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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen





23. Juli 2009
 

satt.org-Sommerleseliste 20094

Teil 4 | Teil 3 | Teil 2 | Teil 1

Schnell vor dem Urlaub noch in den Buch- oder Comicladen. Schnell noch etwas Lektüre für die schönen Stunden des Müßiggangs. Denn es ist zumindest ein Ideal, eine romantische Vorstellung: Im Urlaub, am Strand, abends vor dem Zelt oder auf der Terrasse sitzend findet man endlich die Ruhe, zu lesen, wofür in der stressigen Zeit vor dem Urlaub die Ruhe fehlte. Oder als Daheimgebliebener, die Ruhe der Stadt genießend, begibt man sich mit seiner Wunschlektüre in den Park ...

Was möchten eigentlich die Comic-Schaffenden, die Zeichner, Kritiker, Herausgeber im Sommer lesen? Welche Lektüre – ob Comics oder andersweitige Literatur - haben sie sich zurechtgelegt und worauf freuen sie sich? Klaus Schikowski und Felix Giesa haben nachgefragt und bedanken sich bei allen, die freigiebig Auskunft über ihre Wunschlektüre gegeben haben.

  RG - VERDECKTER EINSATZ IN PARIS (Carlsen Verlag)
André Franquin Spirou und Fantasio Band 6: Der doppelte Fantasio
Uli Oesterle: Hector Umbra
Delisle: Pjöngjang
Jiro Taniguchi „Bis in den Himmel“
Pünktchen und Anton
Krazy & Ignatz, Volume Two
Osamu Tezuka: Black Jack
Yoshihiro Tatsumi: A Drifting Life
Ein Bild von ATAK
Lapin 37
Tardi: Putain de guerre 1917-1918-1919
Carlos Nine: Saubon le petit canard
Dominique Corbasson: Les sœurs Corbi
Affentheater: Florent Ruppert, Jerome Mulot
Polarreise: Lisa Röper
Gabrielle Bell: Cecil & Jordan in New York: Stories
Nadia Budde – Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln
Jens Harder – Alpha
Tom Hodgkinson: Leitfaden für faule Eltern
Osamu Tezuka: Apollo’s Song
Inger Christensen: Das gemalte Zimmer
Anders Nilsen: Monologues for Calculating the Density of Black Holes

Im letzten Teil der »satt.org-Sommerleseliste 2009« verraten Volker Hamann, Claudia Jerusalem-Groenewald, Jens Meinrenken, Kai Wilksen, Christopher Pramstaller, Klaus Schikowski und Felix Giesa, was sie diesen Sommer gerne lesen würden ...

Volker Hamann

  • Frederik Peeters & Pierre Dragon: RG - Verdeckter Einsatz in Paris Band 1: Riad an der Seine
    Da ich gerade ein paar Tage in Paris war, kam dieser dicht erzählte Paris-Krimi gerade recht. Und er hat mich nicht enttäuscht, da die Geschichte glaubwürdig und authentisch rüberkommt und die Zeichnungen dennoch diese tolle neue französische Leichtigkeit vermitteln.

  • André Franquin Spirou und Fantasio Band 6: Der doppelte Fantasio
    Eines der besten Franquin-Alben überhaupt und für mich jedes Jahr zur Zeit der Tour der France eine Pflichtlektüre.

  • Olivier Schwartz & Yann: Spirou und Fantasio Spezial Band 9: Operation Fledermaus
    Wow! Da hat Olivier Schwartz seinem Mentor und Freund Yves Chaland ein witziges, großartiges, monumentales Denkmal gesetzt - und sich gleich mit!

  • Maurice Tillieux: Jeff Jordan Band 3: Tödliche Flut
    Ab Oktober endlich wieder innerhalb der Jeff Jordan-Gesamtausgabe greifbar: eine der schönsten und atmosphärisch dichtesten Episoden dieser ohnehin tollen Reihe von Tilllieux. Und die Aufmachung und Ausstattung der Gesamtausgabe ist der Hammer!

  • Guy Delisle: Aufzeichnungen aus Birma
    Sehr dichtes Reisetagebuch, dabei locker und unterhaltsam erzählt. Wie ein Interrail-Urlaub mit Vollpension.

