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Februar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org

Wilbur wants to kill himself
Wilbur begår selvmord

DK/GB 2002

Wilbur begår selvmord (R: Lone Scherfig)

Regie:
Lone Scherfig

Buch:
Lone Scherfig, Anders Thomas Jensen

Kamera:
Jørgen Johansson

Schnitt:
Gerd Tjur

Musik:
Joakim Holbek

Darsteller:
Jamie Sives (Wilbur), Shirley Henderson (Alice), Adrian Rawlins (Harbour), Lisa McKinley (Mary), Mads Mikkelsen (Horst), Julia Davis (Moira), Susan Vidler (Sophie), Coral Preston (Jenny)

Internationale Filmfestspiele Berlin

Sondervorführung

Wilbur wants to kill himself
Wilbur begår selvmord


Wilbur wants to kill himself
(Wilbur begår selvmord) (R: Lone Scherfig)
Ich kannte Tragikomödien und black comedies, aber Wilbur ist wahrscheinlich meine erste Depri-Komödie.

Wilbur will sich umbringen. Schon während des Vorspanns ist er damit beschäftigt. Und sein älterer Bruder Harbour ist damit beschäftigt, ihn zu retten. Nebenbei gilt es noch, den geerbten Buchladen zu führen und mit dem wenigen Geld irgendwie über Wasser zu bleiben. Wilbur hat auch einen Job, er ist der schlechteste Kindergärtner der Welt. Er behandelt die Gören wie den letzten Dreck, und sie lieben ihn dafür abgöttisch. Ähnlich läuft es auch mit den Frauen, aber, wie gesagt, Wilbur will Selbstmord begehen. Während des Films wird auch mal erklärt warum, und ich muß zugeben, es ist ein recht überzeugender Grund. Wilbur wants to kill himself
(Wilbur begår selvmord) (R: Lone Scherfig)

Doch zunächst einmal verliebt sich sein Bruder in eine seiner Kundinnen. Da er sehr schüchtern ist, läßt er sich von Wilbur beraten, was trotz dessen Desinteresse zu Erfolg führt. Bei der Hochzeit, zu der die Braut neben ihrer Tochter noch eine Bekannte mitbringt, zeigt sich Wilbur ausnahmsweise wie ein Gentleman. Doch während sein Bruder die Hochzeitsnacht zelebriert, nimmt Wilbur ein Bad, mit aufgeschnittenen Pulsadern …

Es fällt schwer, überzeugend darzustellen, wie verdammt witzig dieser Film ist. Und das noch nicht einmal auf Kosten seiner Figuren (außer vielleicht dieser Krankenschwester …), sondern einfach aus den Situationen und Dialogen heraus. Ähnlich wie in "Elsker dig for evigt" vom selben Drehbuchautor. Und Regisseurin Lone Scherfig hat ja in "Italiensk for Begyndere" bereits einige unangenehme Themen eingearbeitet, was dieser romantischen Komödie auch nicht geschadet hat. Wilbur wants to kill himself
(Wilbur begår selvmord) (R: Lone Scherfig)

Man will einerseits, daß Wilbur, Harbour, Alice und Mary glücklich sind, weiß aber, daß das eigentlich unmöglich ist, denn sowohl die finanzielle Situation als auch Wilburs Todeswillen (man schmeißt ihn schließlich sogar aus der Selbstmörder-Therapiegruppe) sind keine kleinen Probleme. Schließlich bekommt eine der Hauptfiguren auch noch Krebs, wodurch die Verbindung zum Krankenhaus, wo Alice als Putzfrau anfing, und eine Krankenschwester immer noch scharf auf Wilbur ist, verstärkt wird. Hier arbeitet übrigens auch Horst, der von Mads Mikkelsen, dem einzigen dänischen Schauspieler in einem rein englischsprachigen Film, mit der üblichen Bravour dargestellt wird. Doch auch die Hauptdarsteller sind allesamt außerordentlich. Das einzige, was man kritisieren könnte, ist, daß es sowas wie ein "Happy End" gibt, also nicht alle Hauptfiguren sterben.

Ein genialer Versuch, einen Film jenseits aller Erwartungen konsequent durchzuspielen, wie es nicht dänischer sein könnte.