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8. September 2015 |
Andreas Jacke
für satt.org |
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Gott hat gewürfelt oder Naturphilosophie heuteWas ist die Aufgabe einer aktuellen Naturphilosophie? Und wie könnte diese angegangen werden? »Das Andere der Natur«, das durchweg allgemeinverständliche und dennoch fundierte und informative neue Buch des Physikers und Philosophen Jan Cornelius Schmidt geht von diesen Fragen aus. Das Buch adressiert dabei zentrale Themenfelder der Naturphilosophie wie Selbstorganisation, Zeit, Zufall, Kausalität, Kosmos und Raum, Gehirn und Geist, Technik, Ästhetik, Ethik und Umwelt und schließlich Wissenschafts- und Technikfolgen. Instabilitäten stellen dabei eine einigende Klammer dieser durchaus unterschiedlichen Brennpunkte der Naturphilosophie dar. Das Buch ist dabei klar aufgebaut und didaktisch umsichtig geschrieben, so dass auch ein fachfremder Leser es mit Gewinn lesen kann. Schmidt nimmt eine Position ein, die sich von dem klassischen idealistischen Ansatz einer systematischen Naturphilosophie (Hegel) ebenso unterscheidet wie von den nach seiner Ansicht unter »begrifflichen Verwirrungen« leidenden poststrukturalistischen Philosophien (Lyotard). Beide hätten der Naturphilosophie auf ihre Weise »Bärendienste« erwiesen. Dem systematischen Ansatz des Deutschen Idealismus fehle ein stärkeres Ernstnehmen der Naturwissenschaften sowie eine plurale Offenheit ihrer Aussagensysteme. Lyotard, der zwar zu Recht eine Wissenschaft heraufziehen sah, die Instabilitäten erforscht, verknüpfe diese zu rasch mit dem Gedanken der Postmoderne. Da haben Kant und dann auch Schelling schon einen anderen Zugang, wie Schmidt betont. Ihre durchaus visionären Überlegungen zur Selbstorganisation werden in dem Buch als wichtige Meilensteine zur Entdeckungen heutiger Wissenschaften der Instabilitäten angesehen. Und auch Friedrich Nietzsche hat einiges von der aktuellen Entwicklung der Sache nach vorweggenommen, wenn er die Kreativität in der Natur betonte. Dabei sieht Schmidt eine Veränderung von Wissenschaft, nämlich eine Entwicklung zu einer nachmodernen (und nicht postmodernen) (Natur-) Wissenschaft – und das heißt eine Wissenschaft, die sich im Anschluss an die moderne Wissenschaft gebildet hat. Dafür wird zunächst der Begriff der Instabilität – der innerhalb einer breiten öffentlichen Diskussion vor allem in 1980er Jahren sowie aufgrund der Chaostheorie (Schmetterlingseffekt) innerwissenschaftlich seit den 1970er Jahren zu Sprache kam – in unterschiedlichen Variationen thematisiert. Er schreibt, dass die Instabilitäten einem Tanz auf des Messers Schneide gleichen würden. Instabilitäten bilden gleichsam das Eingangsportal und das Einheitsmoment für alle weiterführenden Themenfelder innerhalb der Naturphilosophie und können als Quelle der Selbstorganisation verstanden werden, sie sind Kern jedes Werdens und Wachsens. Kurzum: Ohne Instabilität gäbe es kein Leben. Dieser positive Begriff von Instabilität mag dem Leser zunächst ungewohnt erscheinen. Schließlich scheint Natur das zu sein, was weithin stabil ist. Mit dieser Hintergrundüberzeugung räumt Schmidt auf und sieht hier ein metaphysisch motiviertes »Stabilitätsdogma«, das die Wissenschaftsgeschichte seit dem antiken Griechenland durchzog. Sogar Albert Einstein versuchte sich gegen Instabilität im Kosmos zu wehren, obwohl seine eigenen nichtlinearen Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie fast nie die Lösung eines statischen, stabilen Kosmos angeboten haben. Er führt daher als Korrektiv die kosmologische Konstante ein, die er aber später selbst wieder