  • Uli Oesterle: Hector Umbra
    Endlich komplett, und komplett auf dem hohen Niveau des ehedem bei Edition52 veröffentlichten ersten Kapitels. Von diesem Comicroman aus München werden noch kommende Generationen von Lesern schwärmen!

Volker Hamann ist Herausgeber der Fachzeitschrift Reddition, die sich in der aktuellen Ausgabe 49/50 mit dem Thema Comics + Literatur befasst.

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Claudia Jerusalem-Groenewald

Mein Stapel ungelesener Bücher und Comics ist recht groß, aber ein paar Titel interessieren mich besonders, und die werden mich sicher als Sommerlektüre begleiten, bzw. vermutlich leider viel zu schnell gelesen sein.

  • Nachdem ich gerade die autobiografischen „Aufzeichnungen aus Birma“ von Guy Delisle mit großem Interesse gelesen habe, und mir der Band mit seinen reduzierten Zeichnungen und den vielen kurzen und ungewöhnlichen Alltagsgeschichten sehr gut gefallen hat, bin ich nun gespannt auf Delisles Reise- und Arbeitsbericht aus „Pjöngjang“ (beides Reprodukt). Die ersten Seiten sind in jedem Fall vielversprechend ...

  • In Konkurrenz mit „Pjöngjang“ tritt der neueste Band des Japaners Jiro Taniguchi „Bis in den Himmel“ (Schreiber & Leser). Ich habe schon einiges von Taniguchi gelesen, am eindringlichsten fand ich sein Werk „Vertraute Fremde“ (Carlsen Verlag). Dieser Band erzählt die Geschichte eines erwachsenen Mannes, der nach einem Blackout in seinem Körper als 14-jähriger Junge erwacht und somit eine Zeitreise in seine Vergangenheit macht. Ein ähnliches Motiv greift Taniguchi in „Bis in den Himmel“ auf: ein 17-jähriger Motorcross-Champion und ein überarbeiteter Familienvater werden in einen Verkehrsunfall verwickelt. Aus dem Koma erwacht lediglich der junge Mann, aber mit zwei Persönlichkeiten - seiner eigenen und die des Familienvaters. Eine schöne, vermutlich auch traurige und sicher spannende Lektüre - erzählt in Taniguchis ruhiger Erzählweise und gezeichnet in seinem feinen Strich.

  • Und dann kommt im August Isabel Kreitz' Comicadaption von „Pünktchen und Anton“ heraus. Eine sehr unterhaltsame Lektüre war bereits Isabel Kreitz' erste Kästner-Umsetzung „Der 35. Mai“, für die sie 2008 mit dem „Max-und-Moritz-Preis“ als „Bester Comic für Kinder“ ausgezeichnet wurde (beide Dressler Verlag). Da steht der neue Band sicher in nichts nach.

Claudia Jerusalem-Groenewald ist bei Carlsen zuständig für Presse in den Bereichen Comics, Manga, Cartoon.

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Jens Meinrenken

  • George Herriman: Krazy & Ignatz, Volume One (1925-1934) und Krazy & Ignatz, Volume Two (1935-1944) (beide Fantagraphics)
    Zwei dickbäuchige Folianten kleben in meinem Bücherregal. Ziegelsteinschwer enthalten sie einen der großen Klassiker der amerikanischen Comicgeschichte. Jede Seite in diesen beiden Sammelbänden ist durchzogen von sprachlichen Spielereien und ästhetischen Kapriolen, die man immer und immer wieder studieren kann. Im Hintergrund läuft Fennesz’ Album „Endless Summer“ und so bleibt die Sonne am Firmament stehen, bis alles andere um mich herum sich in eine wunderbar farbige Wüste verwandelt hat – George Herriman sei Dank.

  • Seth: George Sprott (Drawn & Quarterly)
    Bei soviel Hitze braucht man einen kühlen Drink oder ein kaltes Eis. Eine Alternative wäre dieser Comic von Seth, dessen erste Version auf den Onlineseiten der New York Times zwischen September 2006 und Februar 2007 erschienen ist. Die kühle Farbigkeit der Bilder wirkt bei den heißen Temperaturen wie ein wohltemperierter Lufthauch, der das Gemüt erfrischt. Oder liegt es an den windgegerbten Gesichtern der Eskimos in diesem Comic, dass ich für einen Moment den Schweiß auf meiner Haut vergesse?

