Zum 25. Jubiläum von Ridley Scotts Alien (zu dem es ja im letzten Jahr einen "Director's Cut gab) kommt nun ein Film in die Kinos, der zwar die ursprünglichen Produzenten und Autoren wieder vereint, der aber schon durch seinen Titel wenig Grund zur Freude gibt: Alien vs. Predator - das klingt wie Freddy vs. Jason, wie die Frage unzähliger Präpubertierender, ob wohl der Hulk beim Armdrücken gegen Superman eine Chance hätte, oder ob Benni Bärenstark es mit Obelix aufnehmen könnte.
Auch der Regisseur Paul W. S. Anderson verheißt im Gegensatz zur Lobhudelei im Presseheft wenig Gutes: Sein Event Horizon war damals noch schwächer als der fast gleichzeitig gestartete und thematisch außerordentlich ähnliche Sphere, und von Resident Evil kenne ich nur das unsäglich blöde Sequel (nach einem Drehbuch Andersons), glaube aber kaum, daß der erste Teil viel besser war. Ähnlich wie Resident Evil gibt es Alien vs. Predator schon seit längerem als Computerspiel und Comic-Crossover, auch allesamt keine Qualitätsgaranten.
Doch auch, wenn das Zusammensuchen eines Team für eine archäologische Expedition an die Antarktis zunächst sehr klischiert erscheint, fühlte ich mich doch schnell an einen Adrenalin-Reißer meiner Jugend erinnert: John Carpenters The Thing from another World, dessen Vorlagen von Hawks/Nyby, Campbell und Lovecraft schon ein angenehm flaues Gefühl in der Magengegend verursachten. Wenn Ewen Bremner in einem der Räume einer vereisten Geisterstadt plötzlich Geräusche vernimmt, die diesmal nicht von der Katze Jones stammen können (glücklicherweise werden diesmal weder Kinder noch Haustiere mitgebracht und für Katzen ist es in der Antarktis etwas zu kalt), ahnt man, daß Anderson mehr Hochachtung vor dem Franchise hat als man ihm zugetraut hätte.
Alien vs. Predator spielt heutzutage (2004), also nach den zwei Predator-Filmen, aber vor der Alien-Serie. Somit wird auch Ellen Ripley nicht weiter vermisst. Neben der in Predator 2 kurz zu sehenden Alien-Trophäe im Raumschiff der Jäger-Rasse, die den Hirogen bei Voyager als Blaupause diente, gibt es eine extrem gelungene Verbindung zur Alien-Reihe, denn Lance Henriksen, der "Frank Black" aus Millenium, der in Camerons Aliens den Androiden Bishop spielte, spielt hier einen Industriellen namens Charles Bishop Weyland. Die Firma Weyland spielt nicht nur in den Alien-Filmen eine Rolle, auch ist das Aussehen Bishops offensichtlich dem Gründer nachempfunden, einen von Bishops feinmotorischen Tricks können wir hier auch schon bei seinem "Vorfahr" beobachten - und diese subtilen kleinen Anknüpfungspunkte (beispielsweise auch ein Rollenname wie Mark Verheiden …) machen aus Alien vs. Predator weitaus mehr als nur einen crowd pleaser, der zwei der beliebtesten Weltallmonster der jüngeren Filmgeschichte gegeneinander antreten lässt.
Die Geschichte um eine unterirdische Pyramide unter dem Eis der Antarktis, wo die Predators alle 100 Jahre als Männlichkeitsritual einige eigens gezüchtete Aliens bekämpfen, ehe sich die geknechtete Alien Queen befreit und zu einer Bedrohung für die gesamte Menschheit wird, hat neben den üblichen Logik-Lücken auch viele charmante Aspekte, wie das Wiederfinden der bekannten Figuren in Wandfresken und Opferkammern, doch nach dem lustigen Dezimieren der Expeditionscrew und einem ersten, in seinem Montage-Inferno enttäuschendem Kampf zwischen dem einen verbliebenen Predator und seinem schleimigen Widersacher, entwickelt der Film sich zu einem der unterhaltsamsten Action/Horror-Streifen des letzten Jahrzehnts.
Ich fühlte mich wieder wie 12 oder 13, also in dem Alter, als ich mich damals in den ersten Alien-Film hineingeschummelt hatte. Zwar fieberte ich nicht mit oder bangte um das Leben der menschlichen Protagonisten, aber der Film war einfach so "cool", wie ich es wahrscheinlich zuletzt so in Kill Bill, Vol. 1 empfunden habe. Insbesondere, wenn der natürlich ehrenhafte Predator-Hüne "Scar" sein Waffenarsenal gegen die üblichen facehugger und chestburster einsetzt, und dabei trotz des ungleich hässlicheren Gesichts ähnlich viel Szenenapplaus verursacht wie Uma Thurman.
Daß die Möglichkeiten der CGI-Technologie, wie sie in Alien Resurrection vielleicht zu stark eingesetzt wurden, hier zugunsten einer fassbareren Ästhetik zurückgenommen wurden, macht den Film ähnlich sympathisch wie Terminator 3, mit dem entscheidenden Unterschied, daß Alien vs. Predator nicht ein franchise zu Grabe trägt, sondern ihm neues Leben einhaucht - ich bin mir sicher, daß wir nicht das Letzte von diesen zwei Streithähnen gehört haben …
"Careful. They bite!"