Abgedreht
(R: Michel Gondry)
Originaltitel: Be Kind Rewind, USA 2008, Buch: Michel Gondry, Kamera: Ellen Kuras, Schnitt: Jeff Buchanan, Musik: Jean-Michel Bernard, Production Design: Dan Leigh, mit Jack Black (Jerry), Mos Def (Mike), Melonie Diaz (Alma), Danny Glover (Mr. Fletcher), Mia Farrow (Mrs. Falewicz), Irv Gooch (Wilson), Sigourney Weaver (Ms. Lawson), 101 Min., Kinostart: 3. April 2008
Mochte nach Science of Sleep noch mancher an Michel Gondry zweifeln, beweist sein zweiter Spielfilm nach eigenem Drehbuch (Nach den Charlie-Kaufman-Skripts zu Human Nature und Eternal Sunshine of the Spotless Mind sowie dem Dokumentarfilm Dave Chappelle’s Block Party), dass sich der Augsburger-Puppenkiste-Charme des nach eigener Auskunft “ewig zwölfjährigen” Franzosen durchaus auch auf abendfüllende Projekte und das Publikum überträgt.
“Be Kind Rewind” (sozusagen: “netterweise zurückspulen”) ist der Name einer Videothek, die sich nur schwerlich gegenüber diversen DVD-bestückten Großketten durchbeißen kann, und deren Besitzer und Leiter Mr. Fletcher (Danny Glover) sich zur “Marktsondierung” (d. h. Werkspionage bei der Konkurrenz) für einige Tage verabschiedet und seinem besten Mitarbeiter Mike (Mos Def) den Laden überlässt. Nicht, ohne ihn zuvor zu bitten, Mikes Freund Jerry (Jack Black), einen von Verschwörungstheorien verquasten Wirrkopf, während dieser Zeit nicht ins Geschäft zu lassen. Doch es kommt, wie es kommen musste: Jerry unternimmt einen nächtlichen Ausflug ins Elektrizitätswerk zu Sabotagezwecken, schafft es dort aber nur, magnetisiert zu werden, und nachdem er der Videothek mal wieder einen Besuch abgestattet hat, sind plötzlich alle Bänder gelöscht, weshalb schon bald Beschwerden ins Haus flattern. Doch Jerry weiß Rat: Warum den von der kauzigen Mrs. Falewicz (Mia Farrow) verlangten Ghostbusters nicht einfach neu drehen? Mike spielt Bill Murray, Jerry alle anderen, und über Mrs. Falafelwitzens Neffen und seine Gang gewinnen die “geschwedeten” Tapes sehr schnell eine Anhängerschaft, die nur dadurch bei Laune gehalten werden kann, dass die Konsumenten schließlich bei der Produktion der Filme assistieren müssen. Das Hollywoodsystem wird auf den Kopf gestellt, doch natürlich dauert es nicht lange, bis die Miethaie, deren letzte Zahlungen unterblieben, und die Hollywoodmaschinerie die innovative Kreativität zunichte machen wollen.
Wer sich die Mühe macht, bei Be Kind Rewind nach einer Metaebene zu suchen, wird auch belohnt, wer sich einfach nur unterhalten lassen will, aber genauso.
Wenn Jack Black als “Miss Daisy” auftritt und Mos Def sich als ihr Chaffeur immerhin die typischen Morgan-Freeman-Punkte ins Gesicht gemalt hat, dann ist michel Gondry in seinem Metier, und das Publikum folgt ihm willig. Im Rahmen der PR-Aktionen zum Film will man auch die (potentiellen) Zuschauer dazu animieren, Filme zu “schweden”, und wer schon mal auf angryalien.com die “gehäschenten” Versionen von Filmklassikern gesehen hat oder voller Erstaunen den Erfolg der Zucker-Abrahams-Zucker-Filme oder Scary, Date und Epic Movies realisiert hat, dem dürfte klar sein, dass Michel Gondrys Film hier eine Marktlücke gefunden hat, die vor allem jeden Filmbegeisterten mit einer nur geringen Trash-Toleranz mitreißen dürfte. Die Drehbücher von Charlie Kaufman sind zwar auch was für den Kopf, aber die Drehbücher von Michel Gondry verleiten zum Träumen und selber kreativ werden, und bei allen möglichen Ansätzen zur Kritik dürfte zumindest dies das uneingeschränkte Lob des Kindskopfs Gondry rechtfertigen.