  • Osamu Tezuka: Black Jack (Volume 1-5) (Vertical)
    Meisterliche Präzision des Erzählerischen: Nur wenige Seiten lang sind jeweils die Geschichten des mysteriösen und genialen Chirurgen Black Jack. Und doch ist jede für sich von einer extrem dichten Dramaturgie durchzogen, die der geheimnisvollen Aura ihres Hauptdarstellers zuarbeitet. In den Pausen zwischen den einzelnen Bänden schmeiße ich meine Wii an und spiele „Trauma Center“, um mich selbst am Skalpell zu üben. Zittrige Linien leuchten auf dem Bildschirm und ich bin jedes Mal froh, wenn mein Patient überlebt. Langsam begreife ich, dass in der Perfektion von Black Jacks Operationen ein Selbstporträt von Osamu Tezukas zeichnerischer Meisterschaft verborgen ist. Visuelle Metaphysik für alle, die auch mit den Händen sehen können.

  • Yoshihiro Tatsumi: A Drifting Life (Drawn & Quarterly)
    Für mich klang das Wort Manga schon immer nach Obsession. Wie ein köstliches asiatisches Dampfbrötchen breitet es sich im Mund aus und erzeugt ein sinnliches Grinsen. Wer von den epischen Genüssen dieser Comics nicht genug bekommen kann, sollte unbedingt Tatsumis gezeichnete Autobiographie (aus-)probieren. Mehr als achthundert Seiten stark und in über zehnjähriger Arbeit entstanden, werden einem hier die Qualen und Leidenschaften eines Manga-Künstlers äußerst unterhaltsam vorgeführt. Danach obligatorisch eine gute japanische Nudelsuppe, weil ihr Geschmack ebenfalls die Essenz eines ganzen Lebens enthalten kann.

  • Ein Bild von ATAK
    In den aktuellen wissenschaftlichen Publikationen zur Sprache, Theorie und Erzählweise des Comic bleiben die Poesien und künstlerischen Möglichkeiten des Mediums oft auf der Strecke. Deshalb wünsche ich mir zum Ende des Sommers ein Bild von Atak, mit Rahmen und Signatur. Bevölkert von Superhelden, Schwammköpfen, Struwwelpetern und anderen schrägen Charakteren bewahrt seine reiche Ornamentik die Erinnerung an die Schönheit des Sommers. Comics können auch Dichtung sein, die Gemälde Ataks sind es auf jeden Fall.

Jens Meinrenken ist Kunsthistoriker, lebt in Berlin und schreibt seine Dissertation über das Verhältnis von Comic, Storyboard und Film.

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Kai Wilksen

  • Lapin n° 37, 38 & 39
    Jean-Christophe Menu, der letzte verbliebene Assoziierte der Association, scheint seine Wiederbelebung des guten alten Lapin, wie man ihn kannte und liebte, durchzuhalten: Im August soll bereits die dritte Ausgabe erscheinen. Ich gestehe, die beiden ersten Nummern habe ich bisher nur durchgeblättert, ich freue mich aber schon darauf, im Sommer die Zeit zu finden, sie wirklich zu lesen. Bleibt abzuwarten, ob von den jungen Autoren des neuen Hasen genau so ein Impuls ausgehen wird wie von ihren Vorgängern Anfang der 90er Jahre.

  • Tardi: Putain de guerre 1917-1918-1919
    Nachdem Jacques Tardi im letzten Herbst seine Chronik der ersten drei Jahre des Ersten Weltkriegs in Form von Zeitungen und einem Album veröffentlicht hat, geht es jetzt weiter. Die Zeitung für 1917 ist gerade erschienen, die beiden abschließenden sollen im Monatsabstand folgen. Da hat man den Sommer über gleich dreimal die Gelegenheit, sich in diese düstere Geschichte zu versenken.

  • Carlos Nine: Saubon le petit canard
    Schon klar, das hat es doch längst schon mal gegeben. Für die neue, großformatige Ausgabe der Abenteuer des kleinen Frauenhelden mit dem großen Schnabel hat Carlos Nine aber nicht nur einige neue Seiten geschaffen, sondern auch annähernd die Hälfte der alten Seiten neu gezeichnet. Man darf also fast schon auf einen neuen Nine gespannt sein. Umwerfend gut gezeichnet ist es sowieso.

