Während Eytan Fox auf der 2003er Berlinale
Yossi and Jagger vorstellte, drehte er in Berlin Szenen seines neuen Films Walk on Water, dessen Geschichte sich von der Türkei über Israel bis nach Deutschland erstreckt. Eyal ist ein Auftragskiller für die Mossad, den israelischen Geheimdienst, doch als er nach einem professionell erledigten Job in der Türkei zurückkehrt, findet er seine Freundin tot in der Wohnung wieder. Sie hat Selbstmord begangen, aus Gründen, die Eyal ein wenig aus der Bahn werfen, auch wenn er sich dieses nicht anmerken lassen will.
Auch wenn Eyal sich weigert, die von seinen Vorgesetzten verschriebene psychologische Betreung anzunehmen, gibt es vorerst keinen Grund, an seiner beruflichen Qualifikation zu zweifeln. Dennoch wird ihm ein Auftrag zugewiesen, der ihm mehr und mehr das Gefühl gibt, daß Vertrauen seiner Chefs verloren zu haben. Als angeblicher Reiseführer soll er den jungen Deutschen Axel unauffällig überwachen, der in Israel seine Schwester Pia besucht. Deren Großvater, ein lange Zeit in Argentinien untergetauchter alter Nazi-Verbrecher, soll gerüchteweise zurück nach Deutschland gekommen sein, Eyal soll dieses unauffällig überprüfen, was ihm wie ein Babysitter-Job vorkommt, da er mit dem enthusiastischen Interesse der Geschwister für israelische Volkstänze wenig anfangen kann und auch seine Wanze in der Wohnung der beiden nur Geschwister-Diskussionen zu Tage fördert, die er seinem Vorgesetztem Menachem als "Hänsel und Gretel"-Streitereien wiedergibt. Während Eyal mit seiner rauhen Macho-Schale zwar das Interesse Pias erweckt und auch zwischen Eyal und Axel sich eine Freundschaft aufbaut, muß Eyal dann feststellen, daß Axel auch noch schwul ist und sich in einer Disco den Araber Rafik anlacht. Obwohl dies gegen sämtliche Vorurteile Eyals verstößt, muß er feststellen, daß er Axel, der sich überhaupt nicht so verhält, wie Eyal es von einem Deutschen erwartet hätte, bei seinen Stadtführungen oder einem Ausflug an den Strand des Toten Meeres immer weniger als Feind ansieht …
Walk on Water überzeugt trotz kleiner dramaturgischer Schwächen auf ganzer Linie. Autor und Regisseur gelingt es, viele Themen wie Fremdenhass, Homophobie oder das problematische Verhältnis zwischen Deutschland und Israel anzusprechen, ohne dabei die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Lior Ashkenazi und Knut Berger (in Wir ebenfalls noch im Kino zu sehen) überzeugen mit einer außergewöhnlichen Männerfreundschaft, die alle Klischees (der liberale Schwule, der Macho-Killer, der nicht weinen kann) vergessen macht, weil die beiden einfach liebenswert sind. Ein weiterer Beweis für das florierende israelische Kino und nach Broken Wings vielleicht ein neuer Anwärter auf den Panorama-Publikumspreis.