Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Dezember 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme
LotR: The Two Towers

Neuseeland/GB 2002

LotR: The Two Towers

Regie:
Peter Jackson

Buch:
Fran Walsh, Philippa Boyens, Stephen Sinclair, Peter Jackson

Lit. Vorlage:
J. R. R. Tolkien

Kamera:
Andrew Lesnie

Schnitt:
Mike Horton, Jabez Olssen

Musik:
Howard Shore

Darsteller:
Elijah Wood (Frodo), Ian McKellen (Gandalf), Liv Taylor (Arwen), Viggo Mortensen (Aragorn), Sean Astin (Sam), Cate Blanchett (Galadriel), John Rhys-Davies (Gimli; Stimme von Treebeard), Bernard Hill (Theoden), Christopher Lee (Saruman), Billy Boyd (Pippin), Dominic Monaghan (Merry), Orlando Bloom (Legolas), Hugo Weaving (Elrond), Miranda Otto (Eowyn), David Wenhem (Faramir), Brad Dourif (Grima Wormtongue), Karl Urban (Eomer), Andy Serkis (Gollum/Smeagol), Bruce Hopkins (Gamling), John Leigh (Hama)

    » zur offiziellen Seite


Konsumtipp:
Der Herr der Ringe:
Die Gefährten


LotR: Extended DVD

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme
Lord of the Rings: The Two Towers






LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: The Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers

LotR: Two Towers



Zunächst mal muß ich feststellen, daß meine Vorbildung in Sachen "Lord of the Rings" nahezu nichtexistent ist. Trotz über 200 Kinobesuchen pro Jahr habe ich den ersten Teil immer noch nicht gesehen, außer Sekundärtexten und Übersetzungen habe ich nie etwas von Tolkien gelesen, und meine weitestreichenden Informationen stammen von Kinderriegel-Aufklebern.

Und gerade dann muß man dem zweiten Teil der Trilogie erstmal ein Lob aussprechen, denn ohne irgendeine langwierige Rekapitulation des ersten Teils wird man gleich ins Geschehen geworfen, doch durch eine stringente Narration ist auch ein Ring-Neuling wie ich jederzeit in der Lage, der Geschichte zu folgen.

Lars-Olav Baier sieht das in seiner lakonischen Kritik im "Spiegel" etwas anders: "In einem Gewirr zahlloser Handlungsstränge sucht der Zuschauer verzweifelt nach einem dramatischen und emotionalen Zentrum." Doch auch wenn ich der ersten Hälfte dieses Satzes vehement widersprechen muß, hat Baier mit der zweiten Hälfte seines Vorwurfs nicht ganz unrecht. Glaubt man den Tolkien-Experten, so liegt das auch an der Vorlage. Der zweite Band der Ring-Saga verbindet wohl nur den Auftakt und den Höhepunkt, und Jackson und seinen Mitautoren soll es sogar gelungen sein, den dramatischen Aufbau der Vorlage im zweiten Teil noch zu verbessern. Aber ich will nicht über Dinge fachsimpeln, von denen ich nichts verstehe.

Die erste Hälfte des Films fand ich durchaus ansprechend, erst im zweiten Teil fühlte ich mich mitunter an die ähnlich uninteressanten Schlachten aus "Episode II" erinnert. Es tut mir leid, aber wenn für eine halbe Stunde zum größten Teil aus dem Rechner stammende Heerscharen auf sich eindreschen, während die uns namentlich bekannten Hauptfiguren fast nie in Gefahr geraten, dann fehlt mir einfach die Ehrfurcht vor Tolkien, um aus irgendeinem vom Film motivierten Grund in meinem Kinosessel zu erzittern. Doch beim Vergleich mit dem jüngsten Star-Wars-Streifen schneiden die "zwei Türme" trotz meiner Tolkien-Ignoranz noch recht gut ab, denn zwischen den vielen Figuren gibt es einfach auch solche, die wirklich interessant sind (außer dem jungen Boba Fett bei Lucas totale Fehlanzeige).

