Martin Scorsese
Ali Farka Toure
Corey Harris mit Jägern
Arthur Jaffa und Sam Pollard mit Jägern
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Auch als ausgesprochener Anhänger Martin Scorseses (zumindest bis
Casino) ließen mich seine Ausflüge ins Dokumentarische stets etwas kalt. Insbesondere
The Last Waltz etwa gehört für mich nicht zu den "Höhepunkten der Geschichte des Konzert-Films", wie es mitunter dargestellt wird - da finde ich seine (geringfügige) Mitwirkung bei
Woodstock schon spannender. Nun hat Scorsese während der Nachwehen von
Gangs of New York dieses Blues-Projekt ins Leben gerufen, von dem in Deutschland leider ausgerechnet die Beiträge von Mike Figgis und Clint Eastwood unterschlagen werden, während man etwa einen weiteren Konzertfilm von Antoine Fuqua startet …
Feel like going home hat zunächst einmal ein Drehbuch und erscheint deshalb schon mal suspekt. Gemeinsam mit dem jungen Bluesmusiker Corey Harris begibt sich Scorsese auf eine Reise zu den Wurzeln des Blues - und wen wird es verwundern, daß man dabei nicht in Memphis, sondern in Afrika landet. Über das Archive of Folk Culture Collections, das bereits in den 30ern sogenannte "ballad hunters" quer durch Amerika jagte, finden sich nicht nur Archivaufnahmen von hoher historischer Bedeutung im Film wieder - es wird auch für den Zuschauer leicht nachvollziehbar, was vom Aussterben bedrohte Instrumente der afroamerikanischen Kultur mit einer der populärsten Musikrichtung der Vereinigten Staaten verbindet.
Im Gegensatz zu The Soul of a Man und The Road to Memphis erscheint Feel like going home aber zu keinem Moment didaktisch oder konstruiert. Obwohl der Film vollgestopft ist mit Informationen, stellen diese nur ein Gerüst dar, die Notenlinien, auf denen der Regisseur die geballte Kraft des Blues den Zuschauer mitreißen lässt, wie es nicht einmal Wenders und Ry Cooder in Buena Vista Social Club vermochten. Feel like going home hält all das, was andere Filme versprechen, und es ist Scorseses Erfahrung als Regisseur zu verdanken, daß dabei auch der immense Aufwand, der hinter dem Film stecken muß, sich niemals selbstverliebt in den Vordergrund rückt, wie es bei The Soul of a Man viele Zuschauer vergrätzt hat. Feel like going home ist keine quasi-intellektuelle Selbstbeweihräucherung (wie auch Scorsese sie oft praktiziert), sondern die konzentrierte Energie des Blues - und wie nebenbei erfährt man dabei auch noch was über die Geschichte dieser Musikrichtung, die in diesem Film jene Ehrerweisung erfährt, die im gesamten Blues-Projekt die treibende Kraft sein sollte - "It's like a light in the darkness that never goes out."