verwarf. Gott habe nicht gewürfelt, behauptete er später gegenüber der fundamentalen Einsicht von Zufallskomponenten in der Quantenphysik. Durch die aktuellen Entwicklungen der Naturwissenschaften wird das zum Teil sogar noch bei Einstein wirkende Stabilitätsdogma weithin aber immer verabschiedet. Schmidt weist darauf hin, dass Instabilität nicht nur die Organisationsform der äußeren natürlichen Umwelt betrifft, sondern sogar im Inneren des Menschen und seiner Natur anzutreffen ist, nämlich in der Dynamik von Herz und Gehirn. Schmidt beschreibt in »Das Andere der Natur« detailliert den aktuellen Stand der exakten Naturwissenschaften und die historischen Etappen, die zu ihnen führten. Nicht »postmodern«, sondern »nachmodern« wird die Instabilität begriffen, weil sie nicht als ein Bruch, sondern als ein nun anerkanntes Supplement und Erweiterung zur bisherigen Tradition aufgefasst wird. Man könnte zunächst annehmen, damit könnte Schmidts Ansatz – vielleicht gegen seine Intention – sogar im poststrukturalistischen Kontext der Philosophie von Jacques Derridas verortet werden (allerdings ohne dessen sprachphilosophische Implikationen zu übernehmen), aber das wäre eine arg übergestülpte Verbindung. Allerdings verstand sich Derrida seinen Ansatz auch als Erbschaft und Ergänzung zu der ihm vorausgegangenen Tradition. Es wäre aber völlig falsch, das Buch als Dekonstruktion zu betrachten, obwohl Derridas Begriffe der Spur und Signatur darin einige Male (und stets zusammen) auftauchen. Vielmehr handelt es sich um eine breit angelegte Wissenschaftstaxierung, inklusive der Erörterung möglicher Alternativen, mit einem starken Bezug zu den empirischen Realwissenschaften. Ein entscheidender Punkt, der alle Kapitel verbindet, ist die Instabilität, die ein Leitmotiv darstellt. Instabilitäten verringern auch die Möglichkeiten, die Welt vollständig zu berechnen und zu kontrollieren. Die Messbarkeit und damit auch restlose naturwissenschaftliche Durchdringung der Natur steht damit zur Disposition. So trifft sich dieser Ansatz mit dem von Theodor W. Adorno, der aus anderer Perspektive auf die Dialektik, insbesondere die Begrenzung der Aufklärung durch einen inkommensurablen Rest immer wieder hingewiesen hat: Natur zeigt sich einer vollständigen und kontrollierenden Erkenntnis gegenüber als widerständig. Damit wird auch naturwissenschaftlichen Allmachtsfantasien ein faktisches Ende gesetzt — naturalistische Positionen werden fragwürdig. Wo die neu gezogenen Grenzen nun verlaufen können, stellt das Buch eindringlich da. Wie in Woody Allens Film Match Point (2005) so schön vorgeführt, ist es beispielsweise ungewiss, auf welcher Seite ein Tennisball landet, wenn er erst mal eine Position auf der Netzkante eingenommen hat. Aber wo liegt dann die Evidenz von naturwissenschaftlichen Theorien, wenn sie aufgrund der ihnen innewohnenden Instabilitäten nicht mehr mithilfe von Experimenten reproduzierbar und überprüfbar sind? Schmidts Betrachtungen changieren so immer wieder zwischen Naturwissenschaft und Philosophie, zwischen Wissenschafts- und Philosophiegeschichte – und stellen zwischen den Polen zahlreiche Verbindungen her. In manchen Kapiteln herrscht dabei durchaus ein Ungleichgewicht in die eine oder andere Richtung. Aber wenn es im Kapitel »Zufall« beispielsweise einen Überhang an naturwissenschaftlichen Überlegungen gibt, so werden im nächsten Kapitel über Kausalität dann wieder umso mehr philosophische Gedanken vorgeführt. Besonders am Herzen liegt dem Autor die philosophische Arbeit an einem weit ausdifferenzierten Begriffsapparat. Diese Arbeit am Begriff ist selten etymologisch oder literarisch, sondern