Ganz eindeutig im Gefolge seiner letzten Oscar-Rollen
(Terms of Endearment, As Good as it gets) mimt Jack Nicholson diesmal die Kombination von Schwerenöter und Chauvinistem-Schwein. Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers, die zuletzt mit
What Women Want bewies, was man in so einer Komödie alles falsch machen kann (auch wenn das Einspiel kolossal war, Millionen Fliegen können sich nicht irren …), schrieb nicht nur Nicholson die Rolle auf den Leib, auch Diane Keaton, die wahrscheinlich die am häufigsten in Filmen nach Meyers-Drehbüchern auftaucht
(Baby Boom, Father of the Bride I + II, ich verkneife mir meinen Kommentar zu diesen Filmen) bekam die weibliche Hauptrolle - und dafür auch eine (verdiente) Oscar-Nominierung.
Harry Sanford hat trotz seiner 63 Jahre noch nie Sex mit einer über dreißig jährigen gehabt - und da die jungen, attraktiven Dinger dem lebenslustigen Chef einer HipHop-Plattenfirma (unter anderem …) nur so hinterherlaufen, scheint auch niemand ein Problem damit zu haben. Mit seiner neuesten Bekanntschaft, Marin (Amanda Peet, bekannt aus Igby goes down oder Identity) fährt er zum Ferien-Strandhaus der Mutter Erica (Keaton), die dann aber unerwarteterweise auch eintrifft (vgl. Swimming Pool, Laurel Canyon), zusammen mit der Schwester bzw. Tante Zoe (Frances McDormand ist in ihren wenigen Szenen wirklich grnadios witzig). Nachdem Harry die Bekanntschaft der älteren Damen gemacht hat, und es wenig Hoffnung auf ein friedvolles Wochenende gibt, bekommt er im Bett auch noch einen Herzanfall - und da er trotz des netten und gutaussehenden Arztes (Keanu Reeves) nicht im Krankenhaus bleiben will, wird er ins Strandhaus verfrachtet, seine Schwester bleibt nicht lange - und plötzlich ist die etwas verklemmte Theaterautorin allein mit dem herzkranken Casanova … und die Komödie kann ihren Lauf nehmen.
Die erste Hälfte des Films ist sogar überraschend gut. Nicholson und Keaton sind in Bestform, selbst ein allzu gefälliger Keanu Reeves kann nichts versauen. Doch nachdem das unvermeidbare geschehen ist, ist der Film noch lange nicht zuende. Das danach á la When Harry met Sally wird durchgespielt, Keanu Reeves schmeißt sich an Diane Keaton ran, Nicholson geht natürlich wieder mit einer jungen "Freundin" essen - und abgesehen von Keatons kolossalem Heulanfall verläuft die Geschichte immer mehr im Sande, allzuviel ist auf gags aufgebaut und nicht auf der Geschichte oder den Figuren. Ein Paradebeispiel dafür: Ericas neuestes Theaterstück, "A Woman to love", in dem sie die Erfahrungen mit Harry wenig einfallsreich "verarbeitet". In einer Szene bei den Proben kommt immer wieder ein Regieassistent zur mit Harry diskutierenden Erica und straft alle ihre Versicherungen Lügen, das Stück basiere nur lose auf der beiden Verhältnis. In solchen Momenten, oder wenn dann auch noch ein Zwischentitel "6 Monate später" kommt und aus einer im Kern ganz romantischen Idee ein plattgewalzter Scherz wird, fragt man sich, welcher Teufel Frau Meyers geritten haben muss. Aber da die erste Hälfte des Films von Dialogwitz und Ideen nur so sprüht, verzeihe selbst ich ihr.