Zum Finale werden noch einmal sämtliche Register gezogen, im letzten Lord of the Rings-Film ist alles noch grösser und überwältigender als in den beiden vorangegangenen Teilen: die Helden heroischer, die Bösewichter schurkischer, die Kulissen gigantischer, die Landschaften imposanter, die Kamerafahrten halsbrecherischer, die Schlachten gewaltiger und die Freunde treuer. Kurz: Wer von den bisherigen Lord of the Rings-Filmen begeistert war, kommt auch dieses Mal wieder voll auf seine Kosten, und alle anderen werden sich den letzten Teil ohnehin nicht ansehen wollen.
Und weil die Geschichte von The Return of the King ohne Kenntnis der Vorgänger ohnehin unverständlich ist, sei hier nur in aller Kürze auf den Inhalt eingegangen. Frodo und Sam kämpfen sich in Begleitung des fiesen Gollums Richtung Mountain of Doom, um dort den Ring zu zerstören, derweil die restlichen Gefährten eine Schlacht nach der anderen zu schlagen haben. Und obwohl beim grossen Schlusskampf um Mittelerde gigantische Armeen aufeinander treffen und die Zahl der Gefallenen in die Zigtausende geht, hängt das Schicksal der freien Welt am Ende nur von der Stärke eines kleinen Hobbits ab.
Sicher könnte man auch an The Return of the King rummäkeln; den einen ist der Epilog zu lang, den anderen der Film generell zu actionlastig, und Tolkiens Vorlage ist nun mal – auch wenn die Fans anderer Meinung sind – alles andere als grosse Literatur. Aber im Grunde ist es müssig, hier normale Massstäbe anlegen zu wollen, denn was der Neuseeländer Peter Jackson hier vollbracht hat, sprengt schlicht und ergreifend die bekannten Kino-Dimensionen. Die Trilogie, die der Regisseur mit seinem Team gestemmt hat, kann nur mit dem Wort monumental beschrieben werden. Mit Lord of the Rings hat Jackson Filmgeschichte geschrieben und weit über das Fantasygenre hinaus Massstäbe gesetzt.
Das Erstaunlichste an der Trilogie ist, dass sie überhaupt je gedreht wurde. Dass ausgerechnet Jackson, der seine Karriere mit grotesk-brutalen Splatterkomödien begonnen hat, New Line Cinema dazu bewegen konnte, gleich alle drei Filme aufs mal zu drehen und so in eine der aufwendigsten Produktionen aller Zeiten einzuwilligen, gehört zu den grossen Wundern der Filmgeschichte.
Jackson hat das Wunder vollbracht, und auf seinen Ruf hin haben sich die Tolkien-Fans dieser Erde zusammengefunden, um das Objekt ihrer Begeisterung adäquat auf die Leinwand zu bringen. Ein ganzes Heer von Maskenbildnern, Effektspezialisten, Schreinern, Goldschmieden, Radbauern, Glasbläsern und Rüstungsexperten hat sein Herzblut für die drei Filme gegeben. Und diese Begeisterung überträgt sich auf das Publikum. Ein gelungener Film ist immer das Ergebnis einer Verschwörung, und auch wer mit Fantasy nichts am Hut hat, merkt, dass Lord of the Rings nicht das Werk eines kalt rechnenden Managers, sondern einer Bande von Besessenen ist.
Hier geht es darum, einen Meilenstein zu setzen, der Welt zu zeigen, wie man unverfilmbare Kultbücher eben doch auf Zelluloid bannen kann, und nicht um das schnelle Geld. Die Macher von Lord of the Rings nehmen ihr Publikum ernst und geben sich nicht mit Mittelmass zufrieden. Der Wunsch, es wirklich perfekt zu machen, ist noch in der kürzesten Einstellung sichtbar. Am Ende des Jahres 2003, das uns mit den beiden Matrix-Streifen und Terminator 3 gleich drei enttäuschende Fortsetzungen grosser Actionfilme beschert hat, ist ein Film wie The Return of the King Balsam für jeden Kinoliebhaber. Hier gibt's keine laue Fortsetzungen, sondern eine Trilogie, die diese Bezeichnung tatsächlich verdient, drei Filme wie aus einem Guss. Nur ein trauriger Gedanke beschleicht einen beim Verlassen des Kinos: Worauf soll man sich nun ein Jahr lang freuen?