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8. Oktober 2019 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||||||||||||||||||
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Mittwoch, der 25. September |
Writer: Mathew Klickstein; Artist: Evgeniy, Bornjakov; Lima Araújo; Cover: Andy Clarke; Colorist: Lauren Affe; Letterer: Simon Bowland; AfterShock Comics; $ 3,99
Wie bei Ether: The Disappearance of Violet Bell bin ich auch hier bei einer Nachfolgeserie eingestiegen, zu der ich die Vorläufer erst noch nachholen muss. Rein Visuell ist der Einsteig nicht ganz so glorios (aber dennoch nicht zu verachten), aber der Einstieg gelingt besser, auch wenn man wie ich keinen Schimmer hat, was vorher so rund um die Dark Ark herum geschehen ist.
Aufmerksame TVOD-Leser wissen, dass ich gern mal kleine Independent-Verlage für mich »entdecke«. Man testet irgendein Heft aus, ist vielleicht positiv überrascht, entdeckt neue Künstler, die einen interessieren - und wird dann auch noch mit Anzeigen anderer Publikationen des Hauses konfrontiert. Das war bei mir etwa so bei Ahoy Comics (Second Coming, Hashtag: Danger, Captain Ginger) oder dem Black Crown-Imprint bei IDW (Eve Stranger, Lodger, House Amok), der mich tatsächlich ein wenig an die Vertigo-Zeiten, als man auch mit vielen kleinen Miniserien herumexperimentierte, erinnert. Aktuell teste ich gerade AfterShock Comics (im letzten TVOD: You are obsolete) aus, wobei auch noch Creator Juan Doe (weiter unten auf dieser Seite: Bad Reception) den Weg in meine Aufmerksamkeit fand.
In meinem Text zu Bad Reception (für diejenigen, die sich nicht durchs Englisch quälen wollen, wobei ich mich dann frage, weshalb sie die Texte zu durchgängig englischsprachigen Texten überhaupt interessieren) habe ich mal so vage angedeutet, dass Juan Doe mehr mit visuellen cues und Dialogen arbeitet, als seine Expertise als Zeichner zu betonen. Bei Dark Ark ist er nicht der Autor, sondern nur der Zeichner - und gibt gleich viel mehr mit seinen zeichnerischen Qualitäten an.
Die im Zentrum der Geschichte stehende Khalee sprach mich in ihrem simplen aber kraftvollen character design schon auf dem Cover an: markante, kräftige Gesichtszüge, teilweise minimalisiert und an Marc Hempel oder die Hauptfigur des Pixar-Films Brave erinnnernd (ich arbeite bevorzugt mit Originaltiteln, ich glaube sie hieß Merida, wie der Film dann auch auf Deutsch heißt). Und dann diese durch die Wahl des benutzten Pinsels animalisch wirkenden Haare. Da geht man gleich davon aus, dass es sich um eine starke Persönlichkeit handelt, deren Abenteuer einen fesseln könnten.
© 2019 Cullen Bunn & AfterShock Comics.
Khalee taucht aber erstmals auf Seite 7 des Heftes auf, weil die Geschichte auf mehreren Zeitebenen erzählt wird, was hier besonders gut funktioniert (ich habe gestern den neuen Film von Hans Petter Moland gesehen und bin daher für den narrativ gelungenen Einsatz von Zeitebenen besonders zugänglich. Es beginnt mit einer Vergangenheit (»Then.«), wo eine skelettartige Erscheinung dem mächtigen Magier Shrae den Auftrag gibt, eine ganze Stadt dem Erdboden gleichzumachen und alle Bewohner zu töten. Ehe man erfährt, ob Shrae darauf eingeht, wird man in die »Gegenwart« versetzt (»Now.«) und hat zunächst erstmal keinen Schimmer, wie groß die Zeitspanne ist, die zwischen den beiden Einblicken liegt.
(Dass ich das Wort Gegenwart in Anführungstriche gesetzt habe, hängt damit zusammen, dass etwas später ein gewisser Noah und seine Arche erwähnt werden, wobei sich Noah bester Gesundheit zu erfreuen scheint - was für mich nicht unbedingt nach 2019 klingt...)
Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Zeitebenen, aber ich will das nicht im Detail heraushauen. Die zu vernichtende Stadt heißt übrigens Gohorth, was mich trotz meines mangelhaften Bibelwissens an Gomorrha erinnert, und in der späteren Zeitebene spielen ein oder zwei Archen eine Rolle, während man den Serientitel After the Flood auch auf die »Then.«-Ebene beziehen kann, weil dort größere Mengen Blut fließen (auch wenn es keinswegs für eine »Flut« reicht).
In dieser Comicwelt gibt es nicht nur biblische Bezüge und Generationskonflikte, sondern neben Skeletten und Magiern auch Sirenen oder geflügelte sprechende Löwen - und alles durchweg graphisch ansprechend, mit subtil unterschiedlichen zeichnerischen Stilmitteln. Besonders hübsch finde ich auch, wie hier mit Fotoelementen gespielt wird. Da gibt es in den Hintergründen die Silouetten von offenbar realen Bäumen oder ein Feuer wirkt so, als hätte Dave McKean mal wieder an seinem Mackintosh gespielt. In Bad Reception hat Juan Doe ja durchweg alle graphischen Elemente selbst übernommen, hier indes hat er einen Koloristen und ich frage mich, wie nah die beiden zusammengearbeitet haben. Nicht nur bei den kleinen Fotocollagen, sondern auch bei den Stellen, wo Nasen, die in den Zeichnungen kaum angedeutet werden, dann durch die kolorierten Schattenzüge sehr plastisch werden.
© 2019 Cullen Bunn & AfterShock Comics.
