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Halloween
(R: Rob Zombie)
USA 2007, Buch: Rob Zombie, Vorlage: John Carpenter, Debra Hill, Kamera: Phil Parmet, Schnitt: Glenn Garland, Musik: Tyler Bates, mit Malcolm McDowell (Dr. Samuel Loomis), Scout Taylor-Compton (Laurie Strode), Tyler Mane (Michael Myers), Daeg Faerch (Michael Myers, 10), Sheri Moon Zombie (Deborah Myers), William Forsythe (Ronnie White), Hanna Hall (Judith Myers), Dee Wallace (Cynthia Strode), Pat Skipper (Mason Strode), Danny Trejo (Ismael Cruz), Brad Dourif (Sheriff Lee Brackett), Danielle Harris (Annie Brackett), Kristina Klebe (Lynda), Skyler Gisondo (Tommy Doyle), Jenny Gregg Stewart (Lindsey Wallace), Daryl Sabara (Wesley Rhoades), Nick Mennell (Bob Simms), Sybil Danning (Nurse Wynn), Adrienne Barbeau (Barbara Florentine), Udo Kier (Morgan Walker), Ken Foree (Big Joe Grizzley), Clint Howard (Doctor Koplenson), Tom Towles (Larry Redgrave), Bill Moseley (Zach 'Z-Man' Garrett), Micky Dolenz (Derek Allen), Sid Haig (Chester Chesterfield), Richard Lynch (Principal Chambers), 109 Min., Kinostart: 25. Oktober 2007
Remakes, Sequels und Prequels “postklassischer” Horrorfilme (das soll in diesem Fall heißen: Filme aus den 1970ern und 80ern) geben sich momentan gegenseitig die Klinke in die Hand, und nach The Fog hat es jetzt auch John Carpenters Halloween erwischt, zu dem Rob Zombie (House of 1000 Corpses) sozusagen gleichzeitig das Remake und das Prequel liefert, denn die im Originalfilm von 1978 eher angedeutete Vorgeschichte des zur Kürbishochsaison mit Maske, Schlachtermesser und Baseballschläger umherziehenden Michael Myers wird hier zur ersten (und interessanteren) Hälfte des Films, wobei allerdings die Einblicke in die Psyche und Motivation des hier einen Body Count von etwa 20 Personen erreichenden Killers nicht besonders tief gehen. Sein Stiefvater mag ihn nicht, seine Schwester macht sich über ihn lustig, in der Schule gibt es Bullies, er versteckt sein (aus seiner Sicht hässliches) Gesicht gerne hinter Masken und hat über das Abschlachten diverser Haustiere eine Art “Blutlust” entwickelt.
Die Vorgeschichte hat einige interessante Aspekte, und insbesondere die Arbeit mit Unschärfen sowie eine außergewöhnliche Tonspur haben durchaus Potential. Doch dann entscheidet sich der Regisseur einerseits, mithilfe des bekannten Musikthemas von John Carpenter in das Remake überzugehen, wobei ausreichend übernommene Handlungsstränge und die bekannten subjektiven Einstellungen aus der hinter Hecken versteckten Perspektive des Killers das Wiedererkennen des Originalfilms ermöglichen, bevor Zombie dann den Film ganz in seiner Art zu Ende bringt. Von seinen zwei vorhergehenden Filmen kenne ich nur das Debüt House of 1000 Corpses, aber es ist offensichtlich, daß Zombie in der Wahl seiner inszenatorischen Mittel irgendwie festgelegt ist. Und somit präsentiert sich Michael Myers’ Kinderstube wie eine White-Trash-Nummernrevue, die direkt aus Natural Born Killers übernommen sein könnte, und auch seine Affinität zu unterschiedlichen Filmmaterialien (grobkörniges Schwarz-Weiß, übersteuerte Super-8-Aufnahmen) drängt sich in den Vordergrund, bevor das Finale erneut zum eher enervierenden als mitreißenden Horror-Trip ohne Ende gerät, und eher an Texas Chainsaw Massacre (Myers arbeitet auch ohne Kettensäge wie ein Abbruchunternehmen, und das “final girl” versteckt sich auch lieber im ersten Stock irgendwelcher Häuser statt einfach immer geradeauszulaufen) erinnert als an Carpenters Original.
Kommen wir aber kurz zu den positiven Aspekten, denn immerhin hat Zombie seinen Film teilweise auch wie eine Hommage aufgebaut, was sich beispielsweise in der Besetzung zeigt, die neben den üblichen Verdächtigen (Gattin Sheri Moon Zombie, Sid Haig) nicht nur Carpenters "andere" Scream-Queen Adrienne Barbeau (Jamie Lee Curtis stand offenbar nicht zur Verfügung) und Danielle Harris, eine Hauptdarstellerin (als Laurie Strodes Tochter) in Halloween IV und V, sondern auch so obskure und für Fans des Genres interessante Darsteller wie Udo Kier, Sybil Danning, Danny Trejo, Clint Howard oder Tom Towles. Als Hommage aber noch schöner ist, daß an beiden Halloween-Abenden jeweils ein Kind gezeigt wird, das Christian Nybys The Thing From Another World im Fernsehen sieht. Nicht nur ist Howard Hawks, der Produzent des Films, dessen größtes Vorbild (was man z. B. bei Rollennamen wie Lee Brackett sieht - vergleiche Leigh Brackett, 1978 verstorbene Drehbuchautorin bei einem halben Dutzend Hawks-Filme, darunter The Big Sleep, Rio Bravo und Hatari!), auch drehte Carpenter ein Remake dieses Films (oder nennen wir es eine Neuverfilmung der Kurzgeschichte), und schließlich wirkt das "Karottenmonster" (weil der Alien ein Gemüse ist und schließlich auch "gekocht" wird) wie das missing link zwischen Frankensteins Monster und Michael Myers. Diesen Subtext des Films muss man sich aber selbst zusammenbasteln, Zombie deutet dies durch den zweifach gezeigten Filmschnipsel nur an. Und das reicht nicht bei einem Regisseur, dem man einfach vorwerfen muß, daß er zuviel* zeigt und zuwenig andeutet (der Produzent rühmt sich im Pressematerial fast in einem Atemzug, daß "die fünf Minuten vor der Tat immer wichtiger als der Mord selbst" sind und daß Michael "einige neue Tötungsmethoden in petto" hat, ohne sich des innewohnenden Widerspruchs dieser Aussagen bewußt zu sein).
* Rob Zombies Halloween führt übrigens auch eine neue (US-amerikanische) Welle der überflüssigen Zurschaustellung des weiblichen Primärgeschlechtsorgans fort, die man auch in Knocked Up und The Heartbreak Kid beobachten kann (dies ist definitiv keine Empfehlung des Autoren!!). Offenbar können Amerikaner ihre Prüderie nur dadurch bekämpfen, indem sie über das Ziel hinausschießen.