Bilder © 2007 Twentieth Century Fox
|
28 Weeks Later
(R: Juan Carlos Fresnadillo)
UK 2007, Buch: Rowan Joffe, Juan Carlos Fresnadillo, E. L. Lavigne, Jesus Olmo, Kamera: Enrique Chediak, Schnitt: Chris Gill, Musik: John Murphy, mit Robert Carlyle (Don), Mackintosh Muggleton (Andy), Imogen Potts (Tammy), Rose Byrne (Scarlet), Catherine McCormack (Alice), Jeremy Renner (Doyle), Harold Perrineau (Flynn), Idris Elba (General Stone), 99 Min., Kinostart: 30. August 2007
Vielleicht begann es mit Splash, too, daß man in Hollywood versuchte, Sequels mit wiedererkennbaren, aber nicht nur anhand einer Ordnungszahl einzuordnenden Titeln zu versehen. Es folgten Filmtitel wie Another 48 Hrs., The Naked Gun 33 1/3, Analyze that, Meet the Fockers, Ocean’s 13 undsoweiter. Innerhalb dieser Gruppe ist 28 Weeks Later klar eine der besseren Ideen für einen Filmtitel.
Wir erinnern uns: in 28 Days Later wacht Cillian Murphy in einem erstaunlich menschenleeren London auf, und wir erfahren etwas später, daß bei einer Demo gegen ein Tierversuchslabor irgendwas schiefgegangen sein muß, denn das über Blut oder Speichel übertragene Rage-Virus animierte die Infizierten dazu, durchzudrehen, und beispielsweise nicht infizierte anzugreifen und zu beißen (oder sie auch mal mit eigenem Blut anzuspucken), was die Verbreitung des Virus ziemlich beschleunigt und uns so einen Zombie-Film ohne auferstandene Tote bescherte. Ich will nicht ins Detail gehen, aber im Sequel spielt Cillian Murphy nicht mehr mit, stattdessen findet man in einer Hauptrolle Robert Carlysle, mit dem Produzent Danny Boyle bereits in Trainspotting und The Beach (Boyles erster Zusammenarbeit mit Alex Garland, der hier ebenfalls mitproduzierte) gute Erfahrungen gemacht hat. Die Regie wurde an den Spanier Juan Carlos Fresnadillo übertragen, dessen Debütfilm Infecta wohl super gewesen sein soll, und der unter anderem in einer Top 10-Liste der zu beobachtenden Regisseure des Hollywood-Blattes Variety auftauchte.
Eine Gruppe Überlebender scheint in einer verrammelten ländlichen Behausung ganz gut klarzukommen, als jemand an der Tür klopft und man den Fehler macht, den draußen stehenden Jungen, der offenbar schon von seinen eigenen zombifizierten Eltern verfolgt worden war, hineinzulassen. Es folgt eine Wackelkamera-Orgie, die sich für den weiteren Film stilprägend erweisen wird. Statt nachvollziehbarer Vorgänge oder nett anzuschauender Splattereffekte hat man sich für stroboskop-mässige Bilder wirr herumfuchtelnder Rage-Opfer entschieden, was dem Film eine dokumentar-ähnliche Atmosphäre geben soll, leider aber nur nervt und nicht wirklich funktioniert.
Nachdem Robert Carlyle bzw. Don als einziger fliehen konnte, setzt der Countdown der Entwicklungen an. So hat es beispielsweise fünf Wochen gedauert, bis sämtliche Infizierte verhungert sind, und nach 28 Wochen geht man unter Führung der US-Armee dazu über, England erneut zu bevölkern. Dazu werden zunächst einmal Briten, die während der Epidemie glücklicherweise außerhalb des Landes waren, auf die abgeschirmte "Isle of Dogs" verfrachtet, dem von diversen Soldaten und Snipern bewachtem "District One", der leider von Anfang an wie das Gefängnis Manhattan in Carpenters Escape from New York wirkt. Don hat tatsächlich überlebt, und seine Kinder Andy und Tammy gehören zu den ersten Neubesiedlern. Er muss ihnen schildern, wie er den Tod der Mutter miterlebte, doch später stellt sich heraus, daß die Mutter zwar infiziert wurde, aber nicht angesteckt wurde, weil sie eine seltene Immunität besitzt, die irgendwas mit ihren unterschiedlichen Augenfarben zu tun hat. Die Militärärztin Scarlet (Rose Byrne) entdeckt den selben seltsamen Umstand bei Sohn Andy, doch erst, als die Kinder nichts besseres zu tun haben, als auf eigen Faust zur früheren Wohnung aufzubrechen, um ein Foto der Mutter zu organisieren, kommt die Geschichte ins Rollen, und ich werde niemanden zu viel verraten, wenn ich den erneuten Ausbruch einer Epidemie vorwegnehme.
Leider ist der gesamte Film abgesehen von einigen unschönen Ideen (ein Helikopter ist kein Rasenmäher) recht sparsam inszeniert, doch das größte Problem ist ein wahnwitziges Drehbuch, das blutrünstige und normale Mitglieder der beschriebenen Familie (ich will jetzt mal die Konstellation noch nicht verraten) immer wieder aufeinandertreffen lässt. Schon bei den ersten Zombiefilmen von Romero war die Wiederkehr eines Familienmitglieds immer ein großes Dilemma für die (noch) Überlebenden, die beim Abdrücken durch gewisse Erinnerungen immer etwas langsamer waren als beim Treffen auf unbekannte Zombiepassanten mit herausquellendem Gehirn und irrem Blick. In 28 Weeks Later ist es aber so, daß das kranke Familienmitglied (ohne die geringste Erklärung für manchmal erstaunliche Geistesleistungen) den verbliebenen Verwandten immer wieder nachstellt. Was aber angesichts der durch das Militär nicht unbedingt verbesserten Überlebenschancen zu Logikfehlern und Wahrscheinlichkeitsproblemen führt, die einem weitaus eher einen Schauder den Rücken herunterlaufen lassen als die doch eher konventionellen Erschreck-Taktiken. So jagt man sich gegenseitig durch stockfinstere U-Bahn-Anlagen, dreht gegen die militärische Vergasung schnell die Seitenfenster des Autos hoch und zieht den Pulloverkragen vor den Mund, und die offensichtlich sozialkritischen Stellen des Films (Soldaten sind potentielle Mörder etc.) lassen den Betrachter ebenso kalt wie die Spannungselemente. Die schönste Szene des Films ist die vermeintliche Rettung im Wembley-Stadion, denn das sieht nach 28 Wochen immerhin nicht mehr ganz so kurzgeschoren aus, wie man es kennt. Doch dieser eine Moment, wo man als Zuschauer erkennt, daß die vier Drehbuchautoren auch mal mitgedacht haben, kann den hochgradigen Schmarrn zuvor nicht vergessen machen.
Ein unterdurchschnittlicher Zombiefilm mit einigen netten Darstellern und Ideen, die den Film aber nur schwer über die Lauflänge retten können.