Für mich ist Dark Ark (ich gehe mal davon aus, dass ich in den früheren Ausgaben ähnliches entdecken werde, zumindest bei Ether hat sich diese Hoffnung bewahrheitet) der sehr glückliche Fall, wo man mit den graphischen Elementen eines Comics bereits verwöhnt wird, aber die Story (bisher) auch nicht hintenansteht. Und gemeinsam entsteht eine sehr stimmige Atmosphäre.
Unbedingt mal im Shop reinblättern, und wenn euch die Zeichnungen ähnlich ansprechen, gibt dieser Serie durchaus mal eine Chance. Ich hatte ja letzte Woche gehofft, in der Wiedervereinigung von Bill Sienkiewicz und Chris Claremont zu schwelgen, aber ich krame tatsächlich lieber die alten New Mutants-Hefte auf billigem Papier raus, wo ich zwar sehe, dass ich niemals ein wirklicher Claremont-Fan werde, aber da hat Sienkiewicz sich noch echt aus dem Fenster gelehnt, während er heutzutage nur an alte Zeiten anzuknüpfen versucht. War Children ist also der totale Gegenentwurf zu allem, was ich an Dark Ark so schätze. Weshalb ich dann natürlich lieber darüber schreibe. Sorry, Bill! Deine Porträts von Celebrities auf Twitter finde ich trotzdem toll...
Nachtrag: Habe jetzt ins erste der alten Hefte reingeschaut und vieles, was ich mir im Spin-off mühsam zusammenreimen musste, wurde deutlich sehr deutlich ausformuliert. Umso mehr gefällt mir, wie Autor und Zeichner inzwischen dazugelernt haben...
Writer: Gerry Duggan; Artist, Cover: John McCrea; Letterer: Joe Sabino; Colorist: Mike Spicer; Image Comics; $ 3,99
John McCrea (und ich meine nicht den gleichnamigen Sänger der Band Cake) ist auch so ein alter Bekannter von mir. Als Garth Ennis noch am Beginn seiner Comic-Karriere stand (also nicht zu Zeiten von True Faith, aber noch ein paar Jahre vor Preacher) und sich bei DC mit monthlies wie The Demon oder Hitman ausprobieren durfte, war McCrea sein Lieblingszeichner für Saufgelage, Dämonen und Schießereien.
Von McCrea habe ich lange nichts mehr gehört, und er war der Grund, warum ich diese Serie angetestet habe. Autor Gerry Duggan steht für mich für solche Klopp-Titel wie Savage Avengers, er schrieb aber auch das erstaunlich 'introvertierte' Fantastic Four: 4 Yancy Street. Hier benutzt er das typische Setting von maskierten Männern in Strumpfhosen (bisher ohne Superkräfte), bastelt daraus dann aber eine geringfügig realistischere Psychostudie (ohne auf die obligativen Actionszenen zu verzichten).
Abgesehen vom Schuhverkäufer (Grüße an Al Bundy!) ist der »Greeter« in einem Baumarkt wohl der ernüchternste Job, an den ein ehemaliger prominenter Meisterdieb geraten kann. Mittlerweile führt er ein »normales« Leben wie Bob Parr bei den Incredibles. Statt einer Familie hat er aber eine im Rollstuhl sitzende Frau, die ihn immer mal wieder der alten Kapriolen verdächtigt, wenn er zu spät nach Hause kommt.
© 2019 Gerry Duggan & John McCrea. All rights reserved.
Dann sieht »Dead Eyes«, dessen auf zwei roten Kreuzen anstelle der Augen fokussiertes Kostümdesign erstaunlich erfrischend wirkt, bei seinem Ziviljob, wie ein Baumarkt-Kunde offensichtlich eine Leiche verschwinden lassen will, er mischt sich ein und bringt den Plot ins Rollen - und man landet in einer Story, die durchaus an die alten Hitman-Zeiten erinnert.
Am selben NCBD begann drüben bei Dynamite Entertainment die Serie Black Terror, über die ich beinahe berichtet hätte. Hier hat man auch einen ehemaligen Superschurken, der sich als Normalo versucht und in einen Kriminalfall hineingezogen wird, der ihm schnell um die Ohren zu fliegen droht.
Beide Hauptfiguren sind zum Teil bemitleidenswerte Antihelden mit Problemen, mit denen sich Peter Parker nie herumschlagen musste: Schweißflecken unter den Armen, Hämorrhoiden, beide Serien halten sich nicht unbedingt zurück. Gerade bei Black Terror neigt man auch mal zum Ansatz des schlechten Geschmacks. (Ein Panel, in dem sich jemand erbricht, ist so schlecht gezeichnet, dass bei mir zum ersten Mal seit Exciting Comics #3 alle Alarmglocken schellen.) Wo Dead Eyes gewisse Standards erfüllt, mäandert Black Terror irgendwo zwischen Mark Millars Kick-Ass und James Gunns Super, eher in Richtung des letztgenannten. Aber Black Terror hat dennoch teilweise einen hübsch ironischen Tonfall. Und weniger Bodnehaftung, was manchmal auch interessant sein kann.
Werde ich beide mal weiter beobachten, Kategorie guilty pleasure.
TM & © 2019 Super Power Heroes LLC.
Was das Kotzpanel wieder ausgleicht ist übrigens dieses wunderschöne Panel von Autor Max Bemis und Zeichner Matt Gaudio, das eine Beschattung zeigt (achtet auf den Busch im Hintergrund). Allein dafür muss man Black Terror schon lieben, auch wenn ich dem Heft eine vernüftige Rezension erstmal vorenthalte. Aber das Prinzip » ferner liefen« wird im TVOD ja auch großgeschrieben.
