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Ratatouille
(R: Brad Bird)
USA 2007, Buch: Brad Bird, Story: Brad Bird, Jim Capobianco, Jan Pinkava, Kamera / Beleuchtung: Robert Anderson, Sharon Calahan, Schnitt: Darren Holmes, Musik: Michael Giacchino, Production Design: Harley Jessup, End Titles Paintings: Scott Morse, mit den Original- / deutschen Stimmen von Patton Oswalt / Axel Malzacher (Remy), Lou Romano / Stefan Günther (Linguini), Janeane Garofalo / Elisabeth von Koch (Colette), Ian Holm / Gudo Hoegel (Skinner), Brad Garrett / Donald Arthur (Gusteau), Peter O'Toole / Jürgen Thormann (Anton Ego), Peter Sohn / Manuel Straube (Emile), Brian Dennehy / Harald Dietl (Django), Will Arnett / Tim Mälzer (Horst), Julius Callahan / Wahid Mannes (Lalo), James Remar / Claus Brockmeyer (Larousse), John Ratzenberger / Hartmut Neugebauer (Mustafa), Tony Fucile / Gerhard Jilka (Pompidou), Brad Bird / ? (Ambrister Minion), 110 Min., Kinostart: 3. Oktober 2007
Kein Monat vergeht, an dem nicht ein Animationsfilm in den Kinos anläuft. Dreamworks, Disney, aber auch die noch recht neuen Animationsbetriebe der Studios Fox und Sony werden nicht müde, zu produzieren. Das Einzige, auf das man sich aber immer noch freuen kann, ist der jährliche Filme aus dem Hause Pixar (mittlerweile Eigentum von Disney, aber die Qualität hat darunter noch nicht gelitten). Selbst ein mittelprächtiger Pixar-Film wie A Bug’s Life oder Cars sticht aus der Jahresproduktion immer heraus, und wenn man, wie zuletzt bei The Incredibles, ein glückliches Händchen hat, kann sich das Resultat mitunter sogar mit der nichtanimierten Filmkonkurrenz messen (was sich beim Superhelden-Film The Incredibles vor drei Jahren aufdrängte). Daß der neue Pixar-Film Ratatouille vom selben Regisseur wie Die Unglaublichen stammt, war bereits ein gutes Omen, und auch wenn man bei der Auswahl der Spezies der Hauptfiguren diesmal anderen Animationsfilmen wie Flushed Away hinterherzulaufen scheint, werden hier keine alten Ideen recyclet (wie es bei vielen anderen Animationsstudios fast schon der Normalzustand scheint), sondern man probiert mal wieder etwas Neues.
Die Ratte Remy hat zwar ein fast flauschig zu nennendes, blau schimmerndes Fell, kann aber beispielsweise (und dies blendet der Trailer geschickt aus) nicht mit Menschen sprechen wie Bernhard und Bianca. Daß Remy sich ausgerechnet einbildet, einem Pariser Feinschmeckerrestaurant zu zwei verlorenen Sternen zurückzuverhelfen zu können, wirkt natürlich absurd, aber der Film baut auf dieser Prämisse eine spannende Geschichte auf, bei der Gesundheitsinspektoren zwar auch mal ausgeschaltet werden müssen, bei der aber die vorherrschenden Vorurteile einerseits bestätigt werden (der Aufbau des Rattennestes erinnert an die Mafia), andererseits auf subtile Weise umgangen werden (um als Koch tätig zu sein, bewegt sich Remy nur auf seinen Hinterpfoten und ist mit den Vorderpfoten sehr reinlich).
Neben bewährt rasanten Actionsequenzen (überleben können in einer Küche nur Ratten, die extrem schnell sind) überzeugt der Film durch die immer wieder in Frage gestellte Freundschaft zwischen der Ratte und dem Küchenjungen, die (wie vieles anderes) durch geniale Ideen vorangetrieben wird. Remy versteckt sich nämlich unter Linguinis Kochmütze und steuert ihn mithilfe seiner Haare wie eine Marionette.
Natürlich geht es mal wieder um den Ausverkauf der Kochkunst bzw. die Ausnutzung des Konterfeis des verstorbenen Meisterkochs Gusteau für eingefrorene Fastfood-Produkte (hier zeigt sich der amerikanische Film übrigens sehr frankreichfreundlich und macht keinen Hehl daraus, daß die USA mit Kochkunst nur in Ausnahmefällen in einem Satz genannt werden sollten), und neben dem bösen Koch, der von der Gesichts-Physiognomie an Aladdins Jafar erinnert, und der kleptomanischen Rattenfamilie, der Remy besser nicht seinen neuen Arbeitsplatz gezeigt hätte, gibt es noch einen ausgemergelten Restaurantkritiker, dessen Büro wie ein Sarg aussieht (“you’re a bit thin for someone who likes food”). Und viele andere Ideen oder Figuren des Films will ich hier gar nicht schon verraten. Ratatouille ist ein Klassiker, der sogar Ehrerweisungen an abstrakte Animatoren wie Ruttmann und Fischinger einstreut, der im Nachspann stolz darauf hinweist, daß man bei Pixar mit Motion Capture nichts am Hut hat, und der für die gezeichnete Abspann-Animation niemand geringeres als den geschätzten Comic-Zeichner Scott Morse (Soulwind, Plastic Man) gewinnen konnte. Einer der besten Filme des Jahres.
Vorfilm: Lifted (R: Gary Rydstrom)
Eine schöne Tradition bei Pixar-Filmen ist der Vorfilm, auch wenn hier in letzter Zeit selten das Niveau von Klassikern wie Knick Knack eingestellt werden konnte. Lifted ist eine kleine Gagnummer, die aus einer typischen Entführung durch Aliens eine Art Führerscheinprüfung macht. Respektlos und für Sechsjährige wahrscheinlich nur bedingt nachvollziehbar, aber als Vorspeise für den Hauptgang Ratatouille bereits eine frühe kulinarische Offenbarung. Auf jeden Fall Grund genug, pünktlich im Kino zu sitzen!