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Dezember 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Flutsch und wegOriginaltitel: Flushed away, USA / UK 2006, Regie: David Bowers, Sam Fell, Buch: Dick Clement, Ian La Frenais, Chris Lloyd, Joe Keenan, Will Davies, Layout / Kamera: Brad Blackbourne, Frank Passingham, Schnitt: John Venzon, Eric Dapkewicz, Musik: Harry Gregson-Williams, mit den Original- / deutschen Stimmen von Hugh Jackman / Ralf Bauer (Roddy St. James), Kate Winslet / Jessica Schwarz (Rita), Ian McKellen / Bert Franzke (The Toad / Kröte), Jean Reno / Frank-Otto Schenk (Le Frog / Le Frosch), Bill Nighy / Frank Glaubrecht (Whitey), Andy Serkis / Andreas Fröhlich (Spike), Shane Richie / Olaf Reichman (Sid), Kathy Burke (Rita’s Mum), David Suchet (Rita’s Dad), Miriam Margoyles (Rita’s Grandma), Rachel Rawlinson (Tabitha), Conrad Vernon (Take Out), Tom McGrath (Action Figure / Artist), Sam Fell (Liam / Prophet / Ladykiller / Fanseller), David Bowers (Goldfish / Fly / Shocky / Henchfrog #1 / Tadpole), Nick Park (Slugs #1), Karey Kirkpatrick (Slugs #2), 90 Min., Kinostart: 7. Dezember 2006
Aardman Animation arbeitete schon bei Wallace & Gromit - The Curse of the Were-Rabbit mit Dreamworks zusammen (ähnlich wie früher Pixar mit Disney), doch diesmal dauerte es kein halbes Jahrzehnt, bis alle Einzelbilder geknetet waren, dann man schloß sich mit der (Computer-)Animationsabteilung von Dreamworks zusammen und ließ diese die Animation der zwar wie Knetgummi aussehenden, aber computeranimierten Figuren übernehmen. Bei den Stabangaben sieht das aus wie The Best of Both Worlds: Neben den zwei Regisseuren, die bereits bei beiden Firmen arbeiteten, findet man etwa bei den unwichtigeren Synchronstimmen Namen wie Nick Park (Wallace & Gromit-Erfinder), Tom McGrath (Madagascar-Regisseur), Peter Lord (Chicken Run) oder Conrad Vernon (Shrek 2). Ich will jetzt nicht unken und sagen “Zuviele Köche verderben den Brei” (dazu hat mir der Film auch viel zu gut gefallen), aber zumindest bei der Animation erscheint mir diese “praktische” Lösung nicht das bestmögliche Ergebnis gebracht zu haben. Bei den Mundbewegungen wirkt vieles zu vereinfacht, als hätte ein Computer-Animator seinen Knetgummi-Kollegen zeigen wollen, wieviel schneller man dieses so bewerkstelligen kann. Und bei den Szenen mit riesigen Settings (und davon gibt es eine Menge, wie auch schon der Arbeitstitel Ratropolis andeutet) fehlt einem Puristen wie mir einfach das Gefühl für Handarbeit. Wenn etwa acht wie Ninjas ausgebildete Frösche (offensichtlich konnten sich die Briten und Amerikaner sehr schnell darauf einigen, welche europäische Nation sie parodieren wollen, siehe auch Robin Hoods Menagerie in Shrek) mithilfe einer Fliege dazu bewogen werden, alle gleichzeitig ihre Zunge hervorschnellen zu lassen, so funktioniert das als Witz auch in CGI - in Knetgummi umgesetzt hätte es einen aber vom Kinositz geworfen. Der bei Dreamworks mitunter unstillbare Drang, alles und jeden zu parodieren, führt natürlich zu einigen schönen Einzelmomenten (Finding Nemo, The Empire Strikes Back, James Bond, Les parapluies de Cherbourgh), doch die Stringenz der Story, wie man sie in den besten Pixar-Filmen findet, leidet ein wenig darunter. Der Gegensatz des goldenen Käfig, in dem Hausratte Roddy zunächst lebt, zum chaotisch heruntergekommenen Leben in einer Massenfamilie oder gar Rattenstadt, funktioniert zwar sehr gut, und auch die wie eine weibliche Indiana Jones konzipierte Rita (die übrigens erstaunlich rattenscharf aussieht) überzeugt, doch die Gegenspieler wirken wie Schurken aus der Schublade - tausendmal gesehen und kein Vergleich etwa zu Prince Charming, Feathers McGraw oder auch nur Victor Quatermaine. Trotz all dieser Einwände bleibt Flushed Away aber einer der sehenswerten Animationsfilme des Jahres (und trotz meiner Vorliebe für das Genre würde ich dazu längst nicht alles zählen) und bietet von der ersten bis zur letzten Minute köstliche Unterhaltung. Ähnlich wie in Pixar-Filmen gibt es übrigens am Rande jede Menge Hinweise auf frühere Filme: Ein Wallace & Gromit-Buch im Regal, Alex aus Madagascar als aufblasbares Souvenir oder ein Überbleibsel der Karnickelplage. Anstelle der Kaninchen gibt es diesmal übrigens (singende) Nacktschnecken, die schon während des Films unübersehbar sind und dann auch noch den Nachspann aufmischen. |
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