Writers: Jed MacKay, Sebastian Girner, Becky Cloonan, Michael Conrad & Jon Adams; Artists: Becky Cloonan, Chris Mooneyham, Francesco Manna, & Aaron Conley; Colorists: Lauren Affe, Lee Loughridge, Andy Troy & John Rauch; Cover: Carlos Pacheco; Letterers: VC's Joe Caramagna & Chris Mooneyham; Marvel Comics; $ 4,99
Bizarre Adventures und die Vorgänger-Serie Marvel Premiere kenne ich noch aus den 1980er. Da gab es beispielsweise ein kurzes Elektra-Abenteuer in Schwarzweiß (sie musste irgendwo langtauchen und es gab einen Countdown - der Rest konnte sich nicht in meinen Gehirngängen halten). Oder eine Adaption von Stephen Kings The Lawnmower Man, bei der ich mir einbilde, dass sie von Walt Simonson gezeichnet war. Zur 80-Jahr-Feier von Marvel holt man bekanntlich alles aus den hintersten Schubladen raus und schmeißt es in Feierlaune auf den Markt - irgendwer wird's schon kaufen. Weil ich in diesem Fall positiv überrascht war vom Ergebnis, will ich auch dazu was schreiben. Auch, weil ich über Anthologien mit kurzen Geschichten generell gern was schreibe. Da muss man nicht langatmig eine ganze Serie vorbereiten, sondern nimmt eine möglichst gelungene Geschichte und macht was draus.
Ich führe meine Ignoranz ja gern mit einem gewissen Stolz in meiner Flagge. Ich kann nicht jede verdammte kleine Marvel-Figur kennen - und ich will es auch nicht. Und weil ich stolz darauf bin, einer der ca. drei verbliebenen Online-Redakteure zu sein, die zuhause offline sind, will ich auch nicht jedesmal bei irgendeiner Wiki checken, wer zum Henker denn jetzt wieder Ulysses Bloodstone ist.
In einem meiner oft kenntnisbereichernden Gespräche mit einem meiner Comic-Dealer unterhielt ich mich mal über Berserker Unbound und mein Gesprächspartner weihte mich in die Theorie ein, dass Autor Jeff Lemire wohl einer der Aspiranten war, unter denen die Marvel-Chefetage den geeigneten suchte, der sich um die Inklusion Conans im Marvel-Universum kümmern sollte. Als daraus dann nichts wurde, änderte er flugs einige Namen und brachte seine bereits getane Arbeit bei einem anderen Verlag ein. Klingt ja auch sinnvoll.
Die Geschichte von Ulysses Bloodstone wirkt wie eine andere Herangehensweise an das Conan-Problem. Geschulte Marvel-Jünger mögen unzählige Unterschiede zwischen Ulysses und Conan ausmachen - ich sehe vor allem die Parallelen. Und in dieser kleinen Episode geht es auch um die typischen Kämpfe, die Conan gegen mächtigere, oft mit Zauberkräften gesegneten Gegnern durchleben muss. Der Gag ist dann, dass der Schwertkämpfer unversehens mitten im Marvel-Universum landet. Denn diesmal kann ich den Überraschungsauftritt einer Marvel-Figur zwar einordnen, aber es wäre unfair, den Haupttwist der Geschichte einfach zu verraten.
© 2019 Marvel
Zu meiner These, dass es sich hier eher um die Verwertung einer kleinen Fingerspielerei handelt, wird unterstützt durch den Strich des Zeichners Chris Mooneyham, der zwar etwas wirkt wie ohne besondere Sorgfalt hingeschludert, aber dennoch fasziniert wie das mutierte love child von John Watkiss und Jim Aparo. Fast noch deutlicher wird mein Vorwurf beim Lettering, das auch der Zeichner selbst erledingt hat, und das zwar in einigen wenigen Momenten so wirkt, als spreche daraus eine zu den Zeichnungen passende Vehemenz ... aber letztlich muss man einfach konstatieren, dass hier eine gewisse Prise Professionalität fehlt.
Die Kolorierung durch Lauren Affe wirkt zwar keineswegs hingeschludert, sondern sehr aufwendig. Aber man hat dennoch das Gefühl, als würde der Job mit ein wenig fehlender »Ernsthaftigkeit« ausgeführt, eher wie eine Liebhaberei, ein Spiel mit ungewöhnlichen Farbpaletten, die man immer mal ausprobieren wollte.
Ungeachtet meiner teilweise sehr kritischen Worte sehe ich gerade die rüde Unfertigkeit des Werkes als sehr erfrischend.
In der zweiten Geschichte geht es um den Martial-Arts-Helden Shang Chi, der immerhin mal Avengers-Mitglied gewesen sein soll. Gebongt. Der lässt sich auf einen Kampf mit einem großen »Meister« (jeder, der Kill Bill oder einschlägige Eastern aus den 1970ern kennt, weiß Bescheid. Wer indes bei Karate Kid an Jaden Smith denkt, ist womöglich nur eingeschränkt vorbereitet (immer diese Vorurteile!). Und in der Geschichte »The Lesson« erfährt man dann, welche Lektion Shang Chi dabei lernt.
Der Kern dieser Story von Sebastian Girner und Francesco Manna ist ganz hübsch didaktisch, aber was mich überzeugt hat, war ein Zwei-Seiten-Spread mit einem Großteil des Kampfes. Ähnlich wie bei Kung Fu Panda werden verschiedene nach Tieren benannte Kampfdingense durchexerziert (Raging Tiger, Braying Donkey), dabei hübsch über die Seite drapiert, und der zugegeben etwas kindische Gag mit This one move Wolverine does when he fights drunk hat mich voll erreicht.
© 2019 Marvel
Im Gegensatz zur ersten Geschichte in jederlei Hinsicht professionell durchgespielt, mit ein paar nicht unbedingt weltbewegenden, aber doch amüsanten Kniffen und Layout-Spielereien.
