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November 2007 |
Robert Mießner für satt.org |
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Alltag 3.0
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David Alker und Peter Liddell, Live Forever David Alker und Peter Liddell, White Album David Mackintosh, Imagine you're in a room full of blind fools desperately grasping at nothing |
Die Popkultur ist nichts ohne ihre mythischen Orte: New York, San Francisco, London und die sich emsig mühende deutsche Hauptstadt. Als Berliner darf man das sagen. Fällt unterm Terrassenstrahler der Name Manchester, fangen Distinktionsnarren gerne an, mit Namen um sich zu werfen: The Fall und Van der Graaf Generator, The Smiths und Joy Division lassen sich gut zitieren, vor allem, wenn man nicht gezwungen ist, ihr Leben zu führen. Bevor Anfang nächsten Jahres Control über die Leinwand läuft, das auf der Insel bereits gefeierte Biopic über Ian Curtis (1956 - 1980), kommt Bildende Kunst aus der Stadt, die Gott angeblich am sechsten Tag geschaffen hat, nach Berlin. David Alker und Peter Lidell, Dean Hughes und David Mackintosh haben die Metropole verinnerlicht und kommen dort auf den Punkt, wo es am lautesten ist: im Zentrum der Stadt.
Dass ihre Kunst leise, genau und zerbrechlich ist, ist dabei kein Widerspruch, sondern gewollter Einspruch. David Alker und Peter Lidell, zwei fröhliche Wissenschaftler, waren bereits auf der fulminanten Paintwork-Ausstellung im Frühjahr 2006 vertreten. Sie hatten Kekse nach The Fall-Plattencovern verfertigt. The Fall zum Essen, das ist Dialektik. Alker, Lidell, Hughes und Mackintosh nehmen den Alltag, das Überlieferte, Hergebrachte und als vertraut Geglaubte, drehen und wenden es, stellen ihre Fundstücke in einen neuen Zusammenhang. Vergangenheit wird Gegenwart. Speziell Hughes Arbeiten sind präzise und provozierend klein. Das Banale, Nebensächliche und Übersehene gerät bei ihm zu Poesie. David Mackintosh zeichnet mit Pinsel und Tinte Serien auf DIN A1-Papier, hält Trostlosigkeit in direkter und, auch das kein Widerspruch, frischer Weise fest.
David Alker zitiert aus seiner Website ein Statement zur Letzten Futuristischen Ausstellung 0.10. in Petrograd (St. Petersburg). Sie dauerte vom 17. Dezember 1915 bis zum 17. Januar 1916, und Kasimir Malewitsch präsentierte erstmals sein Schwarzes Quadrat auf Weißem Grund. Niemals einen Text mit einem Zitat beenden, aber hier geht es nicht anders: "Es ist für eine lange Zeit dunkel geworden. Sechzehn Monate nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs, Mitte des Winters und die Truppen stecken festgefroren in den Schützengräben der Ostfront. Im Schatten steht ein Mann in einem langen Mantel, die Ecke eines Raumes betrachtend. An der Wand gegenüber befinden sich 21 Gemälde und eine Reihe handgeschriebener Plakate. Er denkt Winkel, Flächen, Formen und Farben." [Quelle]
10. November bis 01. Dezember 2007
Donnerstag bis Sonntag, 15.00 bis 19.00Uhr
Eröffnung 9. November, 20.00 Uhr
To the Centre of the City
David Alker/Peter Liddell, Dean Hughes, David Mackintosh
Contemporary art from Manchester
Galerie Praxis Hagen
Sonnenburger Straße 76
10437 Berlin
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