Wettbewerb
Lichter
Das bewährte Team Gutmann/Schmid (zuletzt für "Herz im Kopf" verantwortlich) schrieb diesmal einen Episodenfilm an der deutsch-polnischen Grenze.
In einem Wald werden einige Ukrainer aus einem LKW ausgeladen. Man sagt ihnen, daß sie nur noch den "Lichtern" entgegen gehen bräuchten - und dann schon in Berlin wären.
Sie landen jedoch in Slubice, und die Hoffnung, daß es sich dabei um einen Vorort von Berlin handelt, hält sich nicht lange an. Kolja versucht mit anderen, die Oder zu überqueren, wird jedoch von der deutschen Grenzpolizei erwischt. Bei einem Verhör unterstützt ihn die Dolmetscherin Sonja, die von seinem Schicksal so angerührt ist, daß sie sogar gegen den Willen ihres Freundes nach Polen fährt, um zu helfen. Dort warten ebenfalls Dimitri, Anna und ihr Baby auf die Chance, nach Deutschland zu kommen. Als Milena kurz vor der Kommunion ihrer Tochter ihren Schwarzjob in Deutschland verliert, will ihr Mann Antoni dennoch um jeden Preis dafür sorgen, daß seine Tochter ein schönes Kleid bei der Feier tragen kann. Das Zusammentreffen mit der jungen Familie scheint beiden Parteien wie gerufen zu kommen. Milenas früherer Boss, der Matratzenhändler Ingo, stellt währenddessen Simone an, die ihrem glücklosen Chef uneigennützig zur Seite steht.
Dann gibt es da noch zwei junge Zigarettenschmuggler, die sich um eine Heimausreisserin streiten. Und Philip, den jungen Architekten, der seine frühere Freundin Beata bei einem deutsch-polnischen Projekt wiedertrifft, für das sie schließlich mehr beizutragen hat als er …
Menschen mit Hoffnungen und Ängsten, die nahe beieinander zwei Tage durchleben, in denen sie vor Entscheidungen gestellt werden. Sollen sie etwas wagen, sollen sie anderen helfen oder egoistisch ihre eigenen Chancen nutzen? Die eingeschlagenen Wege der Protagonisten sind ebenso unterschiedlich wie beispielhaft (im positiven wie negativen Sinne) für das gesamte menschliche Spektrum.
Das Thema der illegalen Einwanderer, das auch in den Berlinale-Wettbewerbsfilmen "In this World" und "Rezervni Deli" behandelt wird, ist hier nur eines von vielen, aber die Grenze zwischen Polen und Deutschland steht hier für viele Hoffnungen - auch wenn der Zuschauer erkennt, daß die Probleme "auf der anderen Seite" auch nicht weniger werden!
In mindestens einer Episode wird man auf anrührendste Weise an "Ladri di bicicletti" erinnert, vielleicht das größte Kompliment, das man Hans-Christian Schmid machen kann, von dem wohl kaum jemand einen solchen Film erwartet hätte. Zwar hat er mit "23" gezeigt, daß er auch dramatische Stoffe gekonnt umsetzen kann, aber mit "Crazy" und "Nach fünf im Urwald" war er doch immer für komödiantische, leichte Jugendfilme bekannt, wovon sich die Probleme in "Lichter" wohltuend absetzen.
Und bemerkenswerkt ist auch das Ensemble, das Schmid hier versammelt. Neben polnischen und russischen Schauspielern, die teilweise auch schon internationale Erfahrungen haben, stellt er einige aufstrebende, aber noch unverbrauchte deutsche Gesichter auf. Besonders positiv fällt dabei Maria Simon auf, die vor einigen Monaten noch in Projekten wie "Erste Ehe" um ihr Leben spielte, jetzt aber als Daniel Brühls Schwester in "Good bye, Lenin!" im Rampenlicht steht. In "Lichter" überzeugt sie als großherzige Dolmetscherin , die ihre Beziehung aufs Spiel setzt (ihr Freund wird übrigens von Janek "Härtetest" Rieke gespielt) - und das nicht nur dank ihrer Russischkenntnisse.