In der dritten Geschichte, die es auch aufs Cover schaffte, spielt Dracula mit - aber die Story an sich hat mich jetzt nicht umgehauen. Aber das Artwork von Becky Cloonan, die sehr auf Farbwärme- und Kälte abzielende Kolorierung von Lee Loughridge und das 1930er-Setting waren schon sehr schön. (Ich sehe mal großzügig darüber hinweg, dass alles eher nach den 1920ern aussieht, man sich aber an die chronologischen Vorgaben eines gewissen Romans von Bram Stoker halten wollte.)
© 2019 Marvel
Die Geschichte entwickelt sich ganz anders, als man zunächst angenommen hätte - und schwelgt dabei in einer romantischen Ästhetik, die sentmental wirken könnte - wenn sie nicht so tiefempfunden herüberkommen würde.
Die letzte Geschichte schließlich umspannt nur drei Seiten und baut eigentlich nur darauf an, dass der eher unebkannte Superheld Black Goliath bei einer Late Night Show mit reichlich Arroganz und Überheblichkeit kaum auf die durchaus interessanten Fragen seiner Gesprächspartnerin eingeht. Diese Hälfte der Geschichte ist in einem spielerischen Kyle-Baker-Stil gehalten, es gibt aber noch einen anderen Teil, aus einem anderen Universum (oder hätte ich jetzt Multiversum schreiben müssen? Egal, same difference!)
© 2019 Marvel
Der wissenschaftlich interessantere Teil ist einem knallbunten Stil, der an Craig Thomspn, Hendrik Dorgathen und Spongebob Schwammkopf erinnert - und selbst damit komme ich nicht wirklich ran.Die Story widersetzt sich einerseits, ernstzunehmend zu erscheinen, hat aber gleichzeitig eine Tragweite, die aber einen knallbunten Sparwitz klar hinausgeht. Um es nicht kaputtzuerzählen, muss ich es hierbei belassen.
Die vier Geschichten könnten abgesehen vom Bezug zum Marvel-Universum kaum unterschiedlicher sein - und genau dies trifft auch meine Erinnerungen an die alten Bizarre Adventures-Magazine besonders gut. Einer der gelungeneren der zahlreichen Beiträge zum 80-Jahre-Jubiläum.
Writer: Tom Taylor; Penciller: Trevor Hairsine; Inker: Stefano Gaudino; Cover: Joshua Middleton; Colorist: Rain Beredo; Letterer: Saida Temofonte; DC Comics; $ 3,99
»There's more than one way to skin a chicken.« Bei diesem Text spielt meine unorthodoxe Lesereihenfolge eine Rolle für mein Fazit, also will ich die kurz schildern. Als es mit DCeased losging, testete ich Heft #1 (zufällig am ersten Mai), aber es hat mich nicht richtig angetörnt (zu viel Exposition rund um den Hintergrund der anti-life equation). Anfang September schnupperte ich dann beim zwischengeschobenen »Bonus-Heft« DCeased: A Good Day to Die #1 noch mal rein und war deutlich stärker angetan. Nicht zuletzt, weil dort John Constantine mitspielte und man auch Humor zuließ. Jetzt ist Anfang Oktober und ich habe gerade festgestellt, dass ich nicht unter Zeitdruck Man-Eaters 3-12 nachholen will, weil Heft #12 nicht wirklich meiner Definition eines Comics entspricht. Das muss ja nichts schlechtes sein, aber mir war gerade nicht danach. Also habe ich mir den Beutestapel noch mal angeschaut und habe einfach mit dem vielzitierten »Mut zur Lücke« DCeased #5 gelesen - und das hat mir dann gut genug gefallen, um es mit in dieses TVOD reinzuquetschen.
Ich habe dann natürlich brav die ausgelassenen Hefte nachgeholt und sogar die schon mal gelesenen noch mal untersucht. Danach fand ich Heft #5 dann nicht mehr so gut. Weil mir das Grundgerüst der einzelnen Hefte zu deutlich wiederholt vor kam.
Ähnlich wie besipielswesie Marvel Zombies erzählt man in DCeased (wer auf dieses Wortspiel kam, erhielt sicherlich einen Bonus) die Geschichte des DC-Universums, wie es von Zombies überlaufen wird. Wobei es sich nicht um normale Standard-Zombies handelt, sondern um die Opfer der anti-life equation (ich mach's kurz, versprochen!), die nicht etwa Heißhunger nach menschlichem Hirn ergriffen hat, sondern die proaktiv (aber in der typischen Raserei) dafür sorgen, dass alles Leben in »Anti-Leben« (also das nicht sehr befriedigende Zombiedasein) verwandelt wird.
Die Infektion findet hier nicht nur durch Blutübertragung statt, sondern auch übers Internet (Stephen Kings Cell lässt grüßen), was die Übertragungsrate zu Beginn deutlich vorantreibt. In einer Welt mit Superhelden hat man außerdem das Problem, dass die Infektion dieser ebenfalls zu verstärkten Problemen führt. Weshalb Batman gleich zu Beginn erstmal die beiden Speedster, für die man sich hier entschieden hat, unter Quarantäne stellt, weil man nicht riskieren will, dass die in Blitzeseile die Serie bereits während des ersten Heftes beenden.
© 2019 DC Comics. All rights reserved.
