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September 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Resident Evil : Apocalypse
UK / Canada 2004

Resident Evil : Apocalypse (R: Alexander Witt)

Regie:
Alexander Witt

Buch:
Paul W. S. Anderson

Kamera:
Christian Sebaldt, Derek Rogers

Schnitt:
Eddie Hamilton

Musik:
Jeff Danna

Kostüme:
Mary McLeod

Darsteller:
Milla Jovovich (Alice), Sienna Guillory (Jill Valentine), Oded Fehr (Carlos Oliveira), Mike Epps (L. J.), Jared Harris (Dr. Ashford), Thomas Kretschmann (Cain), Sandrine Holt (Terri Morales), Sophie Vavasseur (Angie Ashford), Matthew G. Taylor (Nemesis), Tom Gerhardt (Zombie Dad)

94 Min.

Kinostart:
23. September 2004

Resident Evil :
Apocalypse


Ich habe mir erzählen lassen, daß das Computerspiel Resident Evil auf den ersten Blick wie ein blödes Zombie-Ballerspiel anmutet, aber eine ungeheure Komplexität der für den PC geschaffenen Welt offenbart. Da heutzutage Computerspiele und Superhelden-Comics bessere Einspielgaranten darstellen als mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Romane, schickt man Milla Jovovich nun also in die zweite Runde gegen die "üblen Anwohner" (so die ungefähre Übersetzung des Markennamen), die nunmehr bereits eine ganze Stadt namens Raccoon City besetzen.

Filmszene
Filmszene
Bilder © 2004 Constantin Film Verleih GmbH
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Abgesehen von einer Kurzzusammenfassung des ersten Teils beginnt der Film mit Bildern der Vorstadt von Raccoon City, die an einen der gelungensten Wiederbelebungsversuche des Zombie-Genres, das Remake von Dawn of the Dead, erinnern. Eine Joggerin und ein Zeitungsjunge auf seinem Fahrrad beleben die Szenerie um makellose Rasenflächen und adrette Häuser, bis man in das unter der Stadt gelegene Labor der "Umbrella Corporation" schneidet und die bevorstehende Apokalypse sich ankündigt. Wenn dann ein Convoy schwarzer Limousinen durch die bereits bekannten Straßenzüge rast und man wieder die Joggerin und den Zeitungsjungen sieht, ist das wahrscheinlich der gelungenste, aber auch subtilste Hinweis auf die Herkunft der im Film erzählten Geschichte, ähnlich wie in Cronenbergs eXistenZ.

Leider gehören solche Geniestreiche des Drehbuchautoren Paul W. S. Anderson (der den ersten Teil noch selbst inszeniert hatte, sich nun aber um das "Celebrity Death Match" Aliens vs. Predator kümmert) aber zu den Ausnahmen. Wenn der Film nur die Videospiel-Logik der immer schwierigeren Gegner verfolgen würde, wäre das immerhin überhaupt eine Logik, hier jedoch tauchen völlig unbegründet drei durch eine Kirche rülpsende Super-Duper-Zombies auf, manch Kampfsequenz geht im Stakkato-Schnitt unter, und die Regeln, nach denen sich infizierte Menschen in Zombies verwandeln, richten sich einzig nach der auf Zuschauer mit Kurzzeitgedächtnis ausgelegten Dramaturgie. Es ist ja ganz witzig, wenn sich wie in Michael Jacksons Thriller-Video plötzlich ein Friedhof durch aus der Erde emporsteigende Zombies "belebt", mit der Virus-Erklärung der Zombies, die der Film liefert, ist dies aber nur sehr schwer in Einklang zu bringen.

Nun wird man mich einen Spielverderber heißen, gehe es doch in so einem Film nicht um Logik-Fragen, sondern um Action und Frauen mit großen Feuerwaffen und kleinen Textil-Fetzen, aber der Film gibt sich schlicht zu viel Mühe, eine Story aufzubauen, um sie dann alle paar Minuten gleich wieder zu vergessen. Auch werde ich es mir und meinen Lesern ersparen, nachzufragen, warum man Angestellte der "Umbrella Corporation", die schwarze Motorradhelme tragen, hinterrücks meucheln darf oder warum alle Nase lang das Erschießen von Zombies wie ein Freizeitspaß hingestellt wird, es dem Zuschauer aber vorenthalten wird, daß die garstigen Zombiekinder, die ein Klassenzimmer unsicher machen, nicht mit gezielten Kopfschüssen hingerichtet werden. Wie mir schon in Punisher aufgefallen ist, erschießt man halt keine Kinder - selbst, wenn es Zombies sind. Könnte auch mit dem Mangel an ausgebildeten und versicherten Stunt-Kindern zusammenhängen …

In einem großen Rundumschlag wird aus der neueren Filmgeschichte geklaut, was gerade ins Konzept passt, die Figur der Jill Valentine (Sienna Guillory) sieht erst aus wie ein Klon von Lara Croft, um dann später ins Trinity-Lederoutfit zu wechseln, das Projekt "Nemesis" ist wie eine Mischung aus Terminator, Robocop und Frankenstein, und ein Angriff zweier Zombiehunde in einer Schulkantine erinnert nicht wenig an die hungrigen Velociraptoren aus Jurassic Park.

Trotz alledem entsteht aber zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Spannung, einzig einige besonders dick aufgetragene Auftritte von Frau Jovovich erheitern ein wenig.

Das bei weitem positivste, was ich über den Film sagen kann, ist, daß es sogar einen Punkt gibt, der mich dazu verleiten könnte, mir den Streifen noch ein zweites Mal anzuschauen. Es handelt sich dabei nicht um die überproportionalen Brustwarzen, die Frau Jovovich in den letzten zehn Minuten mal präsentiert, sondern um einen Gastauftritt von Tom Gerhardt als "Zombie Dad", den ich ohne Vorwarnung leider verpasst habe.