liegt auf einer viel pragmatischeren Ebene. Zwei signifikante Ausnahmen bilden die Begriffe Natur-Wissenschaft und Tat-Sache, auf deren wörtliche Bedeutung Schmidt aber erst im letzten Drittel seines Buches ausführlicher eingeht. Primär geht es ihm jedoch immer wieder darum, inwieweit die innerhalb der naturwissenschaftlichen Theorien angewendeten Begriffe, die in der Realität festgestellten Sachverhalte tatsächlich adäquat beschreiben können. Ihre Anwendung in möglichst engem Bezug zu einer als »außen« definierten Realität bestimmt sehr deutlich den gesamten Stil des Buches. Anhand von zahlreichen Beispielen wird insgesamt innerhalb der Schnittmenge von Philosophie und den Naturwissenschaften geschickt und subtil eine spannende neue Ansicht durchbuchstabiert. Oftmals werden dabei die negativen wie positiven Dimensionen bei Anerkennung von Begriffen innerhalb Entwicklung der Wissenschaften vorgeführt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Entwicklung eines an der lebensweltlichen Erfahrung orientierten Zeitbegriffs. Dieser kann als ein »Richtungspfeil« innerhalb der Physik, der zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft grundsätzlich zu unterscheiden weiß, rekonstruiert werden. Er erhielt erst historisch spät Einzug in die Physik: »Zeit« wurde (über lange Zeit hinweg) als phänomenal (sich den Sinnen der Erkenntnis darbietend) auf der Seite des Erkenntnissubjekts, aber nicht als fundamental (der Natur selbst zugehörig) erfasst und damit entwertet. Schmidt zeigt die Probleme auf, die sich bei dem berühmten Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ergaben, der zwar zeitliche Prozesse (an)erkannte, aber zugleich vorwiegend mit einem destruktiven Ziel durch die Entropie ausstattete. Dieser Aspekt wurde von einigen Physikern schon im 19. Jahrhundert kritisiert. Denn nicht das Werden, sondern Vergehen, der Zerfall der Ordnung wurde hier zum unausweichlichen Telos. Das sich so ergebende depressive Ziel sei der Wärmetod und damit das Gegenteil aller Evolution. Zeitvorstellungen wie der Zyklus (Nietzsche und die Griechen) oder die Apokalypse (Jesus und die jüdisch-christliche Tradition) treffen sich demnach auch in komplizierten physikalischen Theorien wieder. Schmidt umgeht bei seiner Zeitdiskussion zwar Heideggers sehr bekannten philosophischen Ansatz, weist dafür aber auf Bergson hin, der Zeit mit Zeugung identifiziert hatte. So geht es nicht mehr um die Überführung der dynamischen Instabilität und des natürlichen Chaos in eine allzu statische Ordnung, sondern um einen adäquaten Umgang mit dem Chaos, in welchem der Gewinn der Zeit durch ihr kreatives, vitales Potenzial erkannt, gewürdigt und reflektiert wird. Nur wer Instabilität zulassen kann, kann in einer dynamischen Welt lokal jeweils stabil sein. Und damit nicht genug, nur wer medizinisch betrachtet über Instabilität verfügt, ist gesund. Beim Epileptiker tritt nämlich vor dem Anfall eine Absenkung der dynamischen Instabilität auf, die sich auf einer neuronalen Ebene feststellen lässt. Instabilitätsfähigkeit ermöglicht Kreativität, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Sie ist ein Kennzeichen von Vitalität, erklärt Schmidt. Ein Gegenteil wäre wohl, wie man Schmidts Ansatz aus psychoanalytischer Perspektive weiterführend begreifen könnte, eine starre (und stabile) Fixierung, die entweder zwanghafte oder depressive Züge hat. Das je eigene Leben bedeutet die Integration eines Erlebens ständiger Veränderungen. Und dem sollte auch die Wissenschaft Rechnung tragen, was sie zunehmend tut. Andererseits wird hier Instabilität nicht mit Anarchie identifiziert, sondern findet stets punktuell