Entsprechend läuft ein großer Teil der Handlung auch darüber ab, wer hier auf wen trifft (einige hübsche, eher seltene Meetings), wer wen infiziert bzw. welche Infektionsgefahr bannen kann. Das Paradebeispiel in Zitatform: »Hey. Look at that. We killed Killer Croc.«
Ich komme jetzt zu einem Kern-Mangel und zur formelhaften Wiederholung innerhalb der Hefte (ja, ich habe mir Notizen gemacht). Der (nachvollziehbare) Mangel besteht darin, dass es eigentlich nur um die Superhelden (und -Schurken) sowie einige ausgesuchte Nebenfiguren aus dem Leben der beiden bekanntesten Superhelden geht (also beispielsweise Alfred, Lois Lane, Ma und Pa Kent). Der Rest der Erdbevölkerung existiert nur als Statist oder Statistik.
Nur zum wiederkehrenden Muster. Wenn man die Hefte einzeln, womöglich eines pro Monat liest, kann dies auch als Stärke gewertet werden, weil es einem leicht gemacht wird, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Hintereinanderweg hinterlässt es aber einen eher faden Nachgeschmack.
Die Hefte beginnen jeweils mit einer Phase (3-4 Seiten), in der in Captions eine Erzählerstimme retrospektiv zusammenfasst, was zuletzt geschah (Errungenschaften, Verluste), oft versetzt mit Bedauern über Schritte, die man nicht oder zu spät einleitete (bzw. innerhalb der Chronologie zu spät einleiten wird). Der journalistische Tonfall und der Schreibmaschinen-Font legen deutlich nah, dass vermutlich Lois Lane diese Passagen niederschrieb (Winzspoiler: die lebt - dazu passend - noch am Ende des vorletzten Heftes). Die eigentliche Textlänge dieser Captions ist eher gering, denn dem eigentlichen Comic wird auch viel Zeit gelassen, sich zu entwickeln. Für den casual reader könnten die Stellen gelungen wirken, in denen es hier Wechselwirkungen gibt, für mich verdeutlicht das aber nur, dass der Text aus den Captions, für den Lois Lane bei einem unwahrscheinlichen Happy End vielleicht ihren nächsten Pulitzer Prize gewinnen könnte, ohne die Comicpassagen faktisch nicht funktionieren würde. Das selbe Problem gibt es zwar auch in vielen Filmen, aber gerade, weil man hier auch ein besonders großes Lettering für die Schreibmaschinenpassagen wählte, stört mich das irgendwie.
Dann folgt eine Montagesequenz oder Parallelkonstruktion, woraus erste »kleine« Konflikte entstehen (Nebenfiguren wie Killer Croc kann es schon auf Seite 7, die wichtigen prominenten Franchise-Figuren aus dem Kernteam der Justice League sind eher in der zweiten Hälfte des Hefts dran, für die echten big shots ist jeweils als Cliffhanger die letzte Seite vorbehalten, wobei aber die Infektion und der eigentliche Tod auch mal auf mehrere Hefte verteilt werden, weil ein mächtiger Superheld auch eine große Gefahr darstellen kann. Hier ist es aber offensichtlich sah, dass Mitglieder der DC-Trinity einen größeren Grad von Verantwortung zeigen und noch versuchen, die Nachwelt zu schützen, während jemand wie (nee, kann ich ja jetzt nicht so einfach spoilern, oder?) mal von hier auf jetzt zum Killer wird
In der zweiten Hälfte der Hefte gibt es immer besonders dramatische Momente / große Kämpfe. Wie gesagt, das narrative Vorgehen beugt sich dem Heftformat, aber für meinen Geschmack hätte ich das vielleicht vier Hefte durchgehen lassen. Sechs ist aber schon das absolute Obermaß. In jedem Heft gibt es gefühlt vier Seiten Abschiede. Das entspricht vermutlich einem realistischen Szenario, aber da es sich hier um eine Zombie-Elseworld handelt, ist mir das auch eine Ecke zu sehr auf Dramaqueen gemacht. Vor allem, wenn man dann sieht, wie jemand heulend jemanden blutbeschmierten umarmt, was für mich auch noch einer tollen Möglichkeit klingt, sich anzustecken.
Auch noch aufgefallen ist mir, dass Figuren unterschiedlich angesprochen werden, ja nachdem, wie sehr sie einem normalen (nicht comicverrückten) Publikum vertraut sein könnten. Dick, Tim, Barry, Ray oder Dinah muss man nicht unbedingt mit ihrem Superheldennamen ansprechen, aus unerfindlichen Gründen schreit Green Arrow irgendwann etwa »Martian Manhunter«, obwohl ihm dessen Vorname durchaus vertraut sein sollte. Ich persönlich war übrigens durch meine fast zwei Jahrzehnte umfassende Comicpause hier und da überfordert (aber mal wieder unwillig, alles bei wikipedia nachzulesen). Dinah habe ich mit Verspätungsicher zuordnen können, bei Wally hat mich die Hautfarbe irgendwie verwirrt - und mit Jefferson konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Allerdings bin ich mir aber auch sicher, niemals von »Giganta« gehört zu haben. Das sind alles Lücken in meiner DC-Historie, die ich jetzt nicht umgehend schließen muss.
Allem Rumgemeckere entgegen ist die Serie natürlich sehr unterhaltsam, aber es ist alles so konsequenzlos, wird dann aber so aufgemacht wie bei RTL: »Die emotionalste Geschichte der Woche! Das müssen sie gesehen haben!« - wo ich dann immer schon aus Prinzip während der Werbepause umschalte.
Tom Taylor muss noch etwas Leistung bringen, um in den Olymp meiner Lieblingsautoren aufzusteigen, Penciller Trevor Hairsine ist auch nicht so my cup of tea, während ich Stefano Gaudino, der ihn inkt, viel besser aufgehoben fand, wie er noch Michael Lark bei Gotham Central oder Daredevil unterstützte. Die Farben sind okay, nur halt zu viel dunkelrot.
