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Januar 2003
Jochen Müter
für satt.org


Nick Cave & The Bad Seeds:
Nocturama

Mute (EMI-Virgin) 2003

Nocturama

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Erscheinungsdatum:
3. Februar 2003

Nick Cave
& The Bad Seeds:
Nocturama



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Manchmal bin ich froh, dass die Zeit so schnell vergeht; nicht etwa, weil ich dadurch immer mehr aussehe wie in meinem Reisepass, sondern weil es mir nicht so lang vorkommt, bis großartige Künstler noch bessere Platten rausbringen. In diesem Fall ist die Rede vom neuen Nick Cave Album "Nocturama", das in wenigen Tagen erscheint. Und in der Tat: Nick Cave & The Bad Seeds setzen nahtlos an der Qualität der Vorgängeralbums "No More Shall We Part" an, das den Begriff Groove mit Stücken wie "Fifteen Feet Of Pure White Snow" oder "Oh My Lord" in neuem Licht erscheinen ließ. Der unwiderstehliche Pathos, der rollende Gospel-Rock, die an der Leine reissende Band, der wandlungsfähige Cave und die Achterbahnfahrt seiner Emotionen sind auch auf dem neuen Album mehr als nur Markenzeichen. Die Platte startet mit drei sanften Stücken (Wonderful Life, He Wants You und Right Out Of Your Hand), in denen Cave seine gesamte hypnotische Kraft entfaltet und unabwendbare Melancholie nach dem wehrlosen Zuhörer greift. Mit dem fünften Titel (Dead Man In My Bed) erreicht die Platte ihren ersten, satten Höhepunkt: druckvoller, lauter und scheppernder hat man die Band lange nicht gehört! Danach kehrt Cave zurück in ruhigere Gefilde und zeigt mit "Rock Of Gibraltar" einen winzigen, hellen Lichtstrahl seiner heiteren Seite. Das spektakulärste Stück ist gleichzeitig das letzte des Albums: "Babe, I`m on fire". Hier präsentiert sich die Band unerbittlich rockend und dämonisch und lässt fünfzehn Minuten lang (43 Strophen!) eine Dampfwalze durch die Boxen fahren. Die Lust und Leidenschaft am Musikmachen, das Böse und der Wahnsinn und eine geballte Portion expressionistischer Ausdruckskraft in einem Song vereint!
Nick Cave
© Polly Borland

Cave hat gut daran getan, seinen Musikern (Mick Harvey, Blixa Bargeld, Thomas Wydler, Martin P. Casey, Jim Sclavunos und Warren Ellis) wieder mehr Platz zu schaffen. Diesmal hat er die Titel nicht im stillen Kämmerchen durchkomponiert, sondern gemeinsam mit der Band während der freien Zeit einer Australien-Tour daran gearbeitet. Cave wollte damit von der Planbarkeit einer Platte wegkommen und den Entstehungsprozess deutlich beschleunigen. Herausgekommen ist ein fantastisches Album und der Beweis, dass Nick Cave & The Bad Seeds mit ihrer schleichenden, kathartischen und brachialen Seite längst nicht abgeschlossen haben. Der Mythos Nick Cave besteht aus gutem Grund.

      » www.nickcaveandthebadseeds.com