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Eigentlich sollte ich aus Befangenheit diesen Text lieber nicht schreiben: schliesslich komme ich aus derselben Stadt wie die Boxhamsters – der hessischen "Kulturmetropole" Gießen – habe über viele Jahre die Stammkneipe der Band geteilt (und als Tresenfee viele viele Kaltgetränke verteilt) und deshalb wird das jetzt eine komplett subjektive und unreflektierte Lobeshymne. Zuerst müssen Platitüden verbreitet werden: die Boxhamsters, die – unglaublich, aber wahr – seit über 16 Jahren im Zeichen des lächelnden Sägefischs unterwegs sind, sind die beste deutsche Punkrockband. Punkt. Und wie es sich für echte Propheten gehört, waren es in den letzten Jahren nicht die Hamster selbst, sondern andere, die die Lorbeeren in Form von Plattenerfolgen und Gazettenlob kassierten, Tomte zum Beispiel oder auch Kettcar, und viele andere, die ohne die Gießener Hamster nicht dort wären, wo sie heute sind. Das Presseinfo zur neuen Hamsterplatte "Demut & Elite" hat Thees Uhlmann von Tomte geschrieben – verkehrte Welt: unvergessen sind die Zeiten, als sich ein jugendlicher Thees vor Aufregung beinah in die Hosen machte, weil er denselben Partyraum mit seinen Helden teilen durfte. Aber ist ja auch egal, Hauptsache ist, dass die Hamster jetzt endlich auch ihr Stück vom Kuchen bekommen. Da die Band über die Jahre sowieso nichts an Energie, Leidenschaft, Charme und Wut eingebüsst hat, ist es auch für niemanden zu spät, die Hamster für sich zu entdecken. Textzeilen wie "Wir sind zu klein um uns zu wehren, doch wir warten weiter ab, denn irgendwann holt Euch die Zeit ein und wir pissen Euch auf's Grab" ("Zu klein" von gaaanz früher, auf "Der göttliche Imperator" von 1990) erhalten überraschend eine neue Bedeutung: die Hamster sind jetzt bei Lado gelandet – mal sehen, was da noch geht! Die Boxhamsters, die ihren schönen Namen aus einem Monty Python-Film stibitzt
haben, standen nie für hirnlosen Prügelpunk, sie kultivierten den freundlichen Punk von nebenan, ihr Slogan ist "Search and make Friends". Den extremen Polen des gemeinen Punkrocks – Hass!! kombiniert mit Vollsuff oder Funpunk kombiniert mit Vollsuff – hielten sie mit einem Smiley auf den Band-T-Shirts entgegen. Im Laufe der Jahre haben die Hamster eine treue Fangemeinde herangezogen, Youngsters wachsen immer wieder nach und deshalb geraten die Konzerte auch nie zu Punkrock-Altersheim-Veranstaltungen. Überhaupt: die Begeisterung bei Liveauftritten ist legendär und die Gießener Community sorgt dafür, dass bei den Konzerten stets eine familiäre Stimmung herrscht. In Boxhamsterhausen werden noch freundschaftliche Beziehungen gepflegt, ob zu anderen Bands oder eher unmusikalischen Weggefährten. Die neue Platte, die deutlich runder und vollmundiger produziert klingt als ihre Vorgänger, bietet neun Punkrockperlen, mit 37 Minuten fast ein wenig knapp geraten, aber auch die Ramones haben schon bewiesen, dass man sich lieber kurz fassen sollte und keine Bohemian Rhapsodies schreiben muss, wenn man zum Klassiker werden will. Ulf am Schlagzeug trommelt wie ein Uhrwerk, die Gitarren jubilieren und über allem Coburgers raue Stimme – wunderbar. Mehr zur Bandgeschichte, lustige Fotos, Tourdaten und vieles mehr gibt's auf der Hamsterhomepage! Dort könnt Ihr auch nachlesen, wie überhaupt alles kam und warum die Boxhamsters jetzt bei Lado erscheinen – auf demselben Label wie Superpunk, die so heissen, wie die Boxies sind!
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