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Die vier Frauen suchen ihren (Lebens-)Weg im modernen Berlin. Schon zu Beginn sehen wir diese im Umbruch begriffene Stadt im Wandel der Jahreszeiten aus der zentralen S-Bahn-Linie, ehe der Film (bzw. die Kameracrew) seine Protagonistinnen weckt und beispielsweise nach den Träumen fragt. Ähnlich wie bei der Info-Box am Potsdamer Platz, die inzwischen schon etwas heruntergekommen aussieht, aus deren Aufbauphase der Film uns aber ebenfalls Bilder zeigt, wird auch in den Biographien der vier Frauen mitunter hin- und hergesprungen. Manchmal gehen sie den selben Weg mehrfach ab, doch innerhalb einiger Jahre ändert sich nicht nur die Stadt um sie herum, auch das Leben der vier Frauen steht im ständigen Umbruch: Ungewollte (oder gewollte) Mutterschaft, Diplomkrise, psychiatrische Betreuung - Julia Dittmann lädt zum Assoziieren ein, aus vier bis fünf Frauen kann eine werden, was auch durch die Inszenierung verstärkt wird. Erst die Parallelmontage zu Beginn (Wecken und Traumgespräch), später der Weg durch die Stadt, bei denen die Frauen manchmal in einer Art Staffellauf hintereinandergeschaltet werden, sich manchmal auch selbst den Stab in die Hand geben. Der Schlußpunkt in dieser Beziehung ist das Auftreten der "Silbermänner", die zunächst bei einer Performance auf der Info-Box auftauchen, und später wird einer wie ein symbolischer Traummann aus dem Baum geschüttelt, verwandelt sich mehr oder weniger in ein teilanimiertes rosa Schweinchen und wird von einer rennenden Lola-Parodie gejagt, bis die mittlerweile in rosa Kostümen zueinander gefundenen Frauen ihren Fang als Spanferkel verzehren … (Größtenteils) stumme und nackte Männer im unpersönlichen Silberlack gegen das warme Rosa der Frauen - mitunter geraten die gesellschaftlichen Kommentare des Films etwas platt und gezwungen … Die assoziative Montage entkräftigt den Film auch etwas durch den häufigen Gebrauch von Off-Kommentaren zu Bildern von Spaziergängen, die sich durch Mauerrelikte oder die Baustelle am Palast der Republik nicht automatisch politisch (oder sonstwie) aufladen. In vielerlei Beziehung ist die Titelfarbe Rosa auch eine Verwirklichung des Zustands dieses Filmprojekts: Eine Mischfarbe, weder rein und unschuldig noch intensiv und leidenschaftlich - ein zähes Marshmellow der weiblichen Selbstfindung - aufgeblasen zu einem Ereignis, das keines ist. Am spannendsten sind da (ähnlich wie in Kiarostamis Ten) noch die Gespräche der Mutter mit ihrem durch das Patriarchat bereits geprägten Buben über Kriegsspiel und Gut und Böse - die vier Protagonistinnen werden bereits nach draußen geschickt, bevor wir ihre Wohnungen - ihre Lebensräume - und sie selbst kennenlernen konnten - "Ehe etwas zu beginnen anfängt, ist das Aufhören schon am Ende." Und dadurch bleibt Rosa eben ein (allzu) inszeniertes Bild der Frau - auch nicht brisanter als Julia Roberts in Mona Lisa Smile. |
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