Garagendinos
Schon länger unterwegs als andere "The"-Bands: The Hives aus Schweden feiern auf "Tyrannosaurus Hives" den Rock’n’Roll, New Wave und sich selbst
The Hives sind: Vigilante Carlstroem, Dr. Matt Destruction, Chris Dangerous, Howlin‘ Pelle Almqvist, Nicholas Arson
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Die neue Platte der Hives dauert exakt 29:59 Minuten. Das finde ich schon mal super. Das Erscheinen der CD im Holozän bezeichnet den Beginn einer Epoche der akustischen Vermüllung, neuerrungener Speicherplatz wurde ums Verderben ausgereizt, 75 Minuten oder mehr wollen erst mal gefüllt sein und so hören sich viele Alben auch an. Voll mit Füllern. Und dann noch der Hidden Track. Von der digitalen Trickserei zum eingeforderten Überraschungsei. Nicht so bei den Hives. Ein knappes halbes Stündchen reicht ihnen völlig, 12 lärmige, energiegeladene Garagepunkpopstücke fegen aus den Lautsprechern und fertig. Sich kurz und knapp halten zu können ist eine unschätzbare Qualität, die Ramones haben in den seligen Siebzigern mit ihren 2:30-Songs in dieser Disziplin Maßstäbe gesetzt. Umso besser, dass sich die eine oder andere Band heute wieder daran erinnert.
Das The im Bandnamen mag irreführen: The Hives gehören eigentlich nicht zu all den vielen The-Boom-Bands, ihre erste Platte erschien bereits 1997 (Barely Legal, danach Veni, Vidi, Vicious). Dennoch kann man sie guten Gewissens in einem Atemzug mit The Vines, The Strokes, The Datsuns und vielen anderen nennen, was diese Gruppen eint, ist die Liebe zu alten (Punk-)Rockgöttern, ein Faible für unbedingtes Dandytum und eben die knackig-kurzen Songs mit schrammeligem Gitarrensound.
The Hives sehen sich selbst durchaus in der Nähe von Devo, wahrscheinlich auch wegen der Vorliebe für uniformhafte Kostümierungen. Aber das schneidende, eckige in Songs wie "Love in Plaster" oder dem Hit "Walk Idiot Walk" ist schon sehr nahe an Devo und am Frühachtziger-New-Wave sowieso.
The Hives sind im Herbst auf Deutschlandtour:
14.10.04 | Berlin, Columbiahalle | 16.10.04 | Wiesbaden, Schlachthof | 24.10.04 | München, Tonhalle | 27.10.04 | Stuttgart, Longhorn | 28.10.04 | Köln, E-Werk | 30.10.04 | Hamburg, Große Freiheit 36 |
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Andererseits feiern The Hives den Rock'n'Roll mit allem Drum und Dran, dazu gehört auch der erfundene Bandgott oder –guru oder -mastermind Randy Fitzsimmons, der angeblich alle Songs schreibt und die Geschicke der Band leitet. Die Hives wissen, dass hinter allen Rock'n'Roll-Göttern jemand wie Colonel Parker oder Tam Paton stand – so jemanden brauchen sie natürlich auch.
Die Fünfziger-Jahre-Anzüge sind ein Retrowitz, den sich The Hives genauso erlauben wie Pelle Almqvists dreiste und größenwahnsinnige Mick Jagger-Impersonationen auf der Bühne. Aber so sind die Schweden: aus geographisch bedingtem Abstand plündern sie alte Plattenkisten, pusten den Staub von Papas Blue Suede Shoes und graben sogar Dinosaurierknochen aus (glaubt Ihr nicht? Schaut mal auf die Hives-Website!) – voilá, klingt wie neu, nicht wahr?
"Abra Cadaver", erster Song der Platte, ist ein Starter wie er im Buche steht: wild, rauh und laut, in diesem Stil geht's weiter, lediglich "Diabolic Scheme" fällt durch das gedrosselte Tempo aus dem Rahmen. The Hives machen übermütig und fröhlich – und nehmen nicht viel Platz auf dem iPod weg.