Panorama
Devot
Der vielumworbene "Psycho-Thriller" mit dem reißerischen, aber für manche auch abschreckend wirkenden Titel "Devot" wurde von manchen Zuschauern mit den Filmen von David Lynch verglichen, was meines Erachtens völlig absurd ist.
Es gibt in diesem Film ein dunkel ausgeleuchtetes Loft wie in "Lost Highway", intensive (aber etwas plakative) Sexszenen wie zuletzt in "Mulholland Drive" und eine Frau, die masochistische Züge zeigt wie Dorothy Vallens in "Blue Velvet". Aber ansonsten würde ich den Film eher mit "Blood Simple" oder Alfred Hitchcock vergleichen, aber definitiv nicht zum Vorteil des Films.
Henry gabelt auf einer Straße eine Frau auf, die sich evtl. gerade von der Brücke stürzen wollte. Henry spricht sie an wie eine Prostituierte und sie spielt mit bei dem Spiel. Sie fahren zu Henrys morbide-düster eingerichteter Fabriketage und beginnen dort einige Psychospielchen. Ist "Anja" selbstmordgefährdet, will sie wirklich mit Henry ins Bett, um zu erfahren, wie es ist, mit einem Fremden zu schlafen, oder hatte sie es von vornherein nur auf Henrys Brieftasche abgesehen? Nachdem Henry sie beim versuchten Diebstahl erwischt und fesselt, um die Polizei anzurufen, stellt man fest, daß auch er nicht ganz koscher ist. Damit er sie freilässt, soll sie ihm wie Scheherazade eine Geschichte erzählen, und diese Geschichte, von der auf einer Party mehrfach vergewaltigten Lilly, könnte auch Anjas eigene Geschichte sein.
Doch ungefähr an dieser Stelle begann ich mich als Zuschauer immer weniger für den Film, die Geschichten und die Charaktere zu interessieren. Im Interview gibt Regisseur und Autor Zaritzki an, daß er es beim Drehbuch wichtig fand, daß der Zuschauer nicht schon nach drei Minuten weiß, wie sich der Film entwickelt (wie es ihm oft passiert) und deshalb überraschte die Handlung sogar den Autoren selbst hin und wieder. Dabei übersieht der selbstsichere und von der Qualität seines Films überzeugte Zaritzki aber, daß er eben nicht William Goldman oder David Mamet ist, und ich wahrscheinlich nicht der einzige war, der irgendwann abschaltete, weil es mich einfach nicht mehr die Bohne interessierte, ob seine zwei Charaktere sich zusammenraufen oder gegenseitig ausspielen oder gar töten. Durch das sprunghafte Buch, das sich später sogar zu einem platten Gruselschocker mit geträumten Halbtoten, die hinter jeder Ecke lauern könnten, entwickelt, haben auch die jungen, bemühten Darsteller nicht wirklich eine Chance, weil man selbst mehrfachen Oscar-Gewinnern diese Charaktere nicht abgenommen hätte. Aber die viel zu harmlos aussehende Annett Renneberg und der Fitnessstudio-Arroganz ausstrahlende Simon Böer können keine wirklich durchgehenden Charaktere erstellen, und so wird aus dem Film statt eines intensiven Kammerspiels eine Art "Hitchcock für Arme", der einen wie Zemeckis "What lies beyond" immer wieder mit Wendungen in der Geschichte überraschen will, dabei aber nur erreicht, daß man halt damit rechnet, daß sich die Machtstrukturen unter den Hauptfiguren immer wieder ändern, wodurch man dann nur noch wartet, daß die 92 Minuten um sind.