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September 2004
Daniel Walther
für satt.org

Thunderbirds
USA/UK 2004

Filmplakat

Regie:
Jonathan Frakes

Buch:
William Osbourne, Michael Mccullers

Story:
Peter Hewitt, William Osborne

Kamera:
Brendan Galvin

Schnitt:
Martin Walsh

Darsteller:
Brad Corbet (Alan Tracy), Soren Fulton (Fermat), Vanessa Anne Hudgens (Tin Tin), Bill Paxton (Jeff Tracy), Ben Kingsley (The Hood), Anthony Edwards (Brains), Sophia Myles (Lady Penelope), Ron Cook (Parker)

95 Min.

Kinostart:
30. Oktober 2004

Thunderbirds


Einige werden sich vielleicht noch an die Actionserie aus den 1960ern mit den Puppen erinnern. Ich selber war damals zwar noch nicht einmal als Gedanke vorhanden, aber dank zahlreicher Wiederholungen ist es mir dann doch möglich gewesen, einige Folgen zu sehen. Ein Thunderbirds-Kenner bin ich nicht, aber ich kann mich noch gut an die Puppen, das Hauptquartier auf der Insel und die Starts der Thunderbirds erinnern. Ich fand das damals schon recht außergewöhnlich, weil ich bereits durch diverse Actionserien á la Ein Colt für alle Fälle, Magnum oder Zeichentrickserien wie Masters of the Universe oder Teenage Mutant Hero Turtles versaut worden war. Nun hat also das gängige Schicksal von Kultserien, einen eigenen Kinofilm zu bekommen auch die Thunderbirds ereilt. Niemand geringerer als Jonathan Frakes wurde erwählt, sich dieser Aufgabe anzunehmen und leider ist das so gewaltig misslungen wie seine Moderationen in der Mystery-Serie X-Factor.

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Thunderbirds ist die Bezeichnung für die fünf Fluggeräte, mit denen die Tracy-Familie ihre Einsätze fliegt. Die Tracy-Familie mit Vater Jeff als Oberhaupt hat es sich nach dem Tod der Mutter/Frau zur Aufgabe gemacht, Menschenleben in jeglichen Notsituationen zu retten. Als Milliardär und Ex-Astronaut hat er natürlich ideale Vorraussetzungen, um diese Aufgabe verantwortungsvoll zu erfüllen. Das Team der Thunderbirds besteht zusätzlich noch aus vier Söhnen Tracys. Der jüngste Sohn im zarten Alter von 13 würde auch gerne bei den Großen mitmischen, doch er muss erst noch in die Schule gehen und dort darf er auch kein Wort über die Thunderbirds verlieren. Aber eben diese Ungeduld ist am Anfang des Films sein größtes Hindernis. Er fühlt sich als Außenseiter und hat dazu auch noch Probleme mit seinen Schulnoten. Als er nun bei einem Besuch auf Tracy Island (das ist die Hauptquartier-Insel der Thunderbirds) ein Missgeschick mit den Thunderbirds hat, wird er von seinem Vater zusammengestaucht und - et voilà - fertig ist unser jugendlicher gefrusteter Antiheld. So kommt es wie erwartet, daß nun das gesamte Thunderbirds-Team vom Schurken "The Hood" (Ben Kingsley) mit einem vermeintlichen Notruf in den Weltraum zu Thunderbird 5 (eine Raumstation zur Überwachung) gelockt werden kann und sie dort ohne Sauerstoffzufuhr eingesperrt sind. So gelingt es The Hood dann, die Kontrolle über Tracy Island zu erlangen. Nun liegt es an Alan, Fermat und Tin Tin, die Familie, das Vermögen der Welt, diese an sich, und den guten Namen der Thunderbirds zu retten.

