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20. August 2008
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)
Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)
Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)
© 2008 Senator Film
Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)
Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)
Der Sohn von Rambow (R: Garth Jennings)

Der Sohn von Rambow
(R: Garth Jennings)

Originaltitel: Son of Rambow, UK / Frankreich / Deutschland 2007, Buch: Garth Jennings, Kamera: Jess Hall, Schnitt: Dominic Leung, Musik: Joby Talbot, Casting: Susie Figgis, mit Bill Milner (Will Proudfoot), Will Poulter (Lee Carter), Jules Sitruk (Didier Revol), Jessica Stevenson (Mary Proudfoot), Tallulah Evans (Jess Proudfoot), Anna Wing (Grandma), Neil Dudgeon (Brother Joshua), Ed Westwick (Lawrence Carter), Lee Long (Lawrence's Henchman #1), Adam Paul Harvey (Lawrence's Henchman #2), Atila Emirali (Rambo Double), Finola McMahon (Gail Graham), Rachel Mureatroyd (Marie Plante), Taylor Richardson (David Smart), Peter Robinson (Lucas Dupont), Charlie Thrift (Duncan Miller), Sam Kubrick-Finney (Danny), Emilie Chesnais (French Teacher), Paul Ritter (Geography Teacher), Adam Buxton (Science Teacher), Edgar Wright (Metal Work Teacher), 96 Min., Kinostart: 21. August 2008

Nachdem die in der Werbung und mit Videoclips bekannt gewordene Produktionsfirma Hammer & Tongs (Regisseur Garth Jennings, Produzent Nick Goldsmith) als ersten Spielfilm The Hitchhiker's Guide to the Galaxy realisiert hatten, besannten sie sich auf ihre Jugend und erzählen nun die Geschichte zweier etwa elf- oder zwölfjähriger Jungs, die Anfang der 1980er ihre ganz persönliche Version eines Sequels zu Ted Kotcheffs Rambo (aka First Blood) drehen, was sich angesichts des youtube-Booms und des Erfolgs von Be Kind Rewind als geschickte Verbindung aktueller Strömungen mit einer autobiographisch angehauchten Nostalgie erwies, denn Son of Rambow wurde nicht nur in England zu einem Überraschungshit und spielte weltweit bereits 10 Millionen US-Dollar ein.

Dies liegt sicher neben dem nostalgischen Reiz des Films (den zeitgenössischen Soundtrack liefern u. a. Just can't get enough von Depeche Mode, Wild Boys von Duran Duran, Close to Me von The Cure, Peek-a-Boo von Siouxsie & the Banshees oder I can't wait von Nu Shooz) an den beiden Hauptfiguren des Films, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Will Proudfoots Familie gehört zu den Plymouth Brethren, einer religiösen Gemeinschaft, die weltlichen Ablenkungen wie Fernsehen oder Popmusik abschwört und auch ansonsten ein wenig an die Amish People erinnert. Dass Will überhaupt eine öffentliche Schule besucht, ist schon ein Ausnahmefall, und während er das Klassenzimmer verlässt, weil drinnen mal wieder Unterrichtsinhalte per Videorecorder nahegebracht werden, ist Lee Carter ein Querulant und Unterrichtsstörer, der deswegen an die Luft gesetzt wird. Und so lernen sich die beiden Jungs kennen (die Einzelheiten sollen an dieser Stelle gar nicht ausgeplaudert werden), was dann dazu führt, dass Wills filmische Sozialisation ausgerechnet über eine Raubkopie von First Blood vonstatten geht, und da Lee seinen folgsamen Freund eh schon als Stuntman für die eigenen Filmprojekte eingespannt hatte, und Wills Fantasie kaum Grenzen kennt (seine Bibel dient ihm auch als Malbuch), ist schnell eine vom gesamten Lehrerkörper und Wills Brethren untersagte Filmproduktion in Gange, bei der dann auch noch der den Schülern wie ein außerirdischer Michael Jackson vorkommende französische Austauschschüler "Didier Revol" einspringt, und bei komplizierten Spezialeffekten und Stunts das Leben der Darsteller in Gefahr und das Ansehen einiger Lehrer in Mitleidenschaft gezogen wird.

Was den Film auszeichnet, ist hierbei eine überbordende Fantasie, die sich mitunter sogar in animierten Passagen (ein Alptraum) austobt, gepaart mit einer Bodenständigkeit, die trotz einiger skurriler Ereignisse dennoch die Freundschaft der zwei Knaben (und ihre Familienprobleme) immer in den Mittelpunkt rückt, und den erdachten Verwandtschaftsgrad zum Kriegshelden Rambo als Sehnsucht nach einem Ersatzvater, die beide Jungen verbindet, offenbart, und nicht nur als Witzelieferant wie in einem Zucker-Film. Dass Son of Rambow dennoch extrem witzig ist, muss nicht weiter erwähnt werden.