innerhalb einer bestehenden Ordnung statt, um diese zu erneuern und voranzubringen. Weiterführend sind auch die Kapitel zu Kausalität und Kosmos und Raum. Schmidt konfrontiert den Leser dabei mit der Frage nach dem Ursprung des Menschen. Ist dieser (nur) ein Zufallsprodukt, welches zudem äußerst unwahrscheinlich war, oder ist seine Entstehung kausal erklärbar und damit doch dem Masterplan – etwas dem eines unbekannten göttlichen Wesens – zuzuordnen? Da die kosmologische Evolution ein höchst instabiler Prozess ist, wird mit dieser Anerkennung nicht nur ein strenger Determinismus, sondern mit ihm auch eine göttliche Urheberschaft fragwürdig. Das Passieren von »Nadelöhren« (dieser Standardbegriff aus der Kosmologie ist zugleich eine berühmte Metapher aus der Theologie), also instabilen Engführungen, hat das Leben auf der Erde aber erst ermöglicht. Obwohl an vielen Punkten die Instabilität regiert, bleibt aber dennoch eine gewisse kausale Ordnung bestehen. Das Erkennen von Kausalität ist demnach auch heute für die meisten physikalischen Prozesse wertvoll. Schmidt möchte aber hier der sogenannten »schwachen« Kausalität, die mit Instabilität in Verbindung steht und Selbstorganisation ermöglicht, eine stärkere Position geben als es bisher üblich ist. Diese vermeintlich schwache Kausalität ist dynamischer und flexibler aufgrund ihrer lokalen Instabilität — eigentlich ist sie die stärkere, nämlich eine solche, die Neues hervorbringt. Tiere treten in dem Buch an einigen exponierten Stellen auf. Neben dem Bären-diensten von Hegel und Lyotard am Anfang erfährt der Leser etwas über den Riechkolben der Kaninchen, der im entspannten Zustand eine hohe dynamisch, instabile Gehirnattraktivität aufweist. Sie ähneln in diesem Punkt dem Menschen. Der Elefant taucht an der Stelle im Text auf, als es darum geht, nicht mehr den Menschen, sondern ein Tier oder eine Pflanze als Endpunkt kosmologischer Schöpfung zu begreifen. Auf den Vogel trifft der Leser innerhalb der Bionik bei Leonardo da Vinci, der versucht hat, dieses Tier zum Vorbild für den Bau eines funktionierenden Flugkörpers zu nehmen. Er ist daran gescheitert. Auf die bunten Schalen der Muscheln trifft man, wenn Schmidt schließlich verschiedene Ästhetiken in und gegenüber der Natur vorführt. Die Tiere treten also stets im Verhältnis zum Menschen auf. Sie könnten wie der Elefant oder das Kaninchen ihren Platz einnehmen. Auch die Muscheln sind mindestens so schön wie das von Menschen gemachte »Kunstschöne«. Umgekehrt scheitert der Mensch aber, wenn er die Tiere imitieren will. Leonardos Vogelfluggerät fliegt nicht. Diese Beobachtung ist, wenn es um Schmidts Kritik geht, auch paradigmatisch für den Zusammenhang zwischen menschlicher Technik und Natur (zu der die Tiere gehören). Im Kapitel zu Technik zeigt Schmidt minutiös und eindrucksvoll auf, wie die neue technische Richtung der Bionik versucht, Naturprinzipien aufzugreifen und sich damit der Natur nunmehr als Vorbild anzunähern, und sie nicht mehr als zu eroberndes und zu besiegendes Gebiet zu begreifen. Doch wird Natur dabei zugleich am Bild menschlichen Handelns entworfen und ihre Andersheit nicht anerkannt. »Ihr werden gar Kategorien der ökonomischen Effizienz und der technischen Effektivität zugesprochen«, so Schmidt. Mit Kant erklärt der Autor einen möglichen Vermittlungszusammenhang zwischen Biologie/Natur und Technik »Natur ist uns nur in ihrer Erscheinungsweise zugänglich, nur als Modell beschreibbar. Natur wird somit von uns weniger rekonstruiert als konstruiert.