Aus der Serie Bekanntes wie der Erfinder "Brains" (Anthony Edwards, bekannt aus Emergency Room) kommt hier natürlich auch wieder vor. Im Gegensatz zur Serie hat Brains im Film einen Sohn names Fermat (Soren Fulton), der beste Freund und Schulkollege von Alan Tracy – natürlich trägt er auch eine Brille und ist ein cleverer kleiner Bursche. Des weiteren zu erwähnen währe "Tin Tin" (Vanessa Anne Hudgens), die (für den Film verjüngte) Tochter des Haushälters, die Alan auch hilfreich zur Seite steht – dass sie ein wenig in ihn verliebt ist, braucht nicht mehr erwähnt zu werden …

Was den Kampf gegen The Hood erheblich erschwert, sind seine überaus starken mentalen Fähigkeiten, mit denen er Einfluss auf die Gehirne anderer nehmen kann. Doch im Laufe des Films erfährt der Zuschauer, daß der Haushälter der Bruder von The Hood ist, wodurch die Nichte des Schurken auch einige dieser Fähigkeiten besitzt – ein unerwartetes As im Ärmel des Team Alan. Als Zuschauer wird man also Zeuge, wie Alan und seine Freunde über sich hinauswachsen und zu den Helden werden als sie mit den Thunderbirds losziehen müssen, um die Goldreserven in London zu beschützen und Menschen aus der Gefahr zu befreien.

Es ist klar, daß der Film natürlich mit seinen abgedroschenen und platten Botschaften von Freundschaft, Zusammenhalt oder "Gib immer dein Bestes" für ein junges Publikum konzipiert wurde. Daß der Film mit den handelsüblichen markigen Optimismusparolen und unlustigen lustig gemeinten Sprüchen vollgestopft worden ist, dürfte die Halbwüchsigen weniger stören als jene von uns, die bereits über 13 sind.

Wie ja schon zu merken war, bin ich alles andere als begeistert von dem Film und ein Detail, das mich zusätzlich irritiert, ist, daß man den Eindruck nicht los wird, in einem Austin Powers-Film ohne Austin Powers geraten zu sein - nur furchtbarerweise ein bierernst gemeinter Austin Powers-Film. Dieses Gefühl liegt zum Grossteil an der Figur der "Lady Penelope" (Sophia Myles) welche eine britische Geheimagentin in Pink ist und mit ihrem Diener und Helfer Parker (Ron Cook, bekannt aus Chocolat als der per Pralinen aufgegeilte) im FAB 1, einem sechsrädrigen rosafarbenen Auto zumindest mich furchtbar an eine etwas jugendfreiere weibliche Version von Austin Powers erinnert (natürlich ohne faulige Zähne und Brust Behaarung). Auch Ben Kingsley als glatzköpfiger The Hood erweckt über den gesamten Film hinüber den Eindruck daß er der etwas weniger vertrottelte Bruder von Doctor Evil ist. Ben Kingsley, der ja ansonsten ein guter Schauspieler ist (ich erinnere mich da auch nur zu gerne an Sexy Beast), schafft es nicht, ein wenig mehr Klasse in den Film zu bringen. Außer große böse Augen zu machen und nicht wirklich furchterregend zu sein kann er hier auch nichts mehr reißen.

Im Endeffekt ging die doppelte Transformation von Serie zu Kinofilm und von Puppen zu echten Menschen irgendwie mächtig schief. Der Film erscheint mir sogar im Vergleich zu anderen amerikanischen Blockbustern die sich ebenfalls mit der abgedroschenen "Stell dich deinen Herausforderungen" Formel arbeiten unterdurchschnittlich. Wie schon bei den Star Trek-Filmen, bei denen Frakes Regie führte, gelingt es ihm auch hier nicht wirklich zu überzeugen. Denn nur Effekte und futuristische Fluggeräte reichen nicht aus, um einem Film wie diesem einen Unterhaltungswert zu geben, der sich über 90 Minuten hält, und soweit wie ich das beurteilen kann, ist außer ein paar optischen Details nicht mehr viel von der Originalserie übrig geblieben. Man hätte sich lieber die Puppen statt echter Menschen gewünscht, es wäre viel spannender gewesen, wenn das Geld eher in die Ausarbeitung besserer Puppen oder gar einen animierten Thunderbirds-Film geflossen wäre. So bleibt für jemanden wie mich, der sich nur an einzelne Details der Serie erinnert, nicht wirklich viel, was mit der Serie zu tun hat.