Zeitgleich mit Lost in Translation startet dieser Film in Deutschland, der ebenfalls den Blick eines Amerikaners wiedergibt, der zu Besuch in Japan ist, und dem dort eine subtile Liebesgeschichte widerfährt. Doch wo Sofia Coppola eine intime Low-Budget-Produktion vorweist, präsentiert Monumentalfilmer Edward Zwick (Glory, Legends of the Fall) ein zu großen Teilen in Mittelerde - äh, Neuseeland! - gedrehtes Samurai-Spektakel, das Tom Cruise zu jenem macht, der mit dem Schwert tanzt.
Dabei ist der Film durchaus handlungsintensiver und -orientierter, als man aufgrund des Trailers und Regisseurs denken würde, allerdings haben die Filmemacher in den kurzweiligen zweieinhalb Stunden auch genug Zeit, eine Story zu entwickeln. Cruise arbeitet zunächst als alkoholabhängiger Vorzeigecowboy bei der Werbepräsentation eines Repetiergewehrs. Als ehemaliger Soldat unter General Custer überzeugt er die Kunden durch seine Schießgenauigkeit und die grauenhaften Erzählungen, die ihn auch jede Nacht mit Alpträumen verbringen lassen.
Aus dem historischen Vorläufer von Cruises Rolle als Vietnam-Veteran Ron Kovac in Born on the Fourth of July wird aber dann ein Heerführer, der in Japan andere "Wilde" ausrotten soll, darunter den "letzten Samurai" Katsumoto, der die wirtschaftliche Verbrüderung zwischen Japan und den Staaten behindert.
Inwiefern Drehbuchautor John Logan (Nemesis, Sinbad, demnächst den neuen Scorsese) sich an historische Begebenheiten gehalten hat, scheint recht fraglich, von der ersten bis zur letzten Minute ist der Film vor allem ein Star-Vehikel, voll und ganz auf Tom Cruise zugeschnitten. Und jener reißt den Film, der es sich natürlich nicht nehmen lässt, mit Landschaftsaufnahmen und Schlachtengemälden aufzutrumpfen, voll an sich, ohne dabei nur auf sein Millionen-Grinsen zurückzugreifen. Zu den gelungensten Szenen des Films gehört das langsame Erwachen des Kriegsgefangenen Cruise, der in einem Dorf in den Bergen gesundgepflegt wird, und auf die missliche (Kommunikations-) Lage auf seine Weise reagiert - mit einem durch das Haus hallenden Schrei nach "Saaaaaaaa-ke!"
Die Verwandlung vom Alkoholiker zum Schwertkampfexperten gehört leider nicht zu den überzeugendsten Handlungspunkten. Nach einem Unterricht, der an Star Wars erinnert, beweist sich Cruise gegen eine schwerbewaffnete Übermacht - und der Film bewahrt sich immerhin eine gewisse Ironie, indem das blitzartige Gemetzel danach noch mal in Zeitlupe wiederholt wird. Tarantino wäre stolz gewesen …
Die Liebesgeschichte ist tatsächlich sehr viel subtiler, als man erwartet hätte (die erotischste Szene des Films handelt vom Ankleiden), die Nebenfiguren verleihen dem Film zusätzliche Atmosphäre und generell war ich eigentlich positiv überrascht, hatte ich doch einen Riesenschmarrn wie Braveheart erwartet, und wurde durch Szenen belohnt, die durchaus etwas von Kurosawa, Shakespeare oder Dances with Wolves hatten.
Das Ende des Film verlief dann jedoch wieder den Erwartungen entsprechend - ob man ein schmalziges Happy End oder einen ehrenhaften Opfertod antizipiert - man wird nicht enttäuscht, und bekommt gleich beides - und die Parallelen zu Kurosawa und Shakespeare können sich nicht bis zum Schluß halten.