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14. Mai 2010
Jens Meyer
für satt.org


Jens Meyer
auf satt.org:

Brot und Butter
Schablonen-Graffiti
  Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
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Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
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Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Jens Meyer: Decollagen
Fotos © Jens Meyer

Décollagen

Décollagen entstehen, wenn mindestens zwei Schichten bedruckten oder bemalten Papiers übereinandergeklebt und dann an einigen Stellen eine oder mehrere der oberen Lagen wieder abgerissen werden, so dass Ausrisse der überklebten Schichten wieder sichtbar werden.

Was dabei verdeckt bleibt und was wieder sichtbar wird, ist nur bedingt steuerbar, so dass eine Décollage auch für den, der sie anfertigt, immer etwas Überraschendes, Zufälliges hat. Künstler wie Raymond Hains, Francois Dufrene und Jacques de la Villegle, die von etwa 1949 bis in die 1960er Jahre hinein übereinandergeklebte Werbeplakate in gestalterischer Absicht zu Décollagen verarbeitet haben, dürften nicht selten selbst vom Ergebnis ihrer "Abrissarbeiten" überrascht gewesen sein.

Noch überraschender können Décollagen erscheinen, wenn die verschiedenen Papierschichten ohne besondere gestalterische Absicht übereinandergeklebt und partiell wieder abgerissen worden sind, wie das im öffentlichen Raum vor allem auf Plakatwänden und Litfaßsäulen häufig vorkommt. Anonyme Plakatankleber, Passanten, Hausmeister oder Immobilienbesitzer reißen Plakate herunter, meist wohl eher, um sie zu entfernen, als aus Neugier darüber, was darunter zu Tage kommen mag, oder etwa gar in der Absicht, aus den verschiedenen Lagen bedruckten Papiers ein Kunstwerk zu schaffen. Auch wenn es in den meisten Fällen an der gestalterischen, künstlerischen Absicht fehlen dürfte, so kommen doch nicht selten interessante, ansprechende, manchmal sogar verblüffende Ergebnisse dabei zustande, die - ähnlich wie fertige Produkte (Ready-Mades) oder wie Trouvaillen - nicht schon in der Absicht ihres Herstellers, sondern erst im Auge des Betrachters zu Kunstwerken werden.

Das Motiv einer Décollage entsteht in der Zusammenschau der verschiedenen, "löcherigen" Lagen Papier. Bisweilen wirkt das, was von den unteren Schichten durch die oberste hindurchscheint, wie ein Kommentar zu dem, was auf der obersten Papier-Lage abgebildet ist. Teilweise entstehen auch abstrakte, fast psychedelisch wirkende Farbmuster.

Seit etwa zwölf Jahren fotografiere ich auf meinen Streifzügen durch Berlin und andere Städte immer wieder auch solche - mehr oder weniger zufällig-absichtslos entstandenen - Kunstwerke. satt.org präsentiert hier eine Auswahl solcher Décollagen, auf denen Gesichter, Köpfe oder Büsten (oder Teile davon) zu sehen sind.

An keine der hier gezeigten Décollagen habe ich selbst Hand angelegt. Ich habe lediglich die mir interessant und reizvoll erscheinenden Ausschnitte ausgewählt. Um sowohl Hochformate als auch Querformate verwenden zu können, habe ich quadratische Ausschnittsvergrößerungen vorgenommen.

Das Thema »Décollage« habe ich hier um verblasste, verblichene und verwitterte Plakate erweitert.

Neben Décollagen fotografiere ich auf meinen Fotostreifzügen durch die Stadt unter anderem auch Fassadeninschriften und Schablonen-Graffiti (Pochoirs).