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10. Januar 2019 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||||
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Meine Welt
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© Bruhn |
Wie kommerziell der Film orientiert ist, erkennt man auch daran, wie groß der Anteil von Captain-Future-Soundschnipseln gerät im Vergleich zu Bruhns Heine-Liedern oder der Jazz-Leidenschaft, der er im hohen Alter noch mit seinem Sohn frönt.
Mich erinnert das schon stark an die Abfeierei in der Glotze, die sogenannten Dokumentarfilme auf den Spartensendern der Öffentlich-Rechtlichen, wo noch die Karriere des letzten B-Prominenten über 45 Minuten ausgewalzt wird. Und - nicht so unterschiedlich von RTL - mit Zitaten von sechs bis sieben anderen Promis, die sich auf diese Weise eine schnelle Mark dazuverdienen, zurechtgerückt werden.
Nun gehe ich nicht davon aus, dass Ralph Siegel, Klaus Doldinger oder Harold Faltermeyer so etwas nötig haben (eher wurden sie von Bruhn angerufen, ob sie nicht in »seinem« Film auftauchen wollen), aber es fällt halt schon ganz stark auf, dass es zwar ein paar hübsche Anekdoten und solchen Interviews gibt, aber fast nie harte Kritik, wie man sie aus »richtigen« Dokus kennt, wenn etwa in McQueen bei lauter Begeisterung über den Titelhelden auch nicht vergessen wird, dass die allermeisten Menschen auch charakterliche Mängel haben.
© Filmperlen
Pflichtbewusst geht es auch um Bruhns Malerlehre oder die Einstellung seiner Eltern zu seinem Berufswunsch (der alte Kampf zwischen E- und U-Musik), und ich hatte als Zuschauer den großen Vorteil, dass ich so gut wie nichts über Bruhn wusste, seine zahlreichen über den Film verteilten Hits aber irgendwie alle kannte, auch wenn etwa France Galls Der Computer Nr. 3 doch eher vor meiner Zeit stattfand.
Wenn die Kamera ihm durch seine Studio-Landschaft folgt und man irgendwo am Bildrand interessante Details erkennt wie ein Röntgenbild von Homer Simpsons Gehirn, entwickelt der Film seinen eigenen Charme und wirkt fast intim. Es gibt zahlreiche extra ausgedruckte Sprüche zur Inspiration, als Warnhinweis (»Touch nix, ' cause in mix!«) oder zur Fokussierung aufs Wesentliche.
Foto: Erwin Schneider © Filmperlen
Ebenso wächst der Film über sich hinaus, wenn auf einer Geburtstagsfeier emotionale Stargäste auftauchen oder Bruhn sich akademisch gibt und für seine Gäste über den Kuckucksruf referiert.
Man kann diese Art von Filmen von vornherein ablehnen, doch manchmal verpasst man dann auch etwas. Ich habe ausreichend Dokumentationen über Musiker gesehen, um attestieren zu können, dass die sehr oft und sehr schnell auch sehr langweilig werden können (selbst, wenn man sogar einige Scheiben des Künstlers zuhause stehen hat). Und in dieser Hinsicht ist Meine Welt ist die Musik ein echter Gewinner. Es gibt genügend, teilweise sogar ambitionierte Filmemacher, die es schaffen, selbst charismatische Protagonisten zu überfrachten und »totzuerklären«. Marie Reichs Film orientiert sich an seinem »Titelhelden« und macht daraus mehr, als man angenommen hätte. Ich würde sogar mein oft verkündetes Urteil, dass manche Filme nichts auf einer Kinoleinwand zu suchen haben, in diesem Fall nicht ohne weiteres aussprechen.
Und wenn man dann noch ein echtes Interesse an Herrn Bruhn hat, sollte man sich tatsächlich mal ins Kino trauen. Und mehr über Mireille Mathieu und Milka erfahren...
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