Mitfahrer D 2003 Regie: Nicolai Albrecht
Buch: Khyana el Bitar, Dagmar Gabler, Robert Löhr
Kamera: The Chau Ngo
Schnitt: Bernd Euscher
Musik: Christian Conrad
Darsteller: Ulrich Matthes (Peter Kindl), Ivan Shvedoff (Sylvester), Jana Thies (Katharina), Michael Wiesner (Fabian), Anna Brüggemann (Carolin), Ingrid Sattes (Loubelle), Michael Ojake (Hilal), Nicolas Wackerbarth (Christoph), Marie-Terese Katt (Rosa), Doris Egbring-Kahn (Alte Dame)
89 Min.
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Vorführungen: » Freitag, 6.2., CinemaxX 3, 21.00 Uhr » Samstag, 7.2., CinemaxX 6, 16.00 Uhr » Samstag, 7.2., CinemaxX 1, 20.00 Uhr
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Berlinale 2004 (Perspektive Deutsches Kino):
Mitfahrer
Acht Leute, die in drei Autos von Köln, Kassel oder Wetzlar nach Berlin fahren. Fremde, die sich über eine Mitfahrerzentrale finden und auf der Fahrt langsam kennenlernen. Kontaktscheue Mauerblümchen, Aufdringliche Bademodenvertreter, Aufschneider, Leisetreter, defensive Fahrer. Die Möglichkeiten als Filmstoff sind eigentlich unermesslich, ein Wunder, daß sich noch niemand eines solchen Films, der sozusagen mehrere Episoden von Jim Jarmuschs Night on Earth zusammenführt, angenommen hat.
Regisseur Nicolai Albrecht, der selbst genügend Mitfahrerfahrungen gesammelt hat (und übrigens wie Christoph "Milchwald" Hochhäusler Mitarbeiter bei der Filmzeitschrift Revolver ist), schnappte sich drei AutorInnen für die drei Autos (somit ist schon mal eine gewisse Diversität gesichert), mischte dann für die Rückreise das Personal ein wenig durcheinander, und voilá - unzählige Aufnahmestunden später (vor allem auf der Autobahn, in Raststätten, Tankstellen und natürlich der einen oder anderen Mitfahrerzentrale) war sein Abschlussfilm bei der dffb Berlin fertig.
Und das Resultat kann sich sehen lassen. "Bildgestalter" The Chau Ngo, der schon bei Detroit seine Begabung für interessante Aufnahmen von Automobilen zeigte, ist voll in seinem Element, und auch die Darsteller überzeugen durchweg, auch wenn nur die wenigsten (wie Ulrich Matthes aus Winterschläfer, Ivan Shvedoff aus England! und Lichter oder Jana Thies aus Elefantenherz) einem irgendwie vage bekannt vorkommen. Der eigentümliche Reiz des sich langsam "Beschnüffeln" auf engstem Raum geht auch auf den Zuschauer über, und nur in den wenigsten Fällen liegt man mit seinen Prognosen, was wohl auf der Rückreise passiert, richtig - das Autorenkarussel hat also bestens funktioniert.
Selbst das Thema Einsamkeit und die unvermeidlichen Aktionen des Films dagegen werden einfühlsam statt plakativ in Szene gesetzt, und neben dem Wiedererkennungswert in manchen Situationen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Kurzum: ein nicht perfekter, aber durchgehend unterhaltsamer Film - genau das, was man sich von der Reihe "Perspektive Deutsches Kino" erhofft - und etwas mehr …
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