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Oktober 2005
Thomas Vorwerk
für satt.org

Der Duft von Lavendel
Ladies in Lavender

UK 2004

Filmplakat

Buch
und Regie:
Charles Dance

Kamera:
Peter Biziou

Schnitt:
Michael Parker

Musik:
Nigel Hess

Darsteller:
Judi Dench (Ursula), Maggie Smith (Jenet), Daniel Brühl (Andrzej), Miriam Margoyles (Dorcas), Natascha McElhone (Olga), David Warner (Dr. Mead), Freddie Jones (Jan Pendered), Trevor Ray (Sehr alter Mann 1), John Boswell (Sehr alter Mann 2)

103 Min.

Kinostart:
6. Oktober 2005

Der Duft von Lavendel
Ladies in Lavender

Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene
Filmszene

Auch der deutsche Superstar Daniel Brühl hat den Übergang zum internationalen, englischsprachigen Film geschafft - doch wo Franka Potente oder Til Schweiger in ihren US-Rollen allenfalls eine Erklärung für ihren deutsche Akzent bekamen, hat Brühl nicht nur eine Rolle ergattert, die auf ihn zugeschnitten ist - auch der Film fällt aus seiner bisherigen Filmographie nicht heraus.

Die beiden Damen, die die eigentlichen Hauptrollen dieses britischen Films bekleiden, sind bisher nicht nur durch wiederkehrende Rollen in den vielleicht bekanntesten britischen Filmserien (James Bond respektive Harry Potter) aufgefallen, sondern je zwei Oscars und diverse andere Filmpreise: Judi Dench und Maggie Smith. Die beiden großen alten Damen treten hier als zwei Schwestern auf, die im Sommer 1936 in einem abgelegenen Fischerdorf in Cornwall einen Schiffbrüchigen am Strand finden - den Polen Andrzej (Brühl), den sie erstmal gesundpflegen. Während Janet (Maggie Smith) Andrzej mit mütterlicher Fürsorge entgegenkommt, ist es bei der bisher „unberührten“ Ursula (Judi Dench) recht offensichtlich, daß sie sich insgeheim einen zweiten Frühling mit dem sehr viel jüngeren Mann erhofft - wodurch zwischen den zuvor unzertrennlichen Schwestern mitunter Zwietracht gesät wird ("I was the one who saw him first.").

Die an sich schon köstliche Dreierkonstellation wird noch verfeinert durch die Bedienstete Dorcas (Miriam Margoyles), die den durch die Schwestern verwöhnten Bengel auch mal zum Kartoffelschälen einsetzt, und eine gewisse Olga Danilof (Natascha McElhone), die Schwester eines berühmten Geigers, die während ihres Urlaubs das talentierte Geigenspiel Andrzejs mitbekommt und ihn künstlerisch unterstützen will - vielleicht aber auch noch ein anderes Interesse an dem jungen Mann hegt …

So kommt es zu lauter für den Zuschauer vergnüglichen Eifersüchteleien und Kleinstintrigen, wobei Andrzej nicht nur das unschuldige Opfer bleibt, sondern er seine Situation auch auszunutzen weiß. Regisseur Charles Dance, der zuvor eine Karriere als Schauspieler (u. a. Gosford Park, Swimming Pool) und Theater- und Fernsehregisseur durchlebte, gibt mit dieser ihm sehr am Herzen liegenden Literaturverfilmung sein Regiedebüt, und weiß neben einer hervorragenden Schauspielerführung (wenn es bei diesen Ausnahmetalenten noch viel zu führen gab …) durch eine fein inszenierte Dorfatmosphäre und die wie üblich pefekten Bilder von Kameramann Peter Biziou (Time Bandits, The Truman Show, Oscar für Mississippi Burning) zu überzeugen.

Ähnlich wie in Kukushka funktionieren hier auch viele der Witze über die Sprachbarriere (etwa, wenn das chicken als Abendessen radebrechend ins deutsche Hündchen übersetzt wird), doch allein den beiden älteren Damen zuzuschauen macht den Film bereits zu einem Ereignis - schon von der ersten Szene an, wenn sie barfuss im Nachthemd über den Strand tollen wie kleine Mädchen. Kleine Schwächen wie bei den nicht sehr überzeugenden (und eigentlich überflüssigen) Unterwasseraufnahmen übersieht man bei soviel spätjugendlicher Energie geflissentlich.