I, Robot USA 2004
Regie: Alex Proyas
Buch: Jeff Vintar, Akiva Goldsman
Lit. Vorlage: Isaac Asimov
Kamera: Simon Duggan
Schnitt: Shawn Broes, William Hoy, Richard Learoyd, Armen Minasian
Musik: Marco Beltrami
Production Design: Patrick Tatopoulos
Art Direction: Chris August, Helen Jarvis
Darsteller: Will Smith (Del Spooner), Bridget Moynahan (Susan Calvin), Alan Tudyk (Sonny), James Cromwell (Dr. Alfred Lanning), Bruce Greenwood (Lawrence Robertson), Adrian L. Ricard (Granny), Chi McBride (Lt. John Bergin), Jerry Wasserman (Baldez), Fiona Hagen (V.I.K.I.), Peter Shinkoda (Chin), Terry Chen (Chin), David Haysom (NS4 Robots), Scott Heindl (NS5 Robots)
Kinostart: 05. August 2004
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Rise of the Machines
Man kann die Spezialeffekte im zeitgenössischen Kino inzwischen rückwärts zählen: Es ist nicht mehr die Frage, in wie vielen Sequenzen eines Filmes der Computer eingesetzt wurde, eher schon fragt sich, in wie vielen das noch nicht der Fall war. In Alex Proyas' visuell überbordender Effektorgie I, Robot ist es wohl kaum eine Szene - futuristische Bauten ragen aus dem Chicago des Jahres 2035, die Autos fahren automatisch wie gerade erst in Spielbergs Minority Report und Roboter bevölkern jede Straße. Bald sollen sie auch jedes Heim bevölkern, zumindest, wenn es nach Lawrence Robertson (Bruce Greenwood) geht, dem Direktor der Firma U.S. Robotics, der die neueste Version seiner Haushaltsroboter in höchst möglicher Stückzahl unters Volk bringen will. Einer freilich, so will es das Gesetz des Genres, ist skeptisch: Will Smith als paranoider Cop Del Spooner, der nach einer traumatischen Erfahrung jedem Roboter misstraut und sich dabei nicht selten blamiert - in der futuristischen Welt, die Proyas nach Motiven des Autors Isaac Asimov geschaffen hat, weiß schließlich jeder, dass die Roboter drei festen Gesetzen gehorchen, die dafür sorgen, eines zu verhindern: dass sich ein Roboter gegen einen Menschen wendet.
Bald wird natürlich die Zukunftsidylle gebrochen, es gibt einen Toten in der Konzernzentrale von U.S. Robotics, Spooner ermittelt und selbstverständlich steht ein Roboter im Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Was folgt, ist so geschickt zusammengeklaubt aus den Erfolgsfilmen der letzten Jahre, dass I, Robot sein Anteil am finanziellen Segen sicher sein dürfte: Sehr viel Matrix sieht man da, sehr viel Terminator, ein wenig A.I. und über all dem einen klassischen Cop-Thriller. Der pseudophilosophische Unterton der Matrix-Fortsetzungen wurde trotz aller visueller Anleihen allerdings glücklicherweise weitgehend vermieden, und so folgt Proyas einem geradlinigen, actionreichen Drehbuch auf seinem Weg hin zum monumentalkitschigen Ende. I, Robot ist niemals langweilig und das ist ein großes Verdienst in der zeitgenössischen Science-Fiction-Landschaft. Die Suche nach den Übeltätern bleibt spannend und schnell - und damit trotz des großartig kühlen Set-Designs von Patrick Tatopoulos (Dark City, Independence Day) ein wenig Emotionalität aufkeimen kann, wurde viel Gewicht auf die Identitätsfindung eines der Roboter gelegt: Sonny heißt er, und seine Suche nach Identität und Individualität werden intensiv inszeniert. Da fragt der Roboter nach der Bedeutung von Träumen, er entwickelt Emotionen und lernt zu erkennen, was Vertrauen ist. Das erinnert alles sehr an die Figur des Androiden Data aus Star Trek, dem das Erlernen menschlicher Emotion zur Lebensaufgabe wurde. Wenn Sonny dann aufgrund seiner fehlerhaften Identitätsentwicklung schließlich verschrottet werden soll, ist sein letzter Gang inszeniert wie der eines Todeskandidaten, und auch umgebracht werden soll er genauso, wie seine "fehlgeleiteten" menschlichen Kollegen schon heute: mit einer Giftspritze. All das scheint eine ähnliche Light-Version filmischer Sozialkritik zu implizieren, wie sie Roland Emmerich gerade in The Day After Tomorrow vorexerziert hat: Ein Spektakel wird dem Publikum aufgetischt, aber eben eines, in dem die Monopolstellung eines super-reichen Konzernmanagers das Wohl der Menschheit gefährdet und Maschinen, die drohen, Individualität zu entwickeln kurzerhand hingerichtet werden. Parallelen zur Realität sind offensichtlich, und es gelingt I, Robot wohl auch gerade wegen seiner offenbaren Kritik am Umgang mit Monopolen, Macht und Individualitätsverlust zu überzeugen. Aus diesem Grund sieht man auch gerne über einige Schwächen hinweg - allen voran die unfassbar aufdringliche Arbeit, die die Abteilung für Product Placement geleistet hat - einen so intensiven Werbefilm für Converse, JVC und Audi gab es lange nicht im Kino zu sehen. So bildet der Film auch eine paradoxe Figur: Die angedeutete Sozialkritik wird untergraben durch die unverhohlene Anpreisung des Konsums, die in der Marketingabteilung der Produzenten offensichtlich sehr bewusst ausgetüftelt wurde - und jene Konsumwut wiederum wird durch die Kritik, die der Film andeutet, zumindest ein wenig subvertiert. I, Robot macht Spaß - und der Kampf, der unter der Oberfläche des Filmes zwischen Product Placement und Kritik tobt, er wird nie so dominant, dass man vom Genuss der eigentlichen Hauptakteure des Films abgelenkt werden würde: den Computeranimationen und den Horden von Stuntmen, die in unzähligen Verfolgungsjagden durch die künstliche Welt turnen, fliegen und fallen.
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