Von der Bühne vor die Halle: Lärmkaskaden plus akustische Zugaben gleich glückliche Fans.
Black Rebel Motorcycle Club
am 4.5. im Astra Berlin
In der Stadt, die nie zu schlafen scheint, beginnen Konzerte selten zur angekündigten Zeit. Anders im Astra auf dem RAW-Gelände beim Konzert der schwarzen Rebellen: Die letzten Töne des zweiten Songs bekomm' ich noch verschwommen mit, weil der Sound im hinteren Teil des Raums mal wieder schlecht ist. Nach dem Kampf ins vordere Drittel der ausverkauften Halle wird es merklich besser. Mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Beat the Devil’s Tattoo“ kommt nach einigen Minuten dann auch richtig Leben in das Publikum, das Berlin-typisch mal wieder schwer in die Gänge kommt oder sich verwöhnt langweilt. Was, man muss es betonen, nicht an der Band liegt, die sich gelinde gesagt, den A... abspielt. Man bekommt das Futter, was man von Ihnen erwartet. Fuzz- Gitarren, dramaturgisch ausgefeilte Kompositionen, improvisatorische Schlenker und schüchterne Ansagen. Natürlich ziehen die alten Kracher wie „Love Burns“ oder „Spread your Love“ am meisten, aber auch komplexere Arrangements wie „American X“ bringen die drei auf einem hohen Level auf die Bühne. Die neue Drummerin Leah Shapiro macht einen Mörderjob hinter den beiden Helden Peter Hayes und Robert Levon Been an den Saiteninstrumenten, tighter geht’s eigentlich kaum. Nachdem sich die Band dann über zwei Stunden wirklich ordentlich abgerackert hat, gehen die meisten Fans zufrieden gen T-Shirt-Stand oder nach Hause. Wer das zu schnell gemacht hat, wird es im Nachhinein bereut haben, denn Peter Hayes lässt es sich nicht nehmen, kurz nach dem Hallengig einfach Open Air mit Akustikklampfe weiter zu machen. Da reißt dann auch nach kurzer Zeit die hochtönigste Seite und kein Roadie ist in Sicht - Was soll’s, denkt sich der Peter und spielt einfach Songs, zu denen er die Saite nicht braucht. Und steigt mit „Common People“ von Pulp ein und ringsherum glänzen die Mädchenaugen, vom spontan einsetzenden Chor zum Refrain ganz zu schweigen. Und so hatten dann vielleicht insgesamt achtzig Leute das Vergnügen, einem ihrer Helden ohne Ordner und Bodyguards für eine halbe Stunde und ein wenig mehr ganz nahe zu sein. Das klingt jetzt kitschiger, als es war. Denn Peter Hayes hat einfach nur das gemacht, worauf es ankommt: Er hat Spaß an seiner Musik und gibt das unvermittelt weiter. Und entlässt uns als glückliche Zeugen dieses einzigartigen Konzertmoments in die kalte Mainacht mit einem ihrer schönsten Songs, nämlich „Rifles“. Spätestens dann war ich überzeugt, einem der besten Konzerte der letzten Jahre beigewohnt zu haben. Jedenfalls war hier alles drin: Gute Lightshow, engagierte Musiker, eine gute Songauswahl und ein gelungener Draht zum Publikum. Und wegen der Portion Pathos obendrauf haben sie bei mir ja sowieso schon immer einen Stein im Brett.