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Januar 2005 | Thomas Vorwerk für satt.org | |
SidewaysSchon als About Schmidt in deutschen Kinos anlief, ärgerte ich mich ein wenig darüber, daß ich von den vielgerühmten ersten zwei Filmen des Regisseurs Alexander Payne, Citizen Ruth (mit Laura Dern) und Election (mit Matthew Broderick und Reese Witherspoon), bisher noch nichts gehört hatte. Nach Sideways werde ich wohl mal ein paar Videotheken unsicher machen … Ähnlich wie bei About Schmidt lebt auch Sideways zu großen Teilen von seinen Schauspielern, doch im Gegensatz zu Oscargewinnern wie Jack Nicholson und Kathy Bates sind hier die Hauptdarsteller mehr oder weniger No-Names - der größtenteils durch American Splendor bekannte Paul Giamatti, die fast vergessene Virginia Madsen (ich werde jetzt nicht den auf sie gemünzten Werbespruch von The Hot Spot zitieren), sowie die beiden vor allem durch Fernsehrollen aufgefallenenen Thomas Haden Church und Sandra Oh. Doch insbesondere das Odd Couple Miles und Jack kann es zu jeder Zeit mit eintausend bekannteren Schauspielern aufnehmen - und nicht zu Unrecht wurden Giamatti und Church jeweils für den Golden Globe nominiert. Paul Giamattis Rolle des Miles ist dabei nicht allzuweit von seinem Auftritt als Harvey Pekar entfernt. Auch Miles ist ein unzufriedener (und sogar unveröffentlichter) Autor, der noch seiner Ex-Frau Victoria hinterherweint, an vielem herumnörgelt und für diese Welt einfach zu anspruchsvoll ist. Dies zeigt sich auch an seiner Vorliebe für Pinot, einen der komplexesten und potentiell enttäuschendsten Weine - Jack ist nicht mit „weniger“ zufrieden und hat sich damit abgefunden, daß er seine Ideale (auch in der Liebe) wohl nie realisieren wird. Jack hingegen könnte anspruchsloser kaum sein. Er ist ein mäßig bekannter Fernsehschauspieler, der für eine Weinprobe nicht einmal den Kaugummi aus dem Mund nehmen würde. Seine Hochzeit steht kurz bevor, und so zieht er gemeinsam mit seinem alten Freund Miles noch einmal auf eine Reise - um Golf zu spielen und guten Wein zu trinken. Im Gegensatz zu Miles ist Jack dabei aber auch noch auf amouröse Abenteuer aus - und würde am liebsten auch seinen dauerdepressiven Kumpel endlich wieder mal verkuppeln, und sei es nur für eine Nacht - worauf Miles natürlich nicht den geringsten Wert legt … Ein Road Movie also und ein Buddy Movie - doch irgendwie auch ein Film wie eine Weinprobe: Sideways beginnt anspruchsvoll - und wird schließlich immer feuchtfröhlicher. Zunächst fallen filmische Stilmittel positiv auf - die Etappen der Weinwoche werden durch eine Split-Screen-Sequenz, ganz wie beim Vorspann von Dallas, vorgeführt, man arbeitet subtil mit Schärfenverlagerung oder deutet durch eine leicht wacklige Kameraführung schon früh den Alkoholisierungsgrad der Figuren an. Doch je weiter der Film fortschreitet, umso mehr interessiert man sich für die Figuren, und vor allem wird es immer witziger - und witziger - und witziger. Ein kleiner „Golfkrieg“ zwischen unterschiedlich schnell voranschreitenden Golfspielern ist ähnlich wie in Bringing up Baby nur der Beginn einer solchen Screwball-Klassikern nicht unähnlichen Eskalation immer peinlicher Auftritte in der Öffentlichkeit, Hand in Hand mit einer zunehmenden Zerstörungswut, die hier aber nicht mit einem kollabierenden Dinosaurier-Skelett endet, sondern mit einem eher unspektakulären Autounfall oder einer zur Furie mutierenden Geliebten. Neben dem vollends überzeugenden Paul Giamatti ist vor allem Thomas Haden Church eine wahre Entdeckung. Der physisch an eine Mischung aus Willem Dafoe und Arnold Schwarzenegger erinnernde Darsteller spielt hier einen auch ganz ähnlich tumben Macho, der aber selbst bei seinen stupidesten Ausrutschern auch immer die Sympathie des Zuschauers auf seiner Seite hat - und im Gegensatz zur doch eher konventionellen Lovestory zwischen Giamatti und Madsen ist es das Paar Miles und Jack, das diesen Film zu einem Ereignis macht, natürlich glänzend unterstützt durch Buchvorlage, Drehbuch und Regie. |
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