Das größte Problem für mich ist, dass es jetzt vermutlich Spinoffs oder Sequels gibt, denn es fällt schon auf bei der Totenliste, dass man das Problem den Überlebenden hinterlassen kann. Die man dann nur nicht so rigoros ausdünnen werden kann.
Writer: Gail Simone; Penciler: José Luís; Inker: Jonas Trinidade; Cover: Stjepan Sevic; Colorist: Michelle Madsen; Letterer: Saida Temofonte; Lion Forge; $ 3,99
Eine große Freiheit bei meiner unbezahlten Arbeit für satt.org, auf die ich immensen Wert lege: ich kann schreiben, was und worüber ich will. Ich hatte auch schon genügend journalistische Tätigkeiten, bei denen es genügend Vorgaben gab. Soundsoviel Prozent Inhaltsangabe. Einem nachwachsenden vermeintlichem Zielpublikum bei jedem Film neu erklären, wer Woody Allen ist. Zu jedem Schauspieler ein bis zwei verlinkte frühere Filme in Klammer dahinterschreiben. Das kann man alles machen, aber wenn es Pflicht statt Kür ist, kann es ermüden und dem Schreiben die Freude nehmen.
Bei diesem Comic war eine gewisse Vorlage (Im Fußball-Sinn) ausschlaggebend, dass ich dazu etwas schreiben wollte. Die Kernidee des Comics ist ganz interessant, die Zeichnungen sind auch passabel, es gibt ein paar gute Ansätze, aber als ich das Heft durchhatte und das Nachwort eines gewissen David Steward II folgte, wies dieser unbeabsichtigt auf ein großes Manko der amerikanischen Comic-Branche hin, über das viel zu selten gesprochen wird, weil sich eigentlich jeder der Schräglage bewusst ist, aber es so ermüdend ist, darüber zu sprechen.
Steward, über den man im Heft keine Infos findet, der aber offensichtlich einer der Herausgeber oder sonstigen Entscheider des Verlags ist, benutzt einen bestimmten Blick auf die Comicgeschichte, um das Heft, das man in Händen hält, besonders wertvoll erscheinen zu lassen.
Beim Verlag Lion Forge kehrt man sich ab von früheren »Standards« (das sind alles nicht konkret seine Worte, ich paraphrasiere stark). Zu einem Zeitpunkt, den ich verpasst haben muss, und der offenbar das Medium revolutionierte, peitschte man quasi die Zukunft des Comics voran...
»[W]e introduced seven books featuring original characters who didn't fit the traditional superhero archetype: a teenager with Down Syndrome, a lesbian astrophysicist, a young Latino speedster, and more arrived to immediate interest from audiences everywhere. Our creative teams were every bit as diverse as the characters they writing; many having done the best work of their careers for Lion Forge.«
Das Catalyst Prime-Universum kuliminiert jetzt seine jahrelangen Bemühungen, bei denen auch Black Panther-Autor Christopher Priest eine große Rolle spielte. Ich habe mal in zwei alte Previews-Kataloge geschaut, inwiefern der Verlag jetzt in Koordination mit dieser Serie ganz groß rauskommen will - sah aber alles eher bescheiden aus.
Was mich jetzt bei der ganzen Bombastik und der vorbildlichen Diversität ziemlich verdutzt: Wenn man sich von den Torheiten der Branche so wohltuend absetzen will... warum muss man dann unbedingt wieder mit nicht besonders einfallreichen Superhelden arbeiten? Steward probiert nicht einmal einen Ansatz, dass Comics nicht nur auf dieses immens einengende Genre begrent sein müssen. Auf mich wirkt das ein wenig wie jemand, der beispielsweise das Filmmusical dadurch revolutionieren will, dass die Hauptrolle erstmal von einem bisexuellen schwarzen Rollstuhlfahrer übernommen wird...
© 2019 The Lion Forge LLC.
Sicher braucht man Diversität auch im Kinderprogramm, bei Arztromanen oder in der Bildhauerei, aber die großkotzige Rhetorik passt in meinen Augen nicht zum weitestgehend läppischen Superheldengenre, einem viel schlimmeren goldenen Käfig, den man offenbar so gar nicht verlassen will.
Nach diesen Grundeinwänden will ich gerne konstatieren, dass es auf den ersten Seiten dieses Comics durchaus erfrischend wirkt, dass sich fast nur Frauen miteinander unterhalten. Auch, wenn man es vielleicht etwas übertreibt, weil der bewusste Verzicht auf männliche Figuren schon sehr auffällt. Und wenn dann die Superhelden ins Spiel kommen, sind es dann doch wieder mehr Kerle, die die Welt retten müssen.
Apropos Welt retten: außerirdische Invasoren wollen sich die Welt untertan machen und sind sich ihrer Sache so sicher, dass sie ihre »Gnade« dadurch ausdrücken, dass sie der Menschheit sieben Tage bis zur Ausmerzung überlassen. Das erste der sieben Hefte beschreibt Tag 1. Ob diese Geschichte durch unterschiedlichste Hauttöne und hin und wieder eine Sprechblase auf Spanisch plötzlich wertvoller und authentischer wirkt, wage ich trotz einiger guter Ansätze dennoch zu bezweifeln.
Writer: Jed MacKay; Artists: Juan Frigeri, Arthur Adams, Stacey Lee, James Herren, Dike Ruan & Sheldon Vella; Cover: Wendell Dalit; Colorists: Carloz Lopez, Dave Stewart & Federico Blee; Letterer: VC's Joe Sabino; Spidersonas: Cotton Valent, Antonio Demico & V-O-3; Marvel Comics; $ 3,99
Den oscarprämierten Spider-Man-Animationsfilm, den einige meiner Kollegen reichlich abfeierten, habe ich trotz besonderem Interesse an Comicverfilmungen und Animationsfilmen verpasst. Am Ende von Spider-Man: Homecoming gab es ja einen gut viertelstündigen Ausschnitt, der mich eher kalt ließ, und dann war die Pressevorführung auch noch in Synchronfassung, was ich generell ablehne.