« Der technische Fokus ist nur ein begrenzter; das »Ding an sich« bleibt unerkannt, kann man mit Kant sagen. Weil der Blick ohnehin stets ein selektiver ist – Schmidt weist auf die negativen Folgen eines weitverbreiteten naturwissenschaftlichen Reduktionismus hin – ist der Zugang zur Natur entscheidend. Insbesondere wenn es um ethische Fragestellungen geht, ist es wesentlich, wie Natur von der Wissenschaft entworfen und aufgefasst wird. Hans Jonas, den Schmidt in diesem Bereich heranzieht und dessen Imperativ bezüglich des Naturhandelns als eine geschickte Umformulierung von Kants kategorischen Imperativ anzusehen ist, hat dafür ein prägnantes Beispiel gefunden: Im Eltern-Kind-Sorgeverhältnis zeige sich eine Urszene ethischen Verhaltens. Und dabei ist es entscheidend, wie der Säugling aufgefasst, ja verstanden wird. Wird er als ein lebendiger Organismus mit Sorge, Achtung und Respekt behandelt oder wird er lediglich als ein Konglomerat aus Zellenverbänden betrachtet? In dem, wie Natur – hier der Säugling – entworfen wird, zeigt sich eine ethische Verpflichtung. Der Schrei ruft (zu Recht) eine heftige emotionale Beziehung hervor, der sich kein Mensch (es sei denn, er konzipiert das Kind reduktionistisch als Konglomerat von Zellen) entziehen kann. Der Zugang ist hier entscheidend, wie Schmidt sodann im Rekurs auf die von Goethe entworfene Morphologie darlegt. Natur zeigt sich in diesem Zugang als Sich-Darstellende und Sich-Zeigende. Es geht in diesem Verständnis mehr um einen Verstehen und um Beobachtung, nicht mehr um Aneignung, Beherrschen und ökonomisch effiziente Interventionen. Der Gedankengang des Buches führt schließlich zu einem Kapitel über Wissenschafts- und Technikfolgen. Hier wird auf mögliche Risiken der Instabilität verwiesen, die nunmehr weniger in der Natur, als in der Hochtechnologie auftreten. Hier macht Schmidt mithilfe von Niklas Luhmann deutlich, dass schon Technologien wie die Kernspaltung aufgrund der immensen Komplexität gleichzeitig ablaufender Kausalvorgänge nicht mehr kontrollierbar sind. Ähnliche Risiken würden im Moment im neuen Forschungsgebiet der Synthetischen Biologie eingegangen, wo die Forschungsergebnisse im Vorfeld nicht einmal mehr bestimmbar sind. Instabilität ermöglicht also nicht nur Kreativität, sondern erzeugt gleichzeitig auch Risiken. Umso tiefer der Mensch in die Natur vordringt, desto mehr scheint sich Natur zu entziehen und der Mensch sollte sich damit auseinandersetzen. Das Buch endet mit einem Rückblick, in dem die zukünftigen Aufgaben der Naturphilosophie nochmals deutlich vorgeführt werden. Auffallend, aber nicht wirklich störend, sind die eingangs vom Autor selbst schon beschriebenen Redundanzen seiner Studie, die darauf zurückzuführen sind, dass die Studie aus einzelnen Vorlesungen und Aufsätzen zusammengebaut wurde. Sie entfalten aber eine vielfältige Perspektive und ermöglichen es dem Leser aber zugleich, das Terrain von verschiedenen Seiten einer Naturphilosophie der Instabilität zu betreten. Die einzelnen Kapitel sind so hinreichend eigenständig und können unabhängig voneinander gelesen werden. Die Vielschichtigkeit sowie die Einheit des Werkes zeigen sich aber nur dann, wenn man die unterschiedlichen Kapitel zusammen zur Geltung bringt. Dabei wird ein hervorragend recherchierter und äußerst erkenntnisreicher Parcours durchlaufen; viele tradierte Hindernisse werden geschickt überwunden, ohne sie jedoch zu eliminieren. Es handelt sich um eine hervorragend geschriebene Studie, die besonders relevant ist für Leser, die die Verbindung zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie auf dem aktuellsten Stand der gegenwärtigen Forschungsebene suchen. Sehr informativ, sehr empfehlenswert!
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