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11. Dezember 2019
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Jumanji: The Next Level (Jake Kasdan)


Jumanji: The Next Level
(Jake Kasdan)

USA 2019, Buch: Scott Rosenberg, Jeff Pinkner, Jake Kasdan, Lit. Vorlage: Chris van Allsburg, Kamera: Gyula Pados, Schnitt: Steve Edwards, Mark Helfrich, Tara Timpone, Musik: Henry Jackman, Kostüme: Louise Mingenbach, Production Design: Bill Brzeski, mit Dwayne Johnson (Dr. Smolder Bravestone), Karen Gillan (Ruby Roundhouse), Jack Black (Dr. Sheldon »Shelly« Oberon), Kevin Hart (Mouse Finbar), Danny DeVito (Grandpa Eddie), Danny Glover (Milo Walker), Awkwafina (Ming Fleetfoot), Nick Jonas (Jefferson »Seaplane« McDonnogh), Alex Wolff (Spencer), Ser'Darius Blain (Anthony / Fridge), Madison Iseman (Bethany), Morgan Turner (Martha), Rhys Darby (Nigel Billingsley), Marin Hinkle (Janice Gilpin, Spencer's Mum), Colin Hanks (Alex), Rory McCann (Jurgen the Brutal), John Ross Bowie (Jurgen's Spokeperson), Massi Furlan (Switchblade), Bebe Neuwirth (Nora), Lamorne Morris (Heater Repair Man), 113 Min., Kinostart: 12. Dezember 2019

Zwei Jahre nach dem Jumanji-Reboot ist es Zeit für das Sequel, und es ist schon mal lobenswert, dass man mindestens ein Dutzend der originalen Schauspieler erneut verpflichten konnte (bei der Crew hinter den Kulissen sieht es ähnlich aus), und trotzdem noch Platz fand, mit Danny DeVito, Danny Glover und Awkwafina drei neue Quasi-Stars in die Geschichte einpassen konnte.

Wir erinnern uns: vier Jugendliche landeten in den Körpern von Videospiel-Avataren mit unterschiedlichen Fähigkeiten und mussten in einer Dschungel-Abenteuerwelt das Spiel erfolgreich beenden, um dem Spiel entfliehen zu können.

Dabei konnten natürlich alle charakterliches Wachstum durchleben, und Spencer (Alex Wolff) und Martha (Morgan Turner) konnten zueinander finden.

Eine der wichtigsten Regeln für Sequels: Liebespaare haben zu Beginn des Sequels ein Problem, müssen neu zueinanderfinden. Damit haben wir auch schon einen der zwei emotionalen Handlungsfäden aus der »richtigen Welt«, die unabhängig von den Actionsequenzen irgendwo zwischen Tomb Raider und Indiana Jones abgearbeitet werden müssen.

Jumanji: The Next Level (Jake Kasdan)

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Ein zweites Problem, das man im Sequel geschickt umgeht: die vier jugendlichen Helden, die man jeweils nur zu Beginn und Ende des Films sieht (zwischendurch sehen sie aus wie die Filmstars Dwayne Johnson, Karen Gillan, Kevin Hart und Jack Black), sind inzwischen Jumanji-videospielerfahren, was für die Spannungsentwicklung nicht zuträglich ist.

Die Lösung: Um den verschollenen Spencer aus der Videospielwelt zu retten, kommen die alten Freunde überein, sich noch einmal auf das lebensgefährliche Spiel einzulassen. Doch diesmal müssen sie nicht nur andere Abenteuer bestehen, weil die Hardware zu Ende des letzten Films vermeintlich vernichtet wurde, gibt es zusätzliche Probleme: die Avatare werden bis auf die Rothaarige in der Rolle der Rothaarigen anders verteilt, und Spencers Großvater (Danny DeVito) und dessen ehemaliger Partner bei einem Gastronomieprojekt (Danny Glover) werden mit ins Spiel gezogen, während Blondchen Bethany (Madison Iseman) »außen vor« bleibt.

Konsequenz: den beiden Großväterchen muss man erst mal erklären, wie so ein Videospiel funktioniert (Bonuseffekt: so kann man neue Zuschauer ebenfalls auf den Stand der Dinge bringen), und die alten zerstrittenen Knaben bekommen die Chance, auch wieder zueinander zu finden.

Jumanji: The Next Level (Jake Kasdan)

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Jumanji: The Next Level funktioniert auf dem Humorlevel ähnlich gut wie der Vorgänger. Leider sind einige der CGI-Effekte schon fast wieder so überzogen wie im alten Jumanji-Film mit Robin Williams, und einige Sequenzen, die den Film nicht wirklich voranbringen (Straußenattacke, Harry-Potter-Hängebrücken mit Mandrill-Attacke, Gymnastikübungen rund um eine magische Insel), ziehen sich fast so sehr wie die gegen Ende etwas massiv auftauchenden emotionalen Szenen rund um die »realen« Beziehungsdramaturgien.

Jumanji: The Next Level (Jake Kasdan)

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Ich persönlich hatte auch ein kleines Problem mit der Avatar-Inflation, wenn man dann auch noch bei sieben Spielfiguren die jeweiligen Spieler wieder umsortiert, ist es nicht so einfach, dem zu folgen. Und selbst, wenn man das perfekt hinkriegt, ist der Mehrwert dieser Entwicklung nicht hoch genug, um sie handlungstechnisch wirklich zu rechtfertigen.

Klingt etwas härter, als der Film größtenteils als Unterhaltung funktionierte. Gerade Danny DeVito, der ja bekanntlich Arnold Schwarzenegger gleicht wie ein Zwilling, übernimmt hier den Körper von Dwayne Johnson, was sehr vergnüglich ist. Nicht zuletzt deswegen, weil man vorher erlebt hat, wie der betagte Greis ohne Sessellift und Atemgerät kaum vier Meter ohne Unfall durch die Wohnung unterwegs ist.

Jumanji: The Next Level (Jake Kasdan)

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Als Bonus gibt es in kleinen Rollen ein Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern aus der Geschichte der Fernsehsitcoms: Marin Hinkle (Alans Ex-Frau Judith aus Two and a Half Men) spielte schon im ersten Film Spencers Mutter, sehr hübsch ist auch John Ross Bowie (Barry Kripke aus The Big Bang Theory) in seiner Rolle als Spokesperson des Endgegners «Jurgen the Brutal» (übrigens gespielt von so einem GOT-Berseker) - und als der Film schon fast vorbei ist, tauchen auch noch Bebe Neuwirth aus Frazier und Lamorne Morris aus New Girl auf (davon drehte Regisseur Jake Kasdan einst die Pilotfolge).

Was mich neben den bereits ausgeführten Schwächen etwas störte war eine Szene mit Spencer und seinem Großvater, die im Grunde die Rahmenhandlung von The Princess Bride von innen nach außen stülpt: war es damals der Großvater Peter Falk, der Enkel Fred Savage beibrachte, dass ein Buch spannender sein kann als ein Videospiel, bringt diesmal der Enkel dem Opi das Daddeln bei (mit erstaunlich ähnlichem Szenenbild). O tempora, o mores!