Das Prinzip der unterschiedlichen Spinnenmänner aus diversen doch erstaunlich ähnlichen Universen scheint irgendeine Faszination auszuüben, die mich nur ansatzweise erreicht. Da bevorzuge ich lieber entsprechende Star-Trek-Episoden wie Parallels, wo Wolf zwischen alternativen Realitäten hin- und herspringt, und mal zwei Kinder mit Deanna hat, während er anderswo einen Schokoladenpudding zum Geburtstag bekommt. Und nach 44 Minuten ist die Sache gegessen.
Marvel macht aus dem selben Prinzip aber gleich wieder eine Fanveranstaltung in sechs Heften, wobei der gute Ansatz darin besteht, dass man unterschiedlichen Zeichnern auf durchschnittlich drei Seiten die Chance gibt, ein jeweils anderes Spider-Man-Universum zu präsentieren.
© 2019 Marvel.
Das ist dann aber eigentlich auch schon wieder der Hauptgag an dem Sechsteiler, die Story, in der Miles Morales sämtliche Welten retten soll, ist dann (bisher) schon wieder so blöd, dass man sich damit nicht wirklich abgeben möchte. Nicht zuletzt auch, weil er dann ja jeweils nach drei Seiten (durchschnittlich, kein rigides Muster) in einer anderen Realtität mit einem anderen Spider-Man steckt.
Wie sehr diese Geschichte auf dme Verkaufs-Gimmick aufbaut, sieht man nicht zuletzt auch daran, dass der eigentliche Comic nur 17 Seiten hat und man für die drei vorenthaltenen Seiten (früher hatten Comichefte übrigens 24 Comic-Seiten) noch mal drei »Bonus«-Spinnenmänner, sogenannte »Spidersonas« geliefert bekommt. Also Pin-Up-Seiten mit jeweils vier bis fünf zeilen Text, in denen dann erklärt wird, dass dieser Spider-Roboter aus dem Kyoto des Jahres 2177 stammt.
Schlimme Geldschneiderei, selbst, wenn ich zugeben muss, dass Art Adams' Monster oder die Manga-Welt in Schwarzweiß einen gewissen Reiz haben. Aber wie viel überzeugender wäre es gewesen, wenn amn hier für drei Seiten auch gleich die Leserichtung geändert hätte.
Mein Fazit: Ohne die vermeintliche Handlung, von der ich mir nichts erhoffe, wäre das Projekt besser umgesetzt gewesen.
Weitere gelesene Neuerscheinungen aus Woche 40:
Absolute Carnage: The Immortal Hulk #1 (one-shot), Batman #80, Batman #251 [Facsimile Edition], Berserker Unbound #3*, Black Cat #5, Contagion #1 (of 5), Dollar Comics: The Joker #1, gen:LOCK #1 [digital], Ghost Rider #1, Green Lantern #12, House of X #6 (of 6), Legion of Superheroes: Millennium #2 (of 2), Marvel Comics #1001, Nomen Omen #1 (of 15), Ruby Falls #1 (of 4), Sea of Stars #4, Space Bandits #4, Star Pig #3** (of 4), Strange Skies over East Berlin #1 & True Believers: X-Men - Kitty Pryde & Emma Frost #1.
*Zitat der Woche: »We should have gotten two bottles.«
**Bonuszitat der Woche: »I thought we weren't supposed to eat each other.«
Writer, Artist, Colorist, Cover, Letterer & Logo Design: Juan Doe; AfterShock Comics; $ 3,99
In Bad Reception #1 nearly everything was about the feeling of foreboding. On the cover you had a bloodily massacred wedding cake, the first seven pages are about a radio (or podcast) video that's almost without any stimulus but a bloodstain that slowly becomes an actual crime scene. And the rest of the comic was an archetypical setting of a whodunit, but the bottom row of any double spread of the comic was deeply dipped into blood red and the blue of a violent night. First with the blood sky of some almost idyllic landscape, then plunging into the gruesome killing and mutilation of a deer.
The title has a doblue innuendo. the obvious meaning is jammed smartphones, but the doomed wedding with the first human murder victim in #2 (if we try to forget the dead girl in the flash forward) plays with the murderous wedding reception (even if the actual killing only starts after the reception - as far as I am versed with wedding details and terminology).
The premise of the story is the wedding of the most social media star and less fortunate singer and actress Gaia who is about to marry the »techno ethicist« Blaise Bordeaux-Davis who has just published his book #off the grid - how to unplug from social media and connect to your primal self. The wedding will also be held »off the grid« with a few handpicked guests and no media coverage at all. Digital communication devices are strictly prohibited even though Gaia's publicist would love to use the event to increase Gaia's followers to a record-breaking billion.
The killer seems to be an almost inhumanly large man, but most of the wedding guest would have a motive to either mess up the life of the happa couple or use the murderous scandal for their own means. I'm no whodunit expert but I've read my share of crime novels and wouldn't be surprised if the bridegroom himself would be involved (because he seems so well-balanced and full of good intentions - but obviously uses the social media hype he so vehemently criticizes to promote his book).
The well placed dialogs and seemingly simple page layouts who remind me of the early work of Brian Michael Bendis (especially Powers) take their own time to introduce characters and build up suspense, I'm still not sure if the whodunit setting or the overly bloody violence will be the main focus of the book.
© 2019 Juan Doe & AfterShock Comics
Nontheless does this series pique my interest. Most characters are a bit clichéd but the interaction between the cook, the director, the envious girlfriend of the bridegrrom's best friend and so on are quiet fascinating. And even if I could have gone without all the blood, the visual design of Bad Reception is quite alluring. Especially since Juan Doe (a pseudonym if I ever saw one) who wrote, drew, colored and lettered the whole thing seems to know what he's doing and combines old school gruesome murder with some viable social topics.
Another perfect example to remind us not to forget about those small publishing houses that deliver way more readable and memorable tales than those majors that often are too driven by characters and franchises.
Writer: Jody Houser; Artist: Geraldo Borges; Cover: David Yardin; Letterer: VC's Cory Petit; Colorists: Marcio Menyz & Miroslav Mrva; Marvel Comics; $ 4,99
Ich war dieses Jahr bei Marvel positiv davon überrascht, wieviel Mühe man sich bei den Annuals gamcht hat. (Bei DC kann ich mich kaum an welche erinnern, dafür habe ich die - ebenfalls gelungenen - Year of the Villain-Specials eigentlich wie Annuals wahrgenommen)
Damals, »zu meiner Zeit« nutzte man da gerne irgendwelche Gastautoren, die oft mit erkennbarem Qualitätsverlust irgendein kleines Abenteuer erfanden, dass mit der aktuellen storyline eher wenig zu tun hatte. Es gab natürlich immer auch mal wieder positive Gegenbeispiele, aber in 2019 war mein Eindruck bei etwa sieben gelesenen Annuals, dass ausgerechnet die von den regulären Serien-Autoren (Grant Morrison und Tom King) bei mir den geringsten Eindruck gemacht haben. Oft ist das aber auch ein Problem mit meinen Erwartungen, die dort vermutlich höher waren.
Bei Marvel, wo es dieses Jahr ja reichlich weltumspannende Crossover-Events gibt, stehen die Annuals unter dem Motto »Acts of Evil«. Klingt erstmal hochgestochen, bezieht sich aber eigentlich nur darauf, dass die Titelhelden immer gegen einen etablierten Marvelschurken antreten. Falls es darüber hinaus irgendwelche Vorgaben gab, muss ich sie übersehen haben.
Wolverine, der aktuell außer Old Man Logan gar keine reguläre Serie hat, im Marvel-Universum aber fast immer gegenwärtig ist, kämpft in seinem Annual gegen Morgan Le Fay, die klassische Gegenspielerin der Artus-Sage, die aber ähnlich wie Dracula auch eine eigene Marvel-Version hat. Um es kurz zu machen: die Figur interessiert mich nicht besonders, aber das tut der Unterhaltung bei der Lektüre glücklicherweise nichts zur Sache.
In irgendeinem Film hatte ich mal mitbekommen, das Wolverine (oder Logan) sich bereits herumtrieb, als man Atombomben auf Japan fallen ließ. In dieser Geschichte besucht er eine alte Freundin, der er 1938 mal nach Hollywood gefolgt war und die mittlerweile ihren 100sten Geburtstga hinter sich hat und - noch erstaunlich rüstig - betreutes Wohnen genießt.
Zuvor gibt es eine kleine dreiseitige Standard-Superheldenklopperei, ein Team-Up mit Spider-Man, das eigentlich nur demonstriert, dass Logan kein echter Team-Player ist (diverse Jahrzehnte bei den X-Men hin oder her ...). Jody Houser, deren Captain-Marvel-Special Braver & Mightier mich in diesem Jahr noch am ehesten überzeugt hat, während sie vor allem bei Franchises (Star Trek: Year Five, Doctor Who, Stranger Things) einspringt und bei Büchern mit Heldinnen eingesetzt wird (Web of Black Widow, Harley Quinn & Poison Ivy), zeigt hier ein cleveres Timing, damit sich die Geschichte, die größtenteils in einem Flashback spielt, entspannt entfalten kann.
Genau wie in DCeased benutzt man auch hier eine Erzählerstimme (Logans), die inzwischen viel dazu gelernt hat. Er stellt fest, dass er damals nicht wusste, was Mutanten sind, welche Rolle Magie und Zeitreisen spielten - kurz: »Even back then I was old enough to know better«
© 2019 Marvel
Was mir an dem Heft gefällt, ist die nostalgische Liebesgeschichte im Zentrum. Zeichner Geraldo Borges erinnert mich in seinen besten (ruhigsten) Momenten an Sean Philips, obwohl die von vielen Lichteffekten getragene (irgendwie »überproduzierte«) Kolorierung andere Ziele zu verfolgen scheint. Im Kern ist das mittlere Drittel der Geschichte wirklich toll, nur zu Beginn und gegen Ende muss dann halt wieder die »Superheldenquote« mit Konflikten und Kämpfen erfüllt werden.
Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 39:
Action Comics #1015, Angel #5*, Doctor Mirage #2, Fearless #3 (of 4), Frozen: The Hero within #3 (of 3), Ghost-Spider #2, New Mutants: War Children #1 (one-shot), Powers of X #5 (of 6), Star Trek: Discovery: Aftermath #2, Star Wars Age of Resistance: Kylo Ren #1** (one-shot) und True Believers: Hulk - The Other Hulks #1.
*Zitat der Woche: »I know I deserve hell. But highschool is just unfair.«
**Bonuszitat der Woche: »I'm sure your granddad would be really impressed.«
Für die nächste Ausgabe in etwas über zwei Wochen sind anvisiert:
Rezensionen zu Joker / Harley: Criminal Sanity #1 (of 9), Fantastic Four: Grand Design #1 (of 2), The Joker: Year of the Villain #1 (one-shot), The Marked #1, Metal Men #1 (of 12), Secrets of Sinister House #1 (one-shot), Star Wars Adventures: Return to Vader's Castle #1 oder X-Men #1 (das ist wie üblich nur die Vorauswahl).
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