Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen





24. Mai 2008
Felix Giesa
für satt.org

  Max und Moritz-Medaille


Isabel Kreitz
Isabel Kreitz
Foto: Carlsen Comics

Anke Feuchtenberger
Anke Feuchtenberger
Foto: Wassily Zittel

Oliver Ka
Olivier Ka
Foto: Carlsen Comics

Reinhard Kleist
Reinhard Kleist
Foto: Carlsen Comics

Alan Moore
Alan Moore
Foto: José Villarrubia




Die
„Max und Moritz-Gala“
auf dem „13. Internationalen Comic-Salon Erlangen“

Gestern Abend wurde mit der Verleihung des „Max und Moritz-Preises“ in mittlerweile zehn Kategorien der Höhepunkt des diesjährigen Comic-Salons erreicht. In dem anmutigen Ambiente des Erlangener Markgrafentheaters moderierte Dennis Scheck die Verleihung und führte durch den Abend. Der bekannte Literaturkritiker war sichtlich bemüht, beim Comicpublikum anzukommen. So witzelte er über „Superhelden und Zaubertränke“ und stellte, frei nach Luca Toni, fest: „Wenn gewinne, isse immer gut.“ Nach dem Motto: Comicfans werden schon auch Fußball mögen.

Die eigentlichen Preisverleihungen hatten dann wenige Überraschungen zu bieten. Waren zwei Preisträger bereits seit der Nominierung bekannt, Hansrudi Wäscher und Hannes Hegen wurden für ihre Leistung für den deutschen Comic in Ost und West ausgezeichnet und Alan Moore erhielt den Preis für sein Lebenswerk, so war besonders die neugeschaffene Kategorie „Spezialpreis für eine studentische Comic-Publikation“ mit Spannung erwartet, da es keine Nominierungen im Vorfeld gab. Erhalten haben diesen Preis gestern Abend die vier Zeichnerinnen Ludmilla Bartscht, Kati Rickenbach, Julia Marti und Talaya Schmid für ihre Anthologie „PlusPlus Comics“. Gelobt wurde das Engagement der Macherinnen, nicht auf einen Verlag zu warten, der einen veröffentlicht, sondern ein „grafisch und erzählerisch“ anspruchsvolles Comicwerk zu produzieren.

Mehr als überfällig, und so bewertete dies auch Andreas Platthaus in seiner Laudatio, war der Preis für den „Besten deutschsprachigen Comic-Künstler“ an Anke Feuchtenberger. – Auch wenn die Unfähigkeit der Juroren, das Geschlecht der Kategorie sowohl schriftlich als auch sprachlich anzupassen, mehr als befremden muss. Mehr noch, wenn man bedenkt, dass Anke Feuchtenberger sich in ihren Comics immer wieder besonders mit dem weiblichen Geschlecht und dessen Position in der Gesellschaft auseinandergesetzt hat.

Wirklich regelrechte Formsache waren die Verleihungen in den Kategorien „Bester Comic für Kinder“ an Isabel Kreitz für „Der 35. Mai. Als Comic“, „Bester deutschsprachiger Comic“ an Reinhard Kleist für „Cash – I see a Darkness“ und „Bester Manga“ an Jiro Taniguchi für „Vertraute Fremde“.

Wie geschickt die Verteilung der nominierten Künstler auf die einzelnen Kategorien war, hat sich besonders bei den letzten beiden Preisen gezeigt. Olivier Ka erhielt den Preis „Bester Szenarist“ für seinen autobiografischen Titel „Warum ich Pater Pierre getötet habe“. So wurde erreicht, dass mehrere internationale Comics ausgezeichnet werden konnten. In diesem Fall erhielt neben Olivier Ka mit David B. noch ein weiterer Franzose einen „Max und Moritz-Preis“. Seine Familiengeschichte „Die heilige Krankheit. Geister“ gewann den Preis „Bester internationaler Comic“.

Abschluss der Veranstaltung war dann eine Live-Schaltung nach Northampton, um doch noch Kontakt mit Alan Moore zu erhalten. Dieser bedankte sich bei allen Comicinteressierten und bekannte, bereits seit jungen Jahren ein großer Willhelm Busch- und Max und Moritz-Fan zu sein.

Trotz dieser hochkarätigen Liste und sehr sympathischen Preisträgerinnen und Preisträgern, blieb nach der Veranstaltung doch ein schaler Nachgeschmack. Es lag wohl mit am Moderator Denis Scheck, der allzu oft schlecht vorbereitet war, wenn er zum Beispiel davon sprach, dass „18Plus“ eine Volljährigenversion der Anthologie „PlusPlus Comics“ sei, obwohl es sich um eine Sondernummer handelt, oder wenn er vermeintlich witzigerweise ankündigte, dass Charlotte Roche in keiner Kategorie des „Max und Moritz-Preises“ nominiert sei und man sich nicht in ,literarische Seichtgebiete’ begeben werde. Eine ähnlich überflüssige Anspielung, wie die vierfache Wiederholung von Luca Tonis Siegesausruf. Bleibt zu hoffen, dass in zwei Jahren ein Moderator mit mehr Comichintergrund für den wichtigsten deutschsprachigen Comicpreis gefunden wird.


Max und Moritz-PreisträgerInnen 2008

  • Bester Comic-Strip:
    Nicolas Mahler: „Flaschko – Der Mann in der Heizdecke“ (Edition Moderne)

  • Spezialpreis für eine studentische Comic-Publikation:
    Ludmilla Bartscht, Kati Rickenbach, Julia Marti und Talaya Schmid: „PlusPlus Comics“

  • Bester Comic für Kinder:
    Isabel Kreitz: „Der 35. Mai. Als Comic“ (Cecilie Dressler Verlag)

  • Bester deutschsprachiger Comic-Künstler:
    Anke Feuchtenberger

  • Bester deutschsprachiger Comic:
    Reinhard Kleist: „Cash – I see a Darkness“ (Carlsen Comics)

  • Bester Szenarist:
    Olivier Ka: “Warum ich Pater Pierre getötet habe” (Carlsen Comics)

  • Bester Manga:
    Jiro Taniguchi: „Vertraute Fremde“ (Carlsen Comics)

  • Bester internationaler Comic:
    David B.: „Die heilige Krankheit. Geister“ (Edition Moderne)

  • Spezialpreis der Jury:
    Hansrudi Wäscher und Hannes Hegen für ihre Pionierleistung im deutschen Comic in Ost und West

  • Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk:
    Alan Moore