  • Dominique Corbasson: Les sœurs Corbi
    Während ich (wie viele andere Freunde seines eleganten Strichs) schon seit Jahren vergeblich auf den angekündigten neuen Comic von François Avril warte, ist unter der Hand der erste Comic seiner Frau Dominique Corbasson erschienen, die in ihren Illustrationen einen nicht weniger eleganten Strich an den Tag legt. Die Krimikomödie um zwei nicht mehr ganz junge Schwestern verspricht ein sommerlich-leichtes Lesevergnügen zu werden!

Kai Wilksen trägt als Übersetzer und als Importeur auf doppelte Weise dazu bei, dass zumindest ein Teil der reichen französischen Comickultur auch bei uns ankommt.

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Christopher Pramstaller

  • Affentheater: Florent Ruppert, Jerome Mulot (Edition Moderne 2009)
    Florent Rupperts und Jerome Mulots Humor ist schwarz, sarkastisch und durchaus pubertär. Zwei Porträtfotographen – die den Autoren nicht unähnlich sehen – durchleben in ihrer Kurzgeschichtensammlung „Affentheater“ überaus skurrile Abenteuer. Dass die Lösungen für ihre Probleme unmoralisch ausfallen, mag da wenig überraschen. 2007 mit dem Newcomer-Preis in Angoulême ausgezeichnet, ist nun der erste Comic der beiden in deutscher Sprache erschienen.

  • Polarreise: Lisa Röper (rotopolpress 2008)
    Eine Polarreise im Sommer? Das mag nicht jedermanns (und -fraus) Sache sein. Falls der Sommer jedoch in Rekordhitzebereiche vordringen sollte, kann Lisa Röpers Comic-Debut vielleicht zumindest ein klein wenig geistige Kühlung verschaffen. 32 illustrierte Seiten und 13 Songs norwegischer Rockbands lassen uns gen Norden entschwinden.

  • Gabrielle Bell: Cecil & Jordan in New York: Stories (Drawn & Quarterly 2008)
    Gabrielle Bell war mit ihren Kurzgeschichten schon in allen wichtigen nordamerikanischen Anthologien wie Kramer's Ergot, Drawn and Quarterly Showcase und Mome vertreten. Beim Montrealer Verlag Drawn & Quarterly erschien jüngst auch ihre semi-autobiographische Kurzgeschichtensammlung „Cecli & Jordan in New York“. Was bisher in schwarz-weiß gehalten war, illustriert sie nun in wundervollen Buntstiftfarben. Es gilt die letzten Exemplare zu sichern – Drawn & Quarterly meldet: „Out of Stock. Sold Out Already!“

  • Text+Kritk-Sonderband: Comics, Mangas, Graphic Novels (Edition Text+Kritik 2009)
    Die Metaebene sollte auch beim Comic nicht gänzlich vernachlässigt werden. Wer also nach Hintergrundinformationen zu verschiedensten Themen rund um Comics, Mangas und Graphic Novels lechzt, dem sei dieser jüngste Sonderband aus der renommierten Text+Kritik-Reihe wärmstens empfohlen.

Christopher Pramstaller hat grad seinen Magister gemacht und schreibt regelmäßig Comickritiken für satt.org und die Comixene.

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Klaus Schikowski

  • Nadia Budde – Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln
    Der Band der Illustratorin Nadia Budde war Anlass einer schönen Diskussion, welche Kinderbuchillustratorin nun die besseren Comics macht. Ich beharrte auf Rotraut Susanne Berner und muss mir deshalb das Comicdebüt von Budde beschämenderweise nachträglich durchlesen. Freu mich darauf aber wie Bolle, denn dieses Werk sieht nicht nur wunderschön aus, es bewegt sich zudem im Spannungsfeld zwischen Kinderbuchillustration und Comic und wurde mir als eines der besten deutschen Comics des Jahres 2009 bis dato ans Herz gelegt.

  • Osamu Tezuka – Black Jack
    Es ist unglaublich, dass wir das Werk Tezukas (Titel: Gottvater des Manga) in Deutschland in seiner Vielfältigkeit erst noch entdecken müssen. Aber andererseits welch ein Glück für uns. Denn Tezuka ist auch ein großartiger Erzähler. Wer Buddha oder Ode to Kirihito noch vor sich hat, der darf sich freuen. Allein schon die Covergestaltung von Chip Kidd im amerikanischen Verlag Vertical Inc. ist eine Augenweide. Bei mir auf dem Stapel liegt nun die Geschichte des Chirurg-for-Hire Black Jack.

