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Januar 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Laurel Canyon
USA 2002

Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Buch
und Regie:
Lisa Cholodenko

Kamera:
Wally Pfister

Schnitt:
Amy E. Duddleston

Musik:
Craig Wedren

Musikproduktion:
Karyn Rachtman

Ausstattung:
Catherine Hardwicke

Darsteller:
Frances McDormand (Jane), Kate Beckinsale (Alex), Christian Bale (Sam), Alessandro Nivola (Ian), Natascha McElhone (Sara), Lou Barlow (Fripp: Bass), Russ Pollard (Rowan: Drums), Imaad Wasif (Dean: Gitarre), Melissa De Sousa (Claudia), Daniel Lanois, Mark Linkous, Justin Meldal-Johnson

Kinostart:
29. Januar 2004

Laurel Canyon



Der Harvard-Absolvent Sam (Christian "American Psycho" Bale) will eine Stelle als Neurologe antreten und zieht mit seiner Freundin Alex (Kate "Serendipity" Beckinsale) ins nahe Haus seiner Mutter. Der "Laurel Canyon" ist als Straßenname zwar nicht so bekannt wie der Mulholland Drive oder gar der Sunset Boulevard, liegt aber auch in Los Angeles, und zieht sich durch die Hollywood Hills. Hier wohnen Musiker oder Rockproduzenten wie Sams Mutter Jane (Frances "Fargo" McDormand), die leider unerwarteterweise noch mit Aufnahmen zur Hitsingle einer jungen Band beschäftigt ist.


Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Laurel Canyon (R: Lisa Cholodenko)

Sam, der seit jeher nichts mit dem Lebensstil seiner Mutter anfangen konnte, will möglichst schnell wieder wegziehen - vielleicht in die Gegend, wo seine attraktive Kollegin Sara (Natascha "Solaris" McElhone) wohnt …? Doch Alex kümmert sich nicht recht darum, andere Wohnungen anzuschauen, und wohnt lieber den Plattenaufnahmen bei - die anfangs völlig verschüchterte Biologin interessiert sich nicht mehr ausschließlich für das Fortpflanzungsverhalten der Fruchtfliegen - und schwerwiegende Probleme in der jungen Beziehung sind vorprogrammiert …

Laurel Canyon ist ein seltsamer filmischer Bastard. Bei einer Abschiedsparty lernen wir beispielsweise Alex' Eltern kennen - und fühlen uns an eine ähnliche Party in Mike Nichols' "The Graduate" (1969, dt. "Die Reifeprüfung") erinnert – gutgemeinte Ratschläge der spießigen Elterngeneration an ihre an der Schwelle zum "wahren" Leben stehenden Kinder. Die letzten Einstellungen des Films greifen dann auch Dustin Hoffmans Reaktion auf - und bestechen dadurch, daß Regisseurin Lisa Cholodenko sich dem üblichen Hollywood-Ende versperrt …

Doch was ist mit den anderthalb Stunden dazwischen? Eine vermeintlich authentische (man beachte die "echten" Musiker!) Art Variation zu "Almost Famous" (auch mit Frances McDormand), wobei Mutter und Sohn-Rollen vertauscht wurden? Ein doch eher harmloser Versuchsaufbau zum Phänomen der Treue? Eine Komödie, die nicht richtig zündet - oder ein Beziehungsdrama, das teilweise fröhlich stimmt?

Neben den soliden, aber etwas angestrengt wirkenden Darstellerleistungen besticht manchen womöglich das hochwertige Production-Design aus der Hand von Catherine Hardwicke, die zuvor bei "Vanilla Sky" die Kostüme entwarf - und inzwischen als Regisseurin von "Thirteen" zeigte, daß sie mehr als nur Oberflächenstrukturen entwerfen kann. Bei "Laurel Canyon" jedoch gibt es nur wenige Momente, die die an sich interessante Geschichte auch auf interessante Weise filmisch umsetzen: Die Kamerafahrten den Pool entlang, das Eigenleben des AC/DC-T-Shirts, die Telefonate zwischen Jane und Claudia, Alessandro Nivola als entspannter Ruhepunkt zwischen lauter verspannten Schuldkomplexlern oder auch kleine Details wie eine Landkarte, die sich in der Windschutzscheibe spiegelt - doch allzu oft wirkt das Plattenregal hinter dem Doppelbett nur wie Staffage, die Fotos, die Jane mit Musikern wie David Bowie oder Bruce Springsteen zeigen, erscheinen wie bloße Angabe - statt sich mehr auf die Figuren zu konzentrieren, zeigt man uns aneinander gereihte Klischees einer Musikerwelt: Pool-Partys, berauschte Jam-Sessions, sexuelle Experimentierfreudigkeit, aus echten Gefühlen entstehende Balladen - wie originell, nur dachte ich, die 60er wären bereits vorbei - und die 70er - und die 80er …

Wie Regisseurin Cholodenko im Interview sagt, fühlte sie sich durch ein Album von Joni Mitchell (die mal in der Gegend vom Laurel Canyon wohnte) inspiriert. Als sie "noch ein Kind war", machte sie das "endlos neugierig". Leider steht sie (und mit ihr die Figur der Alex) dieser Welt immer noch wie ein Kind gegenüber - was nicht sehr gut mit der Geschichte des Films harmonisiert, der man mehr Erwachsenheit und Realität gewünscht hätte. Da sind selbst die Filme von Cameron Crowe (in diesem Kontext vor allem "Vanilla Sky", "Almost Famous" und "Singles") noch realistischer. Und das soll was heißen!!!