aktueller und wohl durch eine der letzten Grant Morrison-storylines inspiriert ist hingegen die Idee eines eines fabulösen Heilungsserums, das nicht nur in seinem “Heilungsaspekt” sehr suspekt ist (“Haben Sie auch was gegen dunkle Hautfarbe oder Homosexualität?” - “Da gibt’s doch was von …”), sondern in manchen Szenen auch unumwunden wie eine Waffe eingesetzt wird. “Abgezapft” hat man dieses Stoff einer vielversprechenden neuen Figur namens Jimmy (aka “Leech”), dargestellt vom Nachwuchsdarsteller Cameron Bright (Birth, Running Scared). Dessen “Superkraft” besteht darin, daß andere Mutanten in seiner Nähe “ihre” Superkraft verlieren, eine Art Negativmutant also. Leider wird aus dieser recht genialen Idee aber fast nichts gemacht, Regisseur Ratner und die Drehbuchautoren verlassen sich ganz auf solche Dinge, die man als Zuschauer auch erwartet: den verbalen Schlagabtausch zwischen Wolverine und Beast, das überfällige Duel zwischen Pyro und Iceman oder den obligatorischen Cameo-Auftritt von Stan Lee und diversen X-Men, die ich als seltener X-Men-Leser nur dem Nachsapnn bzw. den Stabangaben bei imdb entnehmen konnte. Immerhin kenne ich als X-Factor-Fan Jamie Madrox, aber Syrin habe ich im Film nirgends wahrgenommen, und ich weiß auch nicht, welche Bedeutung die von Olivia Williams (Rushmore, Peter Pan, hier “uncredited”) gespielte Dr. Moira MacTaggert im X-Men-Universum normalerweise innehat.
Für Filmfans gibt es aber dafür jede Menge Cameo-Auftritte bekannter Schauspieler wie Josef Sommer (Witness), Anthony Heald (The Silence of the Lambs), R. Lee Ermey (Full Metal Jacket, Toy Story) oder Vinnie Jones (Lock, Stock and two Smoking Barrels, Snatch), doch abgesehen von kurzweiliger Unterhaltung, einigen markigen Sprüchen und jeder Menge Action und Spezialeffekten fehlt dem dritten Teil ein wenig der narrative Zusammenhalt, ganz wie bei Phoenix’ Wutanfällen scheint alles auseinanderzufallen, lauter neue Charaktere werden eingeführt, aber es gibt diesmal so gar keine wirkliche Hauptfigur, jeder ist nur der Stichwortgeber seines Nachbarn, und am Schluß ist alles wieder wie zu Beginn, es gibt nur einige Grabsteine mehr und die Golden-Gate-Bridge muß nach der “Umleitung” nach Alcatraz neu aufgebaut werden.
Ich würde mich fast zu der Aussage durchringen, daß dies unter Führung von Bryan Singer alles eine Spur besser geworden wäre, doch vorm Film gab es den Trailer zum neuen Superman-Streifen (Regie: Bryan Singer), und der hat mich nun keinesfalls mit Euphorie erfüllt …
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