  • Jens Harder – Alpha
    Man kann zum neuen Werk von Jens Harder nicht viel sagen, es hinterlässt den Leser sprachlos. Der Protagonist: die Erde. Die Handlung: Die Entstehung der Welt. Was Harder an Welt- und Bildwissen mit einflechtet ist von so ungeheuerer Intensität und so bildgewaltig, man wird einfach nicht müde sich satt zu sehen. Harder betritt völlig neue Pfade, der Urknall in Comicform. Bislang nur in Frankreich erschienen, aber wenn wir Glück haben, auch einer der aufregendsten deutschen Comics des Jahres 2010.

Gerne würde ich ansonsten noch einige Romane von Richard Brautigan lesen, die so leicht wie das Leben im Sommer sind, und außerdem würde ich ganz gerne den Stapel mit dem immer noch großartigen Magazin The Comics Journal abarbeiten, der sich in den letzten Monaten aufgetürmt hat. Aber wahrscheinlich wird es dazu nicht kommen, denn ich werde mir erneut mit meiner Tochter die Jahreszeiten-Wimmelbücher von Rotraut Susanne Berner anschauen müssen und kann ich mir dabei erneut die Frage stellen, ob es denn nicht einfach nur große Panels sind, die uns Berner präsentiert und ob der Stil nicht vielleicht der Ligne Claire zuzurechnen ist. Und je länger ich mir die Bilderbücher aus Wimmlingen anschaue, umso mehr freue ich mich auf den Sommer.

Klaus Schikowski ist Comicpublizist und –experte. Er ist stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift „Comixene“.

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Felix Giesa

  • Tom Hodgkinson: Leitfaden für faule Eltern
    „Lassen Sie Ihr Kind in Ruhe, lassen Sie Ihr Kind in Ruhe, lassen Sie Ihr Kind in Ruhe!“ – Irgendwie klingen Titel und Motto sehr verlockend und (rückblickend auf die eigene Kindheit auch) einleuchtend. Die Zukunft wird zeigen, ob meine Tochter dass auch so sieht ...

  • Osamu Tezuka: Apollo’s Song
    Klaus hat es ja schon angedeutet, es ist enttäuschend, dass auf Deutsch nur „Kimba“ und „Adolf“ von Tezuka vorliegen. Beides für sich großartige Titel, aber wahrlich nur ein winziger Ausschnitt aus dem Werk des „Manga-Gottes“ Tezuka. Nachdem ich letzten Monat die drei Teile von „Dororo“, einem Jungen, der 48 Körperteile an Dämonen verlor, und nun mit Gimmicks wie Schwertprothesen gegen die Yokai antritt, gibt es mit „Apollo’s Song“ Kontrastprogramm: Ein Mann wird von der Göttin der Liebe zu ewigen Herzeleid verdammt.

  • Inger Christensen: Das gemalte Zimmer
    Für mich eine Neuentdeckung, für den Rest der literarischen Welt der Tipp für den Literaturnobelpreis der letzten Jahre. – Leider Anfang des Jahres verstorben. Zeit also, endlich so viel wie möglich von ihr zu lesen. „Das gemalte Zimmer“ beschreibt die fiktive Geschichte hinter der Entstehung eines wirklichen Freskos aus dem 15. Jahrhundert

  • Anders Nilsen: Monologues for Calculating the Density of Black Holes
    Drei Jahre nach „Monologues for the Coming Plaque“ und zwei Jahre nach dem Überraschungshit „Dogs and Water“ liegt nun endlich der neue Monolog-Band von Anders Nilsen vor. Immer wieder im Kontext von Zeichnern wie Sammy Harkham oder Kevin Huizenga genannt, ist er ein Comickünstler, bei dem die Beschreibung „ein reduzierter Zeichenstil“ einmal wirklich zutrifft. Graphisch vollkommen zurückgenommen, sind seine Figuren nur mehr Strichmännchen, Hintergründe existieren fast gar nicht mehr. Wie Nilsen es dabei schafft, so unglaublich dicht und poetisch zu erzählen, muss man selber gesehen und gelesen haben.

Felix Giesa ist Comicredakteur bei satt.org.

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