Brad Dourif, der mir seit seinem stotternden Auftritt als Billy Bibbit in "One flew over the Cuckoo`s Nest" ein Begriff ist, selbst wenn man ihn nur alle Jubeljahre mal bei "Akte X" oder "Voyager" wiedersieht, taucht hier als Grima Wormtongue auf, ein intriganter Königsberater, der vielleicht auch Vorbild für die Schlange in Disneys Zeichentrick-"Robin Hood" gewesen sein könnte. Widerlich-schleimig, hinterlistig-feige, und mit einer animalischen Präsenz, die ich so bei Dourif noch nicht erlebt habe, auch wenn er im letzten "Alien"-Teil ja eine ähnliche Gestalt verkörperte.

Noch faszinierender war Gollum, ein Ex-Hobbit mit gespaltener Persönlichkeit, der Frodo und Sam begleitet und immer hin- und hergerissen ist zwischen Loyalität zu seinem "Meister" und der Gier nach dem Ring, seinem "Precious". Auch wenn diese Figur auch aus dem Rechner stammt und nur die Bewegungen von einem Menschen übernommen (und ein wenig verfremdet) wurden, gelingt es dieser Kreatur, die Empfindungen des Zuschauers ebenfalls zweizuteilen (hier habe ich natürlich auch einen Vorteil, weil ich noch nicht weiß, was im dritten Teil passiert). Im Gegensatz zu anderen Zuschauern konnte ich damit sehr viel mehr anfangen als mit den vermeintlichen Schauwerten wie Viggo Mortenson oder der schon penetrant gutaussehenden Liv Tyler.

Von den drei Gruppen, die größtenteils unabhängig durch das Königreich Rohan ziehen, ist für mich also das "dramatische und emotionale Zentrum" bei Frodo, Sam und Smeagol (aka Gollum). Aragorn und Legolas sind Vorzeigehelden, der Zwerg Gimli (dargestellt vom Da Vinci-Darsteller Rhys-Davies) sorgt immerhin noch für Humor, und die verbleibenden zwei Hobbits, die auf eine Art "Parliament of Trees" stoßen, um dann gemeinsam mit dieser Greenpeace-Truppe in den Krieg zu ziehen, waren für meine Verhältnisse auch etwas zu oft vor einer Blue-Screen.

Ach ja, einen Vollblutschauspieler gibt es ja doch: Ian McKellen, sozusagen der Obi-Wan Kenobi des Films. Im ersten Film verschieden, wird er hier wiedergeboren, und bei der Kombination einer Kamerafahrt um das Auge Gandalfs mit einer anschließenden Lichterfahrt zeigt Regisseur Jackson, daß er in seiner filmhistorischen Vorbildung auf die passenden Motive zurückzugreifen weiß. Der Tod wie in "Psycho", die Wiedergeburt wie in "2001 - A Space Odyssey".

Was die Visualisierung angeht, ging Jackson meiner Meinung nach aber auch manchmal zu weit. So empfand ich es als etwas zu "kindgerecht", den drohenden Alterungsprozeß des Elben-Lovers Aragorn in eine Vision seiner unsterblichen Geliebten umzusetzen. Offensichtlich ging es darum, die weiblichen Figuren, die bei Tolkien fast gar keine Rolle spielen, zumindest manchmal über die Leinwand schmachten zu lassen. Doch der Dornröschen-Kuss einer Geistererscheinung war mir dann doch zuviel des Guten.

Fazit dieses Kino-Nachmittags war für mich, daß Tolkiens Buch wohl doch für einige Dinge Pate stand, die auch mir lieb sind, und die Chance, daß ich mir Teil 1 und 3 nun doch noch anschaue, sind gestiegen, denn immerhin sollen die ja beide besser sein. Wenn hingegen "Episode III" noch schlimmer wird als der Nummero Zwo, dann halte ich mich doch lieber an die Vorgänger